Notfallplan steht offenbar EU bereitet sich auf Griechenland-Hilfe vor

Stand: 10.04.2010 15:11 Uhr

Noch hat Griechenland nicht offiziell um Hilfe gebeten. Angesichts wachsender Unruhe auf den Finanzmärkten bereitet sich die Eurogruppe aber auf eine Rettung ihres Sorgenkinds vor. Der Notfallplan für das hochverschuldete Land wurde offenbar in wichtigen Punkten präzisiert. Die Euro-Finanzminister, Vertreter der Europäischen Zentralbank und der EU-Kommission beraten heute in einer Telefonkonferenz über Griechenland.

Von Ulrich Pick, ARD-Hörfunkstudio Istanbul

Glaubt man den griechischen Medien, so gilt es als sicher, dass Athen kurz davor steht, den Notfallplan zur Abwendung einer drohenden Staatspleite zu aktivieren. Entsprechend heißt es heute in der "Elefteros Typos": "Der Würfel ist gefallen", und die "Kathirimini" titelt "Einigung über Rettungsbedingungen". Damit scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann die vor knapp drei Wochen von den Eurostaaten und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) in Brüssel angebotene Finanzhilfe für Griechenland in Bewegung kommt.

20, 25 oder 40 Milliarden Euro?

Wie der Nothilfeplan konkret aussieht, ist zwar offiziell noch nicht bekannt gegeben worden. Doch der staatliche griechische Rundfunk berichtete gestern Abend, dass es sich um Kredite zwischen 20 und 25 Milliarden Euro mit längerer Laufzeit handeln soll. Andere Medien sprechen von sogar von bis zu 40 Milliarden Euro. Der Zinssatz liegt demnach bei 5,1 Prozent und damit wesentlich niedriger als der Wert, den Athen bislang aufbringen musste, um Kredite an den Finanzmärkten zu erhalten.

Intensive Gespräche mit der EU-Spitze

Bereits in den vergangenen Tagen war in Griechenland ausführlich darüber diskutiert worden, ob man den Notfallplan zur Abwendung einer drohenden Staatspleite annehmen werde. Den Ausschlag für den jetzt bevorstehenden Schritt dürften Telefonate gegeben haben, die der griechische Regierungschef Giorgos Papandreou nach Angaben seines Büros am Freitag mit EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, EU-Ratspräsident Herman van Rompuy, dem Chef der Eurogruppe Jean-Claude Juncker und dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, führte.

Gerüchte über noch schlimmere Lage

In der vergangenen Woche hatte es Gerüchte gegeben, die die Situation an der Ägäis deutlich schlechter darstellten, als bislang angenommen wurde. So hieß es, die Griechen hätten während der vergangenen drei Monate rund acht Milliarden Euro ihrer Spareinlagen ins Ausland geschafft und damit den Geldinstituten ihre Liquidität entzogen haben. Die Athener Regierung reagierte hierauf, indem sie am Mittwoch allen Banken des Landes einen zinslosen Kredit in Höhe von 15 Milliarden Euro zur Verfügung stellt. Die Maßnahme soll den Kreditfluss an Unternehmen wieder in Gang bringen.

Athen hat derzeit Schulden in Höhe von 300 Milliarden Euro. Bis zum 15. Mai wollen die Europäische Zentralbank, die Europäische Kommission und der IWF eine Neubewertung Griechenlands vornehmen.