Lohnabrechnung

Folgen der Energiekrise Wieder mehr Ungleichheit bei Einkommen

Stand: 15.06.2023 08:32 Uhr

In Deutschland nimmt die Ungleichheit der Einkommensverteilung Wirtschaftsforschern zufolge erneut zu. Dieses Jahr dürften vor allem höhere Einkommen wachsen, während das Plus bei Geringverdienern schmaler ausfällt.

Die Ungleichheit der Einkommensverteilung nimmt in Deutschland auch in diesem Jahr weiter zu: 2023 dürften wie schon im vergangenen Jahr vor allem höhere Einkommen steigen, während das Plus bei den unteren Einkommen geringer ausfällt. Das geht aus einer veröffentlichten Modellrechnung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor.

"Insgesamt dürfte die Ungleichheit der Arbeitseinkommen im Zuge der wirtschaftlichen Erholung nach der Pandemie sogar leicht zugenommen haben und auch in diesem Jahr noch etwas größer werden", so das Fazit der Berliner Forscherinnen und Forscher. Das dürfte die Wirkung der Energiekrise, die ohnehin vor allem ärmere Haushalte treffe, noch verstärken.

Topverdiener mit höherem Lohnplus

So dürften den Rechnungen der Wissenschaftler zufolge die unteren 40 Prozent in diesem Jahr nur ein Lohnplus von 2,55 Prozent verzeichnen, die "Top Ten" könnten dagegen auf Plus 2,81 Prozent kommen. Schon 2022 sei das Bild ähnlich gewesen: In den untersten Einkommensgruppen lag das Plus mit 5,96 Prozent unter dem der obersten von 6,85 Prozent. Die hohe Inflation habe im vergangenen Jahr "zu einem realen Rückgang bei den Einkommensschwachen geführt, während Topverdienende noch von leichten realen Einkommenszuwächsen profitiert haben dürften".

Dass sich die Ungleichheit wieder verstärkt, zeigt auch der sogenannte Gini-Koeffizient, der die Ungleichheit misst und international vergleichbar macht. Während er im vergangenen Jahrzehnt von 0,39 auf 0,37 sank, rechnen die Forscher für das laufende Jahr nun mit einem Anstieg um rund ein Prozent. Der Gini-Koeffizient bewegt sich zwischen 0 und 1: Je höher der Wert, desto größer die Ungleichheit.

Ergebnisse oft mit Verzögerung

Als Grundlage für die Schätzung und Prognose der Arbeitseinkommens-Verteilung dienen dem DIW eine Vielzahl von aktuellen Daten, von der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts über den Anteil der Menschen in Kurzarbeit bis hin zu einer repräsentativen Befragung privater Haushalte in Deutschland.

Das neue Prognosemodell erlaubt daher, Aussagen über den derzeitigen Stand der Ungleichheit der monatlichen Bruttoarbeitseinkommen abhängig Beschäftigter zu treffen. Relevante Daten für die Berechnung lägen bislang meist erst mit einer Verzögerung von teilweise mehr als zwei Jahren vor, weshalb bisherige Studien meist in die Vergangenheit gerichtet seien.