LKW fährt unter einer Mautbrücke auf einer Autobahn.

Neue CO2-Komponente Höhere Lkw-Maut, höhere Verbraucherpreise?

Stand: 01.12.2023 08:27 Uhr

Auf deutschen Autobahnen und Bundesstraßen gilt von heute an eine deutlich höhere Lkw-Maut. Die Speditionsbranche warnt vor höheren Preisen für Verbraucher. Doch die Bundesregierung beschwichtigt.

Für schwere Lastwagen wird die Fahrt auf deutschen Autobahnen und Bundesstraßen ab heute deutlich teurer: Pro Tonne ausgestoßenem Kohlendioxid (CO2) fällt ein Aufschlag von 200 Euro an. Die konkreten Mehrkosten hängen also von den jeweiligen Emissionen des Fahrzeugs ab. Dazu werden die Lkw Emissionsklassen zugeordnet, wie der bundeseigene Mautbetreiber Toll Collect erklärte.

CO2-Aufschlag: Anreize für sauberere Lastwagen

Die Klimakomponente kommt auf die bislang schon anfallende Lkw-Maut obendrauf. Diese wird aus der gefahrenen Strecke und einem Mautsatz in Cent pro Kilometer berechnet, der bisher schon Anteile für die Infrastrukturkosten sowie für Lärmbelastung und Luftverschmutzung enthielt.

Hintergrund der neuen Klima-Differenzierung ist eine EU-Richtlinie. Die vom Bundestag beschlossenen Änderungen sollen auch Anreize geben, dass mehr sauberere Lastwagen auf die Straßen kommen. Emissionsfreie Lkw sind bis Ende 2025 von der Maut befreit. Das Transportgewerbe moniert aber, dass es bisher kaum Elektro-Lkw gibt und Ladepunkte fehlen.

Mehr Fahrzeuge werden mautpflichtig

Ab 1. Juli 2024 wird die Maut zudem ausgedehnt: Dann wird sie schon für kleinere Transporter über 3,5 Tonnen fällig statt wie bisher ab 7,5 Tonnen. 300.000 Fahrzeuge dürften neu mautpflichtig werden, schätzt das Verkehrsministerium. Ausgenommen bleiben aber Fahrten von Handwerksbetrieben. Bisher sind rund eine Million schwere Lkw aus dem In- und Ausland mit Bordcomputern zum Mautabbuchen unterwegs.

Milliardeneinnahmen - auch für die Schiene

Der Bund erwartet durch die neue CO2-Komponente Mehreinnahmen in Milliardenhöhe. Die erwarteten Einnahmen springen von knapp acht Milliarden Euro in diesem Jahr auf mehr als 15 Milliarden Euro im nächsten Jahr. Von 2024 bis 2027 sollen dann Mehreinnahmen von 30,5 Milliarden Euro zusammenkommen.

Diese Einnahmen sollen unabhängig von ungewissen Haushaltslagen für Verkehrsinvestitionen reserviert werden - und erstmals auch der Schiene zufließen. Während die Hälfte der Maut-Einnahmen weiter zweckgebunden in Verbesserungen der Bundesfernstraßen fließen soll, ist der Rest überwiegend für "Maßnahmen aus dem Bereich Bundesschienenwege" vorgesehen.

Speditionsbranche warnt vor höheren Preisen

Die Speditionsbranche machte schon seit langem Front gegen die starke Anhebung. Der Vorstandssprecher des Branchenverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), Dirk Engelhardt, warnte bereits früher, dass die Mauterhöhung - angesichts geringer Margen der Betriebe - eins zu eins durchgereicht werde: Verbraucher bezahlten dann mehr für den Joghurtbecher, für die Kiste Wasser und den täglichen Einkauf. Für einen Vier-Personen-Haushalt rechnete Engelhardt mit Mehrkosten von 350 bis 400 Euro im Jahr.

Auch das Bundesverkehrsministerium erwartet, dass die Speditionsbranche die Mehrkosten an die Kunden weitergegeben wird. Mautkosten machten aber nur einen geringen Anteil der Transportkosten und einen noch geringeren der Gesamtkosten des Endprodukts aus, hieß es im Gesetzentwurf. Daher seien Auswirkungen auf das Verbraucherpreisniveau "marginal".