Urteil im Kirch-Prozess Niederlage für die Deutsche Bank

Stand: 14.12.2012 15:19 Uhr

Die Deutsche Bank muss den Erben des verstorbenen Medienmoguls Leo Kirch Schadensersatz zahlen. Das Oberlandesgericht München verurteilte das Kreditinstitut, weil der ehemalige Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer im Jahr 2002 in einem Interview die Kreditwürdigkeit Kirchs angezweifelt hatte.

Im Prozess zwischen den Erben von Leo Kirch und der Deutschen Bank sowie Ex-Vorstandschef Rolf Breuer ist das Kreditinstitut zu einer Schadensersatzzahlung verurteilt worden. Die Höhe soll in einem Gutachten festgestellt werden.

Das Oberlandesgericht München sah es als erwiesen an, dass Breuer mitverantwortlich für die Pleite der Kirch-Gruppe war, wie der Vorsitzende Richter Guido Kotschy sagte.

Rolf Breuer

Rolf Breuer hat die Kirch-Pleite mitzuverantworten, urteilte das Oberlandesgericht München.

Breuer hatte im Februar 2002 in einem Fernsehinterview die Kreditwürdigkeit des inzwischen verstorbenen Medienunternehmens angezweifelt. Darauf hatte der 2011 verstorbene Medienzar Leo Kirch seine Klage gestützt. Von der Bank forderte er vor Gericht mehr als zwei Milliarden Euro.

Breuer: "Keine neuen Mittel für Kirch"

Breuer gab das etwa fünfminütige Interview am 3. Februar 2002 während des Weltwirtschaftsforums in New York. Es wurde aufgezeichnet und am 4. Februar in Deutschland ausgestrahlt.

Auf die Frage des Interviewers nach den Schulden Kirchs sagte Breuer: "Was man hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen."

Ein Satz der aus der Sicht Kirchs den Untergang seines Medienimperiums besiegelte.

Kirch: "Das Interview war meine Schlachtung"

Nur wenige Wochen nach dem Breuer-Interview, im April 2002, war das Firmengeflecht am Ende. Kirch meldete Insolvenz an. Zu dem Imperium gehörte neben dem TV-Konzern ProSiebenSat.1 und dem Bezahlsender Premiere auch eine riesige Filmbibliothek sowie eine 40-Prozent-Beteiligung am Axel-Springer-Verlag.

Das Oberlandesgericht München schlug zwischenzeitlich bereits einen Vergleich in Höhe von 775 Millionen Euro vor. Dies lehnte die Deutsche Bank damals aber ab.

In Kirchs Wahrnehmung war das Interview der Auslöser für seine Pleite. Kirch sagte später: "Das Interview war meine Schlachtung." Die Deutsche Bank hatte dagegen stets betont, Breuer habe damals nur "allgemein bekanntes" gesagt. Das Gericht folgte dieser Auffassung nicht.