Tesla Neuwagen eines Tesla-Händlers in Weiterstadt.

Tesla knapp vor Volkswagen Konkurrenzkampf am deutschen Elektroautomarkt

Stand: 10.07.2023 17:26 Uhr

Im ersten Halbjahr sind in Deutschland knapp ein Drittel mehr Elektroautos zugelassen worden als im Vorjahr. Spitzenreiter beim Absatz bleibt Tesla. Doch der Vorsprung auf VW schmilzt.

Im Kampf um den Spitzenplatz im deutschen Elektroautomarkt lässt Tesla im ersten Halbjahr erneut alle Wettbewerber hinter sich. Laut Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) wurden von Januar bis Juni 36.400 Teslas neu zugelassen. Allerdings schmilzt der Vorsprung auf Volkswagen. Der deutsche Platzhirsch verkaufte in den Monaten 34.400 reine Stromer.

Teslas Model Y das beliebteste Elektroauto der Deutschen

Tesla hatte VW im zweiten Halbjahr 2022 die deutsche Elektroautokrone abgejagt. Nun verteidigte das Unternehmen von Elon Musk den Spitzenplatz. Der Vorsprung schrumpfte allerdings von 7400 auf 2000 Autos. Die Marktanteile der Marken lagen bei 16,5 und 15,6 Prozent. Die erfolgreichsten Modelle sind dabei Teslas Model Y (27.825 Neuzulassungen), ID.4 und ID.5 von VW (18.377 Neuzulassungen) sowie der ID.3 (11.875 Neuzulassungen).

Hinter den beiden Spitzenreitern klafft eine deutliche Lücke. Dann folgen Mercedes mit 16.900, Audi mit 14.400 sowie BMW mit 12.800 Elektroautos im ersten Halbjahr und Marktanteilen zwischen 7,7 und 5,8 Prozent. Beliebtestes Modell nach denen von Tesla und VW ist der Fiat 500 mit 8672 Neuzulassungen und der Audi Q4 mit 8262 Neuzulassungen.

Insgesamt wurden in Deutschland von Januar bis Ende Juni 220.200 Elektroautos und damit 31,7 Prozent mehr zugelassen als im Vorjahr. Der Anteil der Stromer an allen Neuzulassungen liegt dem KBA zufolge bei rund 16 Prozent - nach 13,5 Prozent in den ersten sechs Monaten 2022. Über alle Antriebsarten hinweg wurden danach von Januar bis Ende Juni etwa 1,4 Millionen Autos angemeldet.

Zulassungszahlen gegenüber zweitem Halbjahr 2022 gesunken

Der deutsche Elektroautomarkt sei schwächer als es scheine, betont Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer. "Die Zulassungszahlen, die wir im Moment sehen, zeigen die Realität von gestern." Die aktuellen Auslieferungen kämen vor allem aus dem Auftragsbestand. "Der Auftragseingang ist dagegen deutlich niedriger als 2022." Zentraler Grund sei die gesunkene staatliche Förderung.

Die Elektroauto-Zulassungszahlen sind bei den fünf führenden Marken im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 zwar gestiegen, gemessen am zweiten Halbjahr des vergangenen Jahres steht bei allen außer Mercedes, das von der elektrischen E-Klasse profitiert, aber ein Minus. Dabei spielen besonders Vorzieheffekte wegen der zum Jahreswechsel gesunkenen Prämie eine Rolle, die für einen extremen Endspurt im Dezember und einen Einbruch im Januar gesorgt hatten.

"Bei Marken mit vielen Kleinwagen und unterer Mittelklasse ist der Absatz teils kräftig gesunken, weil sich dort die niedrigere Prämie besonders deutlich bemerkbar macht", erläutert Dudenhöffer. Das zeigt sich auch in den KBA-Zahlen: So haben Renault, Opel, Fiat und ein wenig auch Hyundai, die vor einem Jahr noch starke Zahlen zeigten, Federn gelassen.

Experte erwartet Preiskampf

Dass VW dem Einbruch entgangen ist, führt Dudenhöffer darauf zurück, dass die Wolfsburger zuletzt mehr Rabatte gegeben hätten. Und das könnte erst der Anfang gewesen sein: "Ich erwarte einen heftigen Preiskampf bei Elektroautos in Europa", sagte der Branchenexperte der Nachrichtenagentur dpa. "Tesla hat in den letzten 15 Monaten deutlich mehr Fahrzeuge produziert als verkauft, und in China kann der Hersteller seine Autos nicht mehr mit Rabatten auf den Markt werfen. Dadurch verlagert sich der Preiskrieg nach Europa."

Dieser Effekt treffe hierzulande auf einen ohnehin schon schwächelnden Markt. "Bei Tesla könnten die Preise dadurch um weitere fünf bis zehn Prozent sinken", erwartet Dudenhöffer. Wie weit die anderen Marken mit gingen, bleibe aber abzuwarten. "Für die Verbraucher mag das eine gute Nachricht sein, bei den Herstellern wird es aber für die ein oder andere schlaflose Nacht sorgen."

ID.3 in China mehr als 20 Prozent günstiger

Dazu passt, dass Ende Juni bekannt wurde, dass VW die E-Auto-Produktion in seinem Werk in Emden vorübergehend drosselt, unter anderem durch längere Werksferien und den Wegfall einer Spätschicht. In China hat der Wolfsburger Konzern die Preise für seine Elektromodelle bereits stark gesenkt - offiziell im Rahmen einer limitierten Rabattaktion. Die beiden Varianten des vom Joint Venture SAIC-Volkswagen angebotenen ID.3 kosten 22,7 Prozent beziehungsweise 21,9 Prozent weniger als zuvor.

Für den ID.3 zahlen die chinesischen Verbraucher nun 125.888 Yuan und 149.888 Yuan. Umgerechnet sind das rund 15.800 und 18.900 Euro. Die offiziellen Listenpreise liegen dagegen bei 162.888 und 191.888 Yuan. Allerdings gelten die Preissenkungen bislang nur im Juli und sind offenbar auf 7000 Exemplare limitiert. Außerdem handelt es sich wohl um das Modell vor der im Frühjahr für Europa vorgestellten Modellpflege.

Zumindest auf Konzernebene muss VW sich absehbar keine Sorgen um seine Spitzenposition auf dem deutschen Elektroautomarkt machen. Zieht man für die Rangliste nicht Marken, sondern Konzerne heran, hätte Volkswagen die Nase weit vorne. Neben den 14.400 Audis kämen auch 7800 Skodas, 5900 Seats und 2700 Porsche hinzu. Zusammen sind das das fast doppelt so viele Stromer wie bei Tesla und knapp 30 Prozent des Marktes.