100-Euro-Banknoten

Statistisches Bundesamt Staatsschulden auf Höchststand

Stand: 28.06.2023 10:25 Uhr

Noch nie hat der deutsche Staat einen so hohen Schuldenstand verzeichnet: Im ersten Quartal stiegen die Staatsschulden um 1,6 Prozent auf mehr als 2406 Milliarden Euro an. Vor allem der Kampf gegen die Energiekrise schlägt dabei zu Buche.

Die Schulden im öffentlichen Gesamthaushalt in Deutschland sind zum Ende des ersten Quartals dieses Jahres auf einen Höchstwert angestiegen. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Hauptursachen für die höhere Verschuldung sind demnach vor allem gestiegene Ausgaben im Kampf gegen die Energiekrise.

Insgesamt beliefen sich der vorläufige Schuldenstand von Bund, Ländern, Gemeinden und Gemeindeverbänden sowie der Sozialversicherung einschließlich aller Extrahaushalte am Stichtag des 31. März 2023 auf rund 2406,6 Milliarden Euro. Was gegenüber dem Jahresende 2022 ein Plus um 1,6 Prozent, also rund 38,9 Milliarden Euro, bedeutet.

Allein die Schulden des Bundes stiegen in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 2,4 Prozent auf etwa 1659,6 Milliarden Euro an. Vom Statistischen Bundesamt hieß es dazu, das Plus an Schulden sei vor allem eine Folge des "erhöhten Finanzierungsbedarfs infolge der aktuellen Energiekrise im Zusammenhang mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine".

Milliardenschulden für Gaspreisbremse

Rund 200 Milliarden Euro seien für die sogenannte Gaspreisbremse und für finanzielle Unterstützung von Energieversorgern reserviert worden. Der Anstieg an Schulden geht demnach überwiegend auf dafür geschaffene Extrahaushalte zurück, sogenannte Sondervermögen. So war im November der Wirtschaftsstabilisierungsfonds Energie gegründet worden. Allein die Schulden in Verbindung mit diesem Sondervermögen waren von Januar bis März um 73,3 Prozent angestiegen - um 22,2 Milliarden Euro auf insgesamt 52,4 Milliarden Euro, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete.

Die Verschuldung des in der Pandemie eingerichteten Wirtschaftsstabilisierungsfonds Corona stieg um 1,2 Prozent auf 53,0 Milliarden Euro. Und erstmals wies auch der Extrahaushalt Bundeswehr Verbindlichkeiten von 802 Millionen Euro auf.

Größter Schuldenrückgang in Bayern

Beim Blick auf die Bundesländer verzeichnen alle zusammen einen leichten Rückgang der Verschuldung um 0,5 Prozent auf insgesamt 604,1 Milliarden Euro. Den größten Rückgang an Schulden wies laut Statistischem Bundesamt Bayern mit einem Rückgang um 16,8 Prozent auf rund 32,45 Milliarden Euro auf. Gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern, dessen Schulden sich um 8,2 Prozent auf rund 9,3 Milliarden Euro verringerten und Baden-Württemberg mit einem Minus von 5,0 Prozent auf etwa 52,9 Milliarden Euro.

In Sachsen hingegen wuchsen die Schulden im ersten Quartal um 8,6 Prozent auf insgesamt rund 8,6 Milliarden Euro an. Den zweithöchsten Anstieg bei der Verschuldung schreibt das Statistische Bundesamt für Brandenburg mit einem Plus von 7,2 Prozent auf 21,3 Milliarden Euro aus. Dahinter folgt Nordrhein-Westfalen mit einem Anstieg um 2,7 Prozent auf rund 236,18 Milliarden Euro.

Entgegen der Entwicklung bei den Ländern nahm die Verschuldung der Gemeinden und Gemeindeverbände zu. Hier gab es einen Zuwachs von 1,9 Prozent auf 142,8 Milliarden Euro. Die Sozialversicherung meldete Verbindlichkeiten von 36,1 Millionen Euro, ein Rückgang von 0,8 Prozent.

In einer ersten Version des Artikels wurde die Verschuldung der Länder in Millionen Euro statt in Milliarden Euro angegeben. Die Angaben wurden korrigiert.

Mehr zum Hintergrund dieser und anderer Korrekturen finden Sie hier: tagesschau.de/korrekturen

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 28. Juni 2023 um 13:24 Uhr.