Microsoft startet Hinweise auf Browser-Wechsel Deutschlands Windows-Nutzer haben die Wahl
Windows-Nutzer in Deutschland werden ab heute automatisch zum Wechsel ihres Web-Browsers eingeladen. Grund ist eine Vereinbarung zwischen Microsoft und der EU. Um eine Monopolstellung des Microsoft-Browsers Internet Explorer zu brechen, müssen den Usern Alternativen angeboten werden.
Von Andreas Reuter, HR-Hörfunkstudio Brüssel
Kurz nach dem Hochfahren erscheint ein freundlicher Hinweis auf dem Bildschirm. Bereitgestellt wird dieser über ein automatisches Windows-Update, mit den besten Empfehlungen von Microsoft und der EU-Kommission: "Eine wichtige Wahl - Ihr Browser", ist dort zu lesen. "Damit surfen Sie durchs Internet. Es gibt viele Browser, jeder mit einer Vielzahl von Funktionen. Auf der nächsten Seite können sie jeden zusätzlichen Browser aussuchen und installieren, den sie wollen."
Microsoft muss dem Computer-Nutzer nun also selbst die Browser der Konkurrenz auf dem silbernen Tablett anbieten. Leicht aufzufinden müssen sie sein und leicht zu installieren. Und Microsoft darf nicht mehr seinen eigenen Web-Browser, den Internet Explorer, bevorzugen, so wie es der Konzern jahrelang gemacht hatte.
Microsoft unterlag im "Browser-Krieg"
Mit der Macht des Monopolisten hatte Microsoft seinen Browser in Stellung gebracht. Noch immer beliefert der Konzern mehr als 90 Prozent der Computer weltweit mit seinem Betriebssystem Windows. Jahrelang hatte sich die EU-Kommission mit Microsoft darüber einen regelrechten "Browser-Krieg" geliefert. Unter der Drohung von neuen Millionen-Strafen war Microsoft dann im Dezember eingeknickt.
Neelie Kroes, die damalige Wettbewerbskommissarin, sah sich als Siegerin auf der ganzen Linie: "Zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt können die Internet-Nutzer in Europa wirklich leicht und unvoreingenommen auswählen", sagte Kroes. "Zwischen dem Internet Explorer von Microsoft und den Konkurrenz-Browsern wie Mozilla Firefox, Google Chrome, Apple Safari oder Opera."
"Sieg für den freien Wettbewerb"
Die Entscheidung war laut Kroes ein echter Fortschritt. Denn bisher war beim Kauf eines Windows-Computers immer nur der Microsoft Explorer installiert. Und wer einen anderen Browser haben wollte, musste sich im Netz auf die Suche nach einer sicheren Download-Seite machen und das Programm dann auch selbst installieren.
Die ehemalige Wettbewerbs-Kommissarin Kroes feierte die Niederlage Microsofts als Sieg für den freien Wettbewerb.
Nun aber kann der Kunde frei wählen. Ein Sieg für den freien Wettbewerb, sagte Kroes. "Fairer Wettbewerb ist ein Anreiz für neue technische Entwicklungen. Und diese Entscheidung wird Innovationen ermutigen, bei Browsern und Web-basierten Anwendungen. Und wo der Wettbewerb floriert, profitiert auch der Konsument."
Hohe Geldstrafe im Fall von Regelverstößen
Auf dem Browser-Markt jedenfalls herrscht schon wieder Wettbewerb. Zeitweise wurde der Markt vom Internet-Explorer aus dem Hause Microsoft fast vollständig beherrscht. Inzwischen aber hat Firefox deutlich aufgeholt und kommt auf einen Marktanteil von rund 40 Prozent - auch ohne die Hilfe der EU-Kommission.
Nun könnte es dem Explorer noch einmal zusätzlich an den Kragen gehen. Und Microsoft darf keine unlautere Hilfestellung bei der Browserwahl mehr geben. Sollte der Konzern nämlich wieder gegen die Verabredung verstoßen, alle Browser gleichberechtigt anzubieten, dann droht eine neue Geldbuße - im schlimmsten Fall in Höhe von zehn Prozent des Jahresumsatzes.