Spotify-Logo am Gebäude des New Yorker Firmensitzes

Neue Entlassungswelle Streaming-Dienst Spotify streicht 1.500 Stellen

Stand: 04.12.2023 10:42 Uhr

Spotify hat erneut spürbare Einschnitte beim Personal angekündigt. Rund 17 Prozent aller Jobs sollen gestrichen werden. Dabei verbuchte der Streaming-Dienst im dritten Quartal sogar einen Gewinn.

Zum dritten Mal binnen eines Jahres setzt Spotify Beschäftigte vor die Tür. Der Musikstreaming-Dienst ächzt unter gestiegenen Kosten und will sich nun von mehr als tausend Mitarbeitern trennen. Etwa 17 Prozent der Gesamtbelegschaft müssten den Konzern verlassen, kündigte Spotify-Chef Daniel Ek in einem Brief an.

Ende 2022 zählte das Unternehmen mit Sitz in Stockholm fast 8.400 Angestellte. Von dem Abbau seien rund 1.500 Arbeitsplätze betroffen, sagte ein Sprecher. Schon in den vergangenen Monaten hatten in zwei Wellen insgesamt etwa 800 Angestellte ihren Hut nehmen müssen.

"Produktiver, aber weniger effizient"

Als Begründung für seine Entscheidung nannte Ek das verlangsamte Wirtschaftswachstum sowie die gestiegenen Zinsen. Ihm sei bewusst, dass eine Kürzung in dieser Größenordnung für viele angesichts des jüngsten positiven Ergebnisberichts überraschend hoch erscheine. Spotify habe 2020 und 2021 "erheblich" investiert.

"Jetzt befinden wir uns jedoch in einem ganz anderen Umfeld", so der Konzernchef weiter. Trotz der Bemühungen, die Kosten im vergangenen Jahr zu senken, seien diese weiterhin zu hoch. "Nach den meisten Maßstäben sind wir produktiver, aber weniger effizient."

Spotify gilt als die klare Nummer eins im Musikstreaming vor Apple und Amazon. Um das Wachstum durch die Expansion in neue Märkte und exklusive Inhalte wie Podcasts zu fördern, hat der Konzern seit seiner Gründung aber auch viel Geld in die Hand genommen. Allein für Podcasts gab das Unternehmen über eine Milliarde Dollar aus.

Mal wieder schwarze Zahlen im dritten Quartal

Trotz seines weltweiten Erfolgs hat Spotify noch nie einen Jahresnettogewinn erzielt, auch positive Quartalsergebnisse waren bislang die Ausnahme. Im dritten Quartal hatte es der Konzern nach einem Anstieg der Nutzerzahlen und einer Preiserhöhung allerdings mal wieder in die Gewinnzone geschafft.

Die Zahl der zahlenden Nutzer stieg zuletzt um 16 Prozent auf 226 Millionen Menschen. Von Juli bis September verbuchte das schwedische Unternehmen daher einen Gewinn von 32 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr hatte im gleichen Zeitraum ein Minus von 228 Millionen Euro zu Buche gestanden. 

Auch ein geringerer Personalabbau in den kommenden zwei Jahren wurde diskutiert, schrieb Ek. "In Anbetracht der Kluft zwischen unseren finanziellen Zielen und unseren aktuellen Betriebskosten habe ich jedoch beschlossen, dass eine umfassende Maßnahme zur Anpassung unserer Kosten die beste Option zur Erreichung unserer Ziele ist", so der Manager. Von dem Personalabbau betroffene Mitarbeiter sollen eine Abfindung erhalten, verbliebene Urlaubstage ausgezahlt werden.

Entlassungswellen in der gesamten Branche

Auch andere große Tech-Konzerne hatten in diesem Jahr zahlreiche Jobs abgebaut. Die steigende Inflation und die drohende Rezession machen der Branche zu schaffen. Nach Jahren des Wachstums bereiten sich die Unternehmen auf magere Jahre vor und setzen beim Personal den Rotstift an.

Das Ende der Fahnenstange sei aber noch nicht erreicht, erklärte Analyst Dan Ives. "Wir rechnen mit einem branchenweiten Jobabbau von weiteren fünf bis zehn Prozent. Denn viele Unternehmen haben Geld ausgegeben wie Rockstars der 1980er Jahre." Seit Anfang 2022 wurden der Internetseite Layoffs.fyi zufolge allein in den USA rund 420.000 Beschäftigte der Technologie-Industrie vor die Tür gesetzt.

So baute etwa der Online-Händler Amazon in zwei Wellen 27.000 Stellen ab. Das entspricht etwa neun Prozent der zuvor rund 300.000 Beschäftigten in der Verwaltung. Die Facebook-Mutter Meta strich erstmals seit der Firmengründung 2004 Stellen. Das Unternehmen leidet unter wegbrechenden Werbeeinnahmen und Milliardenverlusten seiner Sparte "Reality Labs". Ähnlich sieht das Bild auch bei Microsoft oder der Google-Mutter Alphabet aus.

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 04. Dezember 2023 um 11:10 Uhr im Deutschlandfunk.