Eine Baustelle mit Mehrfamilienhäusern.

Tausende Wohnungen fehlen Zahl der Baugenehmigungen geht weiter zurück

Stand: 18.03.2024 13:40 Uhr

Es wird zu wenig gebaut: Auch im neuen Jahr sinkt die Zahl der erteilten Baugenehmigungen im Vergleich zum Vorjahr. Gründe dafür sind hohe Zinsen für Immobilienkredite und teure Baumaterialien.

Die Talfahrt im Wohnungsbau hat sich zu Beginn des Jahres fortgesetzt. Im Januar wurden 16.800 Baugenehmigungen erteilt, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Das waren 23,5 Prozent weniger als im Januar des Vorjahres. Im Vergleich zum Januar 2022 sank die Zahl sogar um 43,4 Prozent.

Um fast die Hälfte ist die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser im Januar dieses Jahres eingebrochen: Sie sank um 42,7 Prozent auf 2.800. Bei den Zweifamilienhäusern wurden 19,6 Prozent weniger genehmigt, auch die Zahl der genehmigten Wohnungen in Mehrfamilienhäusern sank deutlich um 20 Prozent auf 9.200 Wohnungen. Insgesamt wurden im Januar gerade einmal 13.500 Baugenehmigungen auf neu zu errichtende Wohngebäude erteilt.

Bauen bleibt teuer

Grund für die Zurückhaltung der Bauherren sind vor allem stark gestiegene Zinsen für Immobilienkredite. Hinzu kommen hohe Baupreise durch teure Materialien, deren Preise in Folge der Inflation gestiegen sind. Besonders im Wohnungsbau werden deswegen viele Bauvorhaben verschoben oder abgesagt.

"Der erneute Rückgang der Baugenehmigungen unterstreicht den dramatischen Einbruch beim Wohnungsbau in Deutschland", sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien. Das einstige Ziel der Bundesregierung, jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen fertigzustellen, rücke in immer weitere Ferne.

"Nach aktuellem Auftragseingang dürften absehbar nur noch etwas mehr als halb so viele Wohnungen fertiggestellt werden", sagte Dullien. Eine Belebung sei erst mit Verzögerung nach den anstehenden Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) zu erwarten, die im Frühjahr beginnen könnten. Erst ab April sei mit den Senkungen zu rechnen, der Wohnungsbau dürfte seinen Tiefpunkt dann im Laufe des Jahres 2025 erreichen, so Dullien weiter.

Scholz zeigt sich zuversichtlich

Bundeskanzler Olaf Scholz hatte zuletzt mit einem Ende des Abwärtstrends gerechnet. "Vieles spricht dafür, dass sich der Wohnungsbau jetzt stabilisiert", hatte Scholz am Freitag bei einer Veranstaltung des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB) gesagt. Der Arbeitsmarkt sei bemerkenswert robust, in Deutschland seien so viele Frauen und Männer beschäftigt wie noch nie.

"Dank steigender Löhne wächst auch die Kaufkraft, und die Baupreise könnten nach Jahren der Steigerung in diesem Jahr endlich wieder sinken", sagte Scholz. Zudem seien viele Baumaterialien mittlerweile wieder günstiger geworden.

Wohnungsbauziel weiter in Gefahr

Für die Ziele der Bundesregierung dürfte dieser Aufwärtstrend zu spät kommen: Ursprünglich sollten jährlich 400.000 neue Wohnungen gebaut werden, um dem wachsenden Bedarf vor Allem in Großstädten zu begegnen. Experten zufolge wird dieses Ziel aber auch 2024 nicht erreicht, nachdem es bereits im vergangenen Jahr deutlich verfehlt worden war.

Dullien geht davon aus, dass dieses Jahr nur noch etwas mehr als halb so viele Wohnungen fertiggestellt werden. Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet mit nur 265.000 neuen Wohnungen. Dem Bündnis "Soziales Wohnen" zufolge fehlen allein mehr als 910.000 Sozialwohnungen.

Preise für energieeffiziente Immobilien steigen

Der Bestandsmarkt zeigt sich derweil uneinheitlich. Während sanierungsbedürftige Altbauten mehr und mehr zu Ladenhütern werden, ist energieeffizientes Wohnen laut einer Studie von ImmoScout24 zufolge gefragt. Entgegen dem allgemeinen Trend stiegen die Angebotspreise für sanierte Immobilien der höchsten Energieeffizienzklassen A und B im vierten Quartal 2023 um 2,2 Prozent zum Vorjahreszeitraum auf durchschnittlich 4.958 Euro pro Quadratmeter. In diesem Zeitraum sanken dagegen die Preise für Immobilien in den Klassen C und D um 7,2 Prozent, in den Klassen E bis H um 6,8 Prozent.