Container voll Plastikmüll im  Hafen von Tanjung Priok, Indonesien

Kunststoffabfälle Plastikmüll-Exporte nach Asien steigen kräftig

Stand: 14.02.2024 08:18 Uhr

Deutsche Plastikmüll-Exporte nach Asien sind im vergangenen Jahr um fast die Hälfte gestiegen. Umweltschützer weisen darauf hin, dass solche Ausfuhren teilweise als Müll in der Landschaft landen.   

Immer mehr Plastikmüll wird nach Asien verschifft. 2023 seien rund 158.000 Tonnen Kunststoff-Abfälle aus der Bundesrepublik dorthin transportiert worden und damit circa 51.000 Tonnen mehr als ein Jahr zuvor, teilte der Entsorgungsverband BDE mit. Die Angaben sind eine Schätzung: Für die ersten zehn Monate 2023 liegt eine amtliche Statistik vor, für die letzten zwei eine Hochrechnung des Verbandes.

Schon 2022 waren die Exporte gestiegen, damals allerdings nur leicht um sechs Prozent. Es geht um Ausfuhren in Staaten wie Malaysia, Indonesien und Vietnam. Die Türkei wird in der Statistik Europa zugerechnet.

Plastik als Rohstoff

Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als sechs Millionen Tonnen Kunststoff-Abfälle verwertet, der Anteil der Asien-Ausfuhren daran ist gering. Sie werden nicht als Müll gewertet, sondern als Rohstoffe, die zu Textilien, Straßenpollern oder Bänken weiterverarbeitet werden.

Aus Sicht der Entsorgungswirtschaft gehört eine gewisse Menge solcher Exporte zum normalen Geschäft in Zeiten der Globalisierung. Schließlich könne damit der Bedarf nach solchen Rohstoffen in anderen Weltregionen gestillt werden, und bei sachgerechter Anwendung werde ein Mehrwert für die Wirtschaft geboten.

Umweltschützer fordern Ausfuhrverbot

Umweltschützer weisen aber darauf hin, dass die Vorschriften und Kontrollen in ärmeren Staaten schwächer seien und solche Ausfuhren teilweise doch als Müll in der Landschaft und den Meeren landeten. Die Organisation Greenpeace fordert ein Verbot solcher Ausfuhren.

"Unser Plastikmüll muss auch in Deutschlands recycelt werden, sonst wird sich am kaputten System des Einwegplastiks nichts ändern", sagt Greenpeace-Expertin Viola Wohlgemuth. Es ärgere sie, dass der nach Asien verschiffte Müll als recycelt gewertet werde und damit die Recyclingquote verbessere. Damit belüge man sich selbst, moniert die Umweltschützerin.

Die Umweltschützerin plädiert für entschlossene Maßnahmen, um die Nutzung von Mehrweg-Artikeln voranzubringen und die gewaltigen Mengen an Plastik-Einwegartikeln zu reduzieren.

Asien-Exporte auf lange Sicht deutlich gesunken

Der Verband BDE wiederum verlangt von der Politik, dass geltende Regeln streng kontrolliert werden und schwarze Schafe unter den Firmen dadurch keine Chance haben. Außerdem weist der BDE darauf hin, dass der Asien-Anteil am deutschen Exportgeschäft der Abfallbranche im Vergleich zum Beginn des vergangenen Jahrzehnts sehr gering sei: 2011 hatte Deutschland nach China 763.400 Tonnen Kunststoff-Abfälle verschifft, also etwa fünf Mal so viel wie im vergangenen Jahr nach Asien insgesamt.

Damals war China mit großem Abstand der Hauptabnehmer. Später schob Peking dem umstrittenen Geschäft mit strengen Importregeln einen Riegel vor, heute liegt der China-Anteil bei null.

Abfallmenge sinkt kontinuierlich

Die Asien-Exporte machen der BDE-Statistik zufolge nur circa ein Viertel aller Plastikabfall-Ausfuhren aus Deutschland aus. Hauptabnehmer waren 2023 die Niederlande (rund 126.000 Tonnen), gefolgt von Malaysia (90.000), der Türkei (86.000), Polen (65.000), Indonesien (40.000), der Schweiz (39.000), Österreich (38.000) und Belgien (30.000). Auch Vietnam (25.000) und Tschechien (16.000) waren unter den zehn wichtigsten Abnehmer-Staaten.

Alles in allem betrug das Ausfuhrgewicht im vergangenen Jahr rund 685.000 Tonnen und damit nur etwa halb so viel wie 2013 (1.325.000 Tonnen). In der BDE-Statistik, die bis zum Jahr 2008 zurückgeht, ist es der mit Abstand niedrigste Wert - seit 2016 sinken die Plastikabfall-Mengen kontinuierlich. 2022 waren es noch rund 757.000 gewesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 14. Februar 2024 um 08:39 Uhr.