Eine Hand liegt auf Stapeln mit Euro-Geldscheinen.

Geldregen für Anleger Aktionäre streichen Rekord-Dividenden ein

Stand: 15.04.2024 12:36 Uhr

Die Gewinne der im deutschen Leitindex DAX gelisteten Konzerne sinken, aber die Dividendenausschüttungen steigen auf Rekordhoch. Auch die Dividenden der gesamten DAX-Familie sind hoch wie nie - aber es gibt Risiken.      

Von Bianca von der Au, ARD-Finanzredaktion

Auch in diesem Jahr werden Deutschlands größte Börsenkonzerne eine Rekord-Dividende an ihre Aktionäre ausschütten: Die insgesamt 160 in DAX, MDAX und SDAX notierten Unternehmen zahlen zusammen rund 62,5 Milliarden Euro an die Anteilseigner. Der Vorjahreswert werde damit um 1,6 Prozent übertroffen, so lautet das Ergebnis einer Auswertung der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Laut Studienautor Christian W. Röhl vom Institut for Strategic Finance (isf) der FOM-Hochschule sei das der dritte Dividenden-Rekord in Folge. Die Auswertung zeige, dass im Leitindex DAX 24 von 40 Unternehmen eine höhere Dividende zahlen als im Vorjahr.

Das Beratungsunternehmen EY weist darauf hin, dass die Dividenden in Summe leicht stiegen, während die Gewinnentwicklung 2023 insgesamt in die entgegengesetzte Richtung zeige. Die Konzernergebnisse der 40 DAX-Konzerne (Jahresüberschuss nach Steuern) sanken in Summe danach um sechs Prozent auf 120,9 Milliarden Euro.

Finanz- und Autobranche an der Spitze

Finanzexperte Röhl stellt gleichwohl fest: "Wir sollten nicht vergessen, dass wir in vielen Branchen steigende Gewinne haben. Insbesondere im Finanzbereich, wo Banken und Versicherer vom Kapitalmarktumfeld und von den Zinsen profitieren." Zudem hätten die Autobauer im vergangenen Jahr starke Umsätze gemacht und hohe Gewinnmargen eingefahren.

Welches die Treiber der Rekord-Dividende im DAX sind, erläutert Finanzmarktexperte Röhl: "Man kann es wirklich auf zwei Branchen verdichten. Etwa ein Drittel der Dividenden kommt zustande durch die Autowerte und weitere 20 Prozent durch die Finanzwerte, also Banken und Versicherungen."

Wachsende Risiken, Druck auf Gewinne

Dass die Hälfte des gesamten Dividenden-Volumens aus zwei Branchen stamme, sei einerseits ein Signal der Stärke, aber es beinhalte für die Zukunft auch Risiken. Die Frage sei, ob die großen Auto-Konzerne auch nach dem Verbrenner-Aus allein mit Elektromobilität weiter so hohe Gewinne erzielen können. "Wenn das nicht gelingt, dann werden wir deutliche Einbußen bei den Dividenden haben", meint Röhl.

Auch EY-Partner Mathieu Meyer wäre von künftig wieder sinkenden Dividenden nicht überrascht. Die konjunkturelle Lage sei düster, sowohl die wirtschaftlichen als auch die politischen Risiken würden eher größer als kleiner: "Sollte der Druck auf die Gewinne in diesem Jahr anhalten, werden wohl auch die Dividendenausschüttungen auf den Prüfstand gestellt werden", erwartet Meyer.

Allianz und Mercedes-Benz schütten am meisten aus

Insgesamt stammt der Großteil der Ausschüttungssumme aus den 40 DAX-Konzernen. Die Analyse der Beratungsgesellschaft EY kommt auf die Summe von insgesamt 53,8 Milliarden Euro, die die 40 DAX-Konzerne in diesem Jahr an ihre Anteilseigner ausschütten. Top-Zahler im DAX sind laut DSW-Dividendenstudie in diesem Jahr Mercedes-Benz mit 5,5 Milliarden Euro und Allianz mit 5,4 Milliarden.

Daraus lasse sich indes nicht auf die Stärke der deutschen Wirtschaft schließen, erklärt Röhl: "Das sind Unternehmen, die sich global aufgestellt haben, damit sehr erfolgreich sind und trotz der Probleme auf dem Heimatmarkt international sehr gute Geschäfte machen."

13 Firmen heben im DAX laut DSW die Dividende prozentual zweistellig an. Bei sechs davon sind es sogar mehr als 30 Prozent. Bei der Porsche AG beträgt das Plus 129 Prozent, bei der Commerzbank sind es plus 75 Prozent und bei der Deutschen Bank noch plus 50 Prozent.

Kleinere Unternehmen sind unter Druck

Ein Blick in die zweite und dritte Reihe der börsennotierten Konzerne zeige ohnehin ein völlig anderes Bild, sagt Mark Tüngler, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz: "Daran sieht man, dass Unternehmen, die nicht nur global aufgestellt sind und die schlechte Konjunktur in Deutschland und Europa nicht ausgleichen können durch Gewinne in Asien oder den USA, doch unter Druck sind. Und selbst wenn sie Gewinne erwirtschaften, schauen sie, dass das Geld im Hause bleibt und nicht an die Aktionäre ausgeschüttet wird", so Tüngler.

Von den kleineren und mittleren Firmen hebt nach Angaben des DSW nicht einmal die Hälfte die Ausschüttung an. Sogar jedes fünfte Unternehmen aus MDAX und SDAX zahlt keine Dividende.

Bianca von der Au, ARD-Finanzredaktion, tagesschau, 15.04.2024 12:39 Uhr