Verschiedene Anlagen der Rohölverarbeitung auf dem Gelände der PCK-Raffinerie GmbH in Schwedt.

Wachstumsschwäche wohl auch 2024 Konjunkturaussichten für Deutschland bleiben trübe

Stand: 29.11.2023 12:08 Uhr

Deutschland, die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, bleibt in Sachen Wachstum wohl über das Jahr 2023 hinaus ein Nachzügler. Experten sehen die hiesige Wirtschaft weiterhin in einer schwierigen Lage.

Rezession im laufenden Jahr und auch weiterhin nur geringe Wachstumsraten: Aktuelle Prognosen sehen die deutsche Konjunktur nur mühsam anspringen und auf einen Wachstumskurs zurückkehren.

Laut dem Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hat es die deutsche Wirtschaft schwer, in diesem Jahr eine Rezession, also den Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP), zu vermeiden. Das Barometer ist im November den dritten Monat in Folge gesunken. Es steht mit nunmehr 85,3 Punkten fast drei Punkte niedriger als im Oktober.

"Nur mühsam aus dem Tal heraus"

Damit entfernt sich der Wert auch deutlich von der neutralen 100-Punkte-Marke, die ein durchschnittliches Wachstum der hiesigen Wirtschaft anzeigt. Nachdem diese im dritten Quartal um 0,1 Prozent geschrumpft war, sind die Aussichten auf ein kleines Plus im vierten Quartal laut DIW zwar weiterhin intakt. Dennoch komme die deutsche Wirtschaft "nur mühsam aus dem Tal heraus", so Timm Bönke, Co-Leiter des DIW-Konjunkturteams.

Vor allem die hohen Zinsen und nur allmählich zulegende Reallöhne belasteten die Wirtschaft. Dazu kämen nun neue geopolitischen Unsicherheiten durch den Krieg im Nahen Osten. Und nicht zuletzt sorgt laut den Forschern das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu einer strikten Auslegung der Schuldenbremse für neue Probleme. Der mögliche Wegfall einiger geplanter Unternehmenssubventionen dürfte danach die Investitionstätigkeit vor allem in den kommenden beiden Jahren deutlich belasten.

Nachzügler unter den Industriestaaten

Im internationalen Vergleich gehört Deutschland mit seinen weiter eingetrübten Perspektiven zu den wachstumsschwächsten unter den Industriestaaten. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sagt Deutschland für 2024 ein niedrigeres Wirtschaftswachstum als fast allen anderen Industrieländern voraus. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte wegen schwächelnder Exporte nur um 0,6 Prozent zunehmen, heißt es im jetzt veröffentlichten "Economic Outlook" der Organisation.

Nur in den benachbarten Niederlanden dürfte das Plus mit 0,5 Prozent noch geringer ausfallen. Dagegen werden die 38 in der OECD vereinten Industrienationen nach der Vorhersage um 1,4 Prozent wachsen. Auch 2025 dürfte Deutschland mit 1,2 Prozent unter dem Schnitt von 1,8 Prozent bleiben. 2023 wird Europas größte Volkswirtschaft laut OECD sogar um 0,1 Prozent schrumpfen, während die OECD-Staaten insgesamt ein Wachstum von 1,7 Prozent aufweisen dürften.

Haushaltskrise verunsichert zusätzlich

"Die deutsche Wirtschaft ist gerade in einer schwierigen Phase", sagte OECD-Ökonomin Isabell Koske der Nachrichtenagentur Reuters. "Die Energiekrise hat Deutschland mehr als andere Staaten getroffen, da die Industrie hierzulande einen wichtigeren Platz einnimmt und die Abhängigkeit von russischen Gas viel höher war als in anderen Ländern." Auch habe die hohe Inflation die Kaufkraft der Haushalte gesenkt und damit den Konsum beeinträchtigt. Und die aktuelle Haushaltskrise verunsichere Unternehmen und Konsumenten.