Schilder weisen den Weg zur Sicherheitskontrolle am Hamburger Flughafen
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Warnstreik an Airports Was Flugreisende jetzt wissen müssen

Stand: 01.02.2024 13:30 Uhr

Kaum fahren die Züge der Bahn wieder, bleiben nun viele Flugzeuge am Boden. Grund ist ein Warnstreik des Sicherheitspersonals - mehr als 1.100 Verbindungen fallen aus. Was Flugreisende jetzt wissen müssen - ein Überblick.

Wie ist die Ausgangslage?

Wer gerade einfach nur von A nach B kommen will, hat es in diesen Tagen nicht leicht. Erst legten Streiks der Lokführergewerkschaft GDL den Bahnverkehr lahm, die Bauern blockierten viele Straßen mit ihren Landmaschinen und nun folgt die Gewerkschaft ver.di - zunächst am Donnerstag mit Ausständen an den Flughäfen und einen Tag später im öffentlichen Personennahverkehr.

Welche Flughäfen sind betroffen?

Gestreikt wird am Donnerstag an den Flughäfen Hamburg, Bremen, Hannover, Berlin, Köln/Bonn, Düsseldorf, Leipzig/Halle, Dresden, Erfurt, Frankfurt/Main und Stuttgart. Die Flughäfen München und Nürnberg werden nicht bestreikt, da dort die Beschäftigten im öffentlichen Dienst arbeiten. Die Arbeitsniederlegungen begannen an etlichen Airports bereits am Mittwochabend. An den Flughäfen Köln/Bonn und Hannover wurden für die Nacht geplante Flüge bereits gestrichen, unter anderem in Leipzig/Halle fielen schon am Abend mehrere Verbindungen aus.

Geht dann an den Airports gar nichts mehr?

Zumindest bei den Abflügen dürfte das an den meisten Flughäfen so sein. Die Luftsicherheitskräfte sind etwa an den Kontrollen für Passagiere, Gepäck und Personal tätig. Ohne sie ist ein normaler Betrieb nicht möglich. Am Frankfurter Flughafen werden die Sicherheitskontrollen außerhalb des Transitbereichs geschlossen sein, sagte ein Sprecher des Betreibers Fraport. "Ein Zustieg zu Flügen ab Frankfurt ist damit nicht möglich." Das Unternehmen bittet alle Passagiere, die ihre Reise in Frankfurt beginnen möchten, nicht zum Flughafen zu kommen.

Auch am Flughafen Berlin Brandenburg (BER), in Stuttgart und in Hamburg wurden alle Abflüge gestrichen. In Düsseldorf soll es einen reduzierten Flugplan geben. Ähnliches gilt auch für Köln/Bonn. An den Flughäfen Leipzig/Halle, Dresden und Erfurt muss ebenfalls mit Ausfällen und Verspätungen zu rechnen sein. "Die Airlines werden über die Streiksituation informiert und entscheiden dann, was sie machen", teilte die Mitteldeutsche Flughafen AG mit.

Welche Folgen hat das?

Nach Angaben des Flughafenverbandes ADV fallen wegen des geplanten Warnstreiks voraussichtlich mehr als 1.100 Flüge komplett aus oder können nur verspätet stattfinden. Betroffen seien etwa 200.000 Passagiere.

Was können Passagiere tun?

Die Lufthansa bietet kostenlose Umbuchungen im Zeitraum bis zum 8. Februar an. Passagiere für innerdeutsche Flüge könnten ihr Ticket kostenlos in eine Bahn-Fahrkarte umtauschen, unabhängig davon, ob ihr Flug stattfindet oder nicht, so das Unternehmen. Kunden sollten Flüge über die App selbstständig umbuchen oder sich an ein Service-Center wenden. Es sei für sämtliche Passagiere, die für Donnerstag nach Frankfurt gebucht sind, ab sofort möglich, ihre Flugscheine in ein Ticket der Deutschen Bahn umzutauschen, so die Lufthansa.

Auch die Direktflugtochter Eurowings bittet Passagiere, sich über ihre Flüge zu informieren und sie gegebenenfalls umbuchen zu lassen. Es soll auch einen angepassten Flugplan geben, über den die Passagiere informiert werden. Ursprünglich waren 270 Flüge geplant.

Bekomme ich mein Geld zurück, wenn der Flieger ausfällt?

Grundsätzlich haben Reisende nach EU-Recht die Möglichkeit, bei kurzen Flügen bis zu 250 Euro einzufordern, wenn ihre Verbindung gestrichen und keine angemessene Alternative angeboten wird. Das gilt für Flüge unter 1.500 Kilometer, bei längeren Strecken steigt die Entschädigungshöhe. Wenn sich die Airline aber auf außergewöhnliche Umstände berufen kann, haben Passagiere kein Recht auf Entschädigung. Darunter versteht man Umstände, die für die Airline nicht beherrschbar sind. Das kann auch ein Streik sein. Vor allem dann, wenn es nicht die Angestellten der Airline selbst sind, die streiken, sondern externe Beschäftigte - etwa das Sicherheitspersonal am Flughafen.

War es das dann erstmal mit Warnstreiks?

Nein. Am Freitag geht es direkt weiter: Da hat die Gewerkschaft ver.di in allen Bundesländern außer Bayern zu einem eintägigen Warnstreik im öffentlichen Personennahverkehr aufgerufen. Die Gewerkschaft verhandelt derzeit mit den kommunalen Arbeitgeberverbänden über neue Tarifverträge für etwa 90.000 Beschäftigte.

Außerdem rief ver.di für Freitag zu weiteren Arbeitsniederlegungen am Flughafen in Hamburg auf: Bodenverkehrsdienstleister sollen von 3 Uhr bis 23.59 Uhr die Arbeit niederlegen, teilte die Gewerkschaft mit.

Betroffen seien die Dienstleister Groundstars, Stars und Cats. Deren Beschäftigte sind laut ver.di unter anderem für die Be- und Entladung der Flugzeuge, die Bereitstellung technischen Geräts, das Zurückschieben der Flugzeuge, die Gepäckabfertigung, die Flugzeugenteisung sowie die Innenreinigung der Maschinen zuständig.

Und auch bei der Lufthansa könnte es bald zu einem Streik kommen - und zwar beim Kabinenpersonal. Denn die Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO hat die Tarifverhandlungen abgebrochen. "Auch das letzte Angebot der Lufthansa reicht nicht aus", hieß es in einem Rundschreiben an die Mitglieder. Es gebe keine weiteren Verhandlungstermine.

Und der Tarifkonflikt zwischen Bahn und GDL ist ja auch noch nicht gelöst. Aber zumindest spricht man dort nun erstmal miteinander. Bis März soll es keine Streiks geben.

Mit Informationen von Christoph Kehlbach, ARD-Rechtsredaktion.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 31. Januar 2024 um 23:00 Uhr in den Nachrichten.