Post-It-Zettel liegen in einem Regal zum Verkauf aus.

"Post-It"-Hersteller 3M Milliardenstrafe wegen verschmutzten Trinkwassers

Stand: 23.06.2023 14:40 Uhr

Der für seine "Post-It"-Notizzettel bekannte Mischkonzern 3M muss in den Vereinigten Staaten 12,5 Milliarden Dollar Strafe zahlen. Dabei geht es um sogenannte Ewigkeits-Chemikalien, die ins Trinkwasser gelangten.

Der Fall um verschmutztes Trinkwasser durch sogenannte Ewigkeits-Chemikalien zieht in den USA weite Kreise. Nachdem sich bereits die Chemiekonzerne DuPont, Chemours und Corteva zu einer Strafzahlung von zusammengenommen 1,2 Milliarden Dollar bereit erklärt hatten, muss auch der Konsumgüter- und Medizintechnikhersteller 3M eine hohe Summe von bis zu 12,5 Milliarden Dollar zahlen.

16 Standorte in Deutschland

Der US-Mischkonzern ist vor allem für seine "Post-It"-Notizzettel bekannt. Außerdem produziert 3M Baumaterial, elektrisches Zubehör, Bürobedarf, persönliche Schutzausrüstung wie Ohrstöpsel oder Bedarf für Labore und die Zahnmedizin. In Deutschland hat das Unternehmen laut eigener Website 16 Standorte mit rund 6500 Beschäftigten. Der Hauptsitz hierzulande liegt in Neuss.

In dem Rechtsstreit in den USA geht es um bestimmte von 3M produzierte sogenannte per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), die unter anderem wasser-, fett- und schmutzabweisend sind. Sie werden auch als "Chemikalien für die Ewigkeit" bezeichnet und in diversen Produkten wie etwa Kosmetika, Textilien oder Kochgeschirr verwendet. Im Fall 3M ging es um die Verwendung der Stoffe in Feuerwehrschäumen für Löscharbeiten auf Militärgelände und Flugplätzen.

Laut einer Mitteilung von 3M soll die ausgehandelte Entschädigungssumme über 13 Jahre verteilt fließen. Damit seien sämtliche bereits anhängigen und künftigen Klagen von Wasserversorgern in den USA beigelegt, hieß es. Die in den vergangenen Monaten stark gefallene Aktie legte vorbörslich auf der Handelsplattform Tradegate um mehr als fünf Prozent zu.

3M will ab 2025 keine PFAS-Chemikalien mehr herstellen

Konzernchef Mike Roman sprach von einem "wichtigen Schritt" im Bemühen des Konzerns, aus der Produktion der schädlichen Stoffe auszusteigen. 3M hatte bereits vor mehr als 20 Jahren den Ausstieg aus der Produktion der PFAS-Chemikalien angekündigt. Mittlerweile macht der Konzern mit dem Vorhaben Ernst. Ab Ende 2025 sollen keine derartigen Stoffe mehr bei 3M hergestellt werden.

3M produzierte die Chemikalien über Jahrzehnte - und sie gelangten über die Verwendung der Schäume an vielen Orten in den USA ins Trinkwasser. Der Einigung zufolge muss 3M mindestens 10,5 Milliarden Dollar zahlen. Ob es bis zu 12,5 Milliarden Dollar werden, hängt laut einem Klägeranwalt von der Menge an PFAS ab, die im Trinkwasser konkret nachgewiesen werde, das bisher noch nicht getestet worden sei. 3M kündigte an, im laufenden zweiten Quartal eine Belastung von rund 10,3 Milliarden Dollar vor Steuern zu verbuchen.

Die Wasserverschmutzung betreffenden Fälle gehören zu insgesamt 4000 Klagen gegen 3M und andere US-Unternehmen, mit denen sich derzeit das Bundesgericht in Charleston in South Carolina befasst. Der zuständige Richter muss die Einigung mit dem US-Konzern noch absegnen.