Studierende im großen Hörsaal am Tag der Erstsemesterbegrüßung zum Wintersemester 2023/24 an der Uni Köln.

Staatliche Studienförderung Nur eine von sechs Studierenden nutzt BAföG & Co.

Stand: 15.12.2023 12:00 Uhr

Studienförderung vom Staat spielt in Deutschland kaum eine Rolle: Nur ein Sechstel aller Studierenden greift auf BAföG, KfW-Kredite oder Stipendien zurück. Das geht aus einer Erhebung des CHE hervor.

Weder BAföG noch staatliche Kredite oder Stipendien: Etwa eine oder einer von sechs Studentinnen und Studenten bundesweit nutzen einer Studie zufolge staatliche Studienförderung. Stattdessen sind die finanzielle Unterstützung der Eltern und Nebenjobs die wichtigsten Einnahmequellen, um sich das Studium zu finanzieren. Das geht aus einer heute veröffentlichten Analyse des CHE Centrum für Hochschulentwicklung hervor.

"Dass mittlerweile mindestens 84 Prozent der Studierenden in Deutschland die staatlichen Unterstützungsangebote zur Studienfinanzierung nicht nutzen können oder wollen, zeigt den dringenden Reformbedarf", sagte Studienautor Ulrich Müller. Die staatlichen Angebote hätten für die meisten der derzeit fast drei Millionen Studierenden kaum noch eine Bedeutung, es sei dringend Zeit zum Handeln.

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Großteil wird von Eltern finanziert

"Wenn wir das System der Studienfinanzierung in Deutschland so lassen, wie es momentan ist, hängt der Studienerfolg zukünftig immer mehr davon ab, ob man reiche Eltern hat oder in einem flexiblen Studiengang eingeschrieben ist, der Nebenjob-kompatibel ist", kritisierte Müller weiter. "Beides hat mit einer chancengerechten Beteiligung an hochschulischer Bildung nicht viel zu tun."

Deutschlandweit werden laut der Erhebung neun von zehn Studierende von ihren Eltern finanziell unterstützt. Mehr als zwei Drittel arbeiteten neben dem Studium. Verzögerungen bei der Reform des BAföG und hohe Zinsen bei der Rückzahlung von KfW-Studienkrediten hätten dazu geführt, dass Studierende zur Finanzierung ihres Studiums zunehmend auf sich selbst gestellt gewesen seien.

Erstmals wurden die Daten auch gesondert für die einzelnen Bundesländer erhoben. Hier zeigen die Zahlen für das Jahr 2022 deutliche Unterschiede. Besonders gering ist der Anteil von Studierenden, die auf ein staatliches Instrument zur Studienfinanzierung zurückgreifen, mit nur 12,7 Prozent in Thüringen - gefolgt von Hamburg (13,1 Prozent), Saarland (14,2 Prozent) und Bayern (14.3 Prozent). Am meisten nutzen sie Studierende in Mecklenburg-Vorpommern (21,8 Prozent) und Sachsen (23,7 Prozent).

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Als zukunftsfähiges System brauche es eine gebündelte Bundesstudienförderung, die die "verwirrende Vielfalt" der Instrumente beende, an die aktuelle Lebensrealität der Studierenden angepasst werde und Finanzierungssicherheit schaffe, forderte Studienautor Müller in einer Mitteilung.

Zum Wintersemester 2022/23 war der BAföG-Satz von monatlich 427 auf 452 Euro, als Grundbedarf, angehoben worden, was viele angesichts der Inflation als unzureichend kritisiert hatten. Die Mittel sollen 2024 laut Bundesbildungsministerium um 150 Millionen Euro erhöht werden. Im Koalitionsvertrag hatte die Ampel-Regierung strukturelle Reformen vereinbart, um das BAföG unabhängiger vom Elterneinkommen zu machen und durch höhere Freibeträge den Empfängerkreis auszuweiten.

Ein Studienkredit der staatlichen Förderbank KfW wird maximal 14 Semester lang ausgezahlt und muss binnen 25 Jahren zurückgezahlt werden. Die Zinsbelastung hat sich für die Darlehensnehmer nach jüngsten KfW-Angaben deutlich erhöht. So ist die monatliche Belastung heute fast dreimal so hoch wie noch vor fünf Jahren. 2018 lag die durchschnittliche monatliche Zinszahlung danach bei etwa 32 Euro, jetzt sind es rund 80 Euro.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 17. Oktober 2023 um 16:00 Uhr.