Ein Korb mit Pommes frites wird aus der Friteuse gehoben.

Hamburger Verbraucherzentrale Palmöl statt Sonnenblumenöl in Pommes und Chips

Stand: 15.06.2023 12:44 Uhr

Die Lieferengpässe von Sonnenblumenöl sind längst vorbei. Aber offenbar greifen Hersteller von Pommes und Chips derzeit trotzdem lieber zum günstigen Palmöl. In der Zutatenliste sucht man einen Hinweis dazu allerdings häufig vergeblich.

Hersteller von Kartoffelchips und Pommes verwenden offenbar weiterhin ersatzweise billigeres Palm- statt Sonnenblumenöl. Wie die Hamburger Verbraucherzentrale unter Verweis auf Stichprobenkäufe mitteilte, wurden die Produkte teils sogar in alten Packungen mit falscher Kennzeichnung vertrieben: In der Zutatenliste war Sonnenblumenöl aufgeführt. Der Hinweis auf das ersatzweise verwendete Palmöl fand sich lediglich in einem Aufdruck in dem Feld mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum.

Sonnenblumenöl war weltweit knapp

Laut Verbraucherzentrale ist dies durch eine Flexibilisierungsregelung bei der Lebensmittelkennzeichnung zwar übergangsweise erlaubt, damit die Branche auf außergewöhnliche Lieferengpässe reagieren kann.

Eine solche Situation lag im vergangenen Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor. Denn die Ukraine ist ein führender Produzent von Sonnenblumenöl. Das Öl wurde weltweit knapp, weshalb Unternehmen alternativ auf Palmöl und -fett umstiegen.

Lukrativ für Unternehmer, Nachteile für Verbraucher

Nach Einschätzung der Verbraucherschutzzentrale hat sich die Marktlage allerdings bereits in der zweiten Sommerhälfte des vergangenen Jahres wieder entspannt, es sei Sonnenblumenöl in ausreichender Menge verfügbar gewesen. Hersteller von Kartoffelfertigprodukten oder auch Cerealien halten dennoch weiterhin an Palmöl fest.

Für die Unternehmen sei dies wegen des niedrigeren Preises lukrativ, für die Verbraucherinnen und Verbraucher aber entstünden Nachteile: So bestehe Palmöl zu einem größeren Teil aus gesundheitlich weniger wünschenswerten gesättigten Fettsäuren, erklärten die Verbraucherschützer. Auch könnten bei der Verarbeitung krebserregende Stoffe entstehen.

Einschreiten der Lebensmittelüberwachung gefordert

Die Verbraucherzentrale untersuchte im April nach eigenen Angaben 13 Produkte, bei denen Sonnenblumenöl im Sommer 2022 durch Palmöl ersetzt worden war. Zwölf waren noch immer mit Palmöl als Zutat im Handel. Nur eine Sorte Chips wurde wieder mit Sonnenblumenöl verkauft.

Sie forderten ein Einschreiten der Lebensmittelüberwachung und rieten Verbraucherinnen und Verbrauchern dazu, sehr genau auf Zutatenlisten sowie Aufdrucke zu achten. "Unseres Erachtens nutzen die betroffenen Hersteller die Ausnahmesituation des letzten Jahres zu ihren Gunsten aus", erklärte der Lebensmittelexperte der Hamburger Verbraucherzentrale, Armin Valet.