Ein Börsenhändler an der Börse Frankfurt blickt auf seine Monitore.
marktbericht

Wall Street geschlossen DAX ohne Courage

Stand: 04.09.2023 21:52 Uhr

Bloß keine Risiken eingehen, wenn die Impulse von der Leitbörse ausbleiben. Nach diesem Motto handelten die DAX-Anleger zum Wochenstart und strichen ihre zwischenzeitlichen Gewinne wieder ein.

Vielleicht waren die Gründe für steigende Kurse doch nicht so stichhaltig, wie es noch am Morgen geschienen hatte. Diese Erkenntnis setzte sich endgültig durch, als die Impulse von der Weltleitbörse in New York ausblieben. Die Wall Street blieb wegen des Feiertags "Labor Day" geschlossen. Der DAX büßte seine zwischenzeitlichen Gewinne wieder ein und ging 0,1 Prozent tiefer über die Ziellinie.

Zunächst hatten leichte Entspannungssignale aus den USA und China den DAX noch bis auf 15.959 Punkte hochgetrieben. Die am Freitag veröffentlichten Arbeitsmarktdaten aus den USA, die sich als recht schwach erwiesen, wirkten noch nach. "Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Markt mittlerweile kaum mehr ein Risiko für eine weitere Leitzinsanhebung im November durch die US-Notenbank sieht", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets.

Zudem gab es leichte Entspannungssignale vom angespannten chinesischen Immobiliensektor. Der Projektentwickler Country Garden hat Medienberichten zufolge einen Zahlungsaufschub durch die Gläubiger erhalten. Analysten blieben dennoch skeptisch. "Die chinesischen Bauträger werden weiter kämpfen müssen. Und eine schnelle Lösung hierfür gibt es nicht", sagte Commerzbank-Ökonom Tommy Wu.

Die asiatischen Börsen hatten das am Morgen mit starken Kursgewinnen honoriert. Am Aktienmarkt in Hongkong lag das Plus bei 2,4 Prozent. In Tokio stieg der Nikkei-Index um 0,7 Prozent.

Trübe Signale kamen dagegen von der deutschen Konjunktur. So sind die deutschen Exporteure angesichts der flauen Weltkonjunktur schwach in die zweite Jahreshälfte gestartet. Ihre Ausfuhren fielen im Juli um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 130,4 Milliarden Euro. Ökonomen hatten allerdings mit einem noch kräftigeren Rückgang von 1,5 Prozent gerechnet.

"Der Außenhandel ist nicht mehr der starke, widerstandsfähige Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft, der er einmal war, sondern ein Bremsklotz", kommentierte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. "Reibungen in den Lieferketten und eine stärker fragmentierte Weltwirtschaft belasten den deutschen Exportsektor."

Schlechte Nachrichten kamen auch von den deutschen Maschinenbauern, die weiter mit rückläufigen Bestellungen umgehen müssen. Im Juli sei der Auftragseingang gegenüber dem Vorjahresmonat um elf Prozent zurückgegangen, teilte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) mit. Aus dem Inland seien acht Prozent weniger Bestellungen eingegangen. Beim wichtigen Auslandsgeschäft habe das Minus 13 Prozent betragen.

Update Wirtschaft vom 04.09.2023

Klaus-Rainer Jackisch, ARD Börsenstudio, tagesschau24, 04.09.2023 09:00 Uhr

Der Euro schwankte ohne große Impulse um die Marke von 1,08 Dollar. Laut EZB-Präsidentin Christine Lagarde muss die Notenbank angesichts der veränderten Weltwirtschaft scharf darauf achten, dass die Inflationserwartungen in der Spur bleiben. Auch wenn die Inflationsrate jetzt zurückgehe, werde eine wirksame Kommunikation noch nach dem derzeitigen Teuerungsschub von größter Bedeutung bleiben, sagte sie auf einem Seminar des European Economics & Financial Centre. Zur kommenden Zinssitzung am 14. September äußerte sie sich nicht. Die Feinunze Gold wurde am Abend bei 1.938 Dollar gehandelt.

Die Ölpreise haben sich in der Nähe ihrer mehrmonatigen Höchststände gehalten. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im November 88,89 Dollar. Die Erdölpreise werden derzeit von der Aussicht auf ein anhaltend knappes Angebot getrieben. Auch die jüngsten Maßnahmen Chinas zur Eindämmung der Immobilienkrise stützen die Notierungen, weil eine anhaltend hohe Ölnachfrage aus der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft erwartet wird.

Mit der 70. Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA), die morgen in München beginnt, rückt auch am deutschen Aktienmarkt die Autobranche in den Fokus. Die E-Mobilität ist dabei Thema Nummer 1. Mercedes-Chef Ola Källenius rechnet auf absehbare Zeit mit höheren Kosten für Elektroautos. Diese könnten aber nicht eins zu eins über den Preis an die Kunden weitergegeben werden. "Die Wettbewerbsintensität wird da sein."

Der Volkswagen-Konzern will in zwei Jahren Elektroautos zu Einstiegspreisen unter 25.000 Euro auf den Markt bringen. Ab 2025 biete die weiterentwickelte Plattform MEB+ zudem zehn Prozent mehr Reichweite und Effizienz. Modelle von Volkswagen, Skoda und Cupra sollen in weniger als 20 Minuten ihre Batterien aufladen können, wie VW bei der IAA ankündigte.

Unterdessen muss der Autobauer wegen fehlender Motorteile aus Slowenien nun auch im Stammwerk in Wolfsburg die Produktion drosseln. "Ab 11. September werden vereinzelt Schichten in der Fertigung entfallen", sagte ein VW-Sprecher. Grund ist das Hochwasser in Slowenien, von dem ein Zulieferer von Motorteilen betroffen ist.

Der Autozulieferer Continental arbeitet beim Thema Künstliche Intelligenz (KI) künftig mit Google zusammen. "Zusammen mit Google bringen wir Künstliche Intelligenz ins Fahrzeugcockpit", sagte der Chef von Continental Automotive, Philipp von Hirschheydt. Ziel der neuen Partnerschaft sei es, Anwendungen von Google Cloud direkt in den Fahrzeugrechner zu integrieren. Die Serienreife sei in nur 18 Monaten Entwicklungszeit möglich.

Nach massiven Beschwerden von Postbank-Kunden erhöht die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) den Druck auf die Konzernmutter Deutsche Bank. Sie beobachte seit dem Jahreswechsel 2022/23 "erhebliche Beeinträchtigungen bei der Abwicklung des Kundengeschäfts bei der Postbank", rügte die Behörde. Die Finanzaufsicht prüfe, "ob aufsichtlich relevante Mängel in dem Institut" bestünden.

Die Deutsche Bank verwies auf ein nach wie vor "deutlich erhöhtes Aufkommen an Anfragen und Aufträgen" der Kunden. Dadurch komme es teilweise zu deutlich verlängerten Bearbeitungszeiten. "Wir bedauern die Unannehmlichkeiten für unsere Kundinnen und Kunden, für die wir uns in aller Form entschuldigen." Die Bank arbeite an einer Verbesserung und habe unter anderem die Anzahl der Service-Mitarbeitenden deutlich erhöht.

Die Beschwerden über die Postbank hatten sich in den vergangenen Monaten gehäuft - vor allem im Zusammenhang mit einer IT-Umstellung. Kundinnen und Kunden konnten demnach zeitweise nicht auf ihre Konten zugreifen, Lastschriften wurden fehlerhaft oder gar nicht eingelöst, der Kundenservice war schwer erreichbar.

Aktien des Kupferkonzerns Aurubis zeigen sich mit einem Minus von 4,3 Prozent abermals schwach. Am Freitag hatte der Verdacht auf einen Betrugsfall und eine damit verbundene Streichung der Prognose den Kursrutsch ausgelöst.

Nach dem misslungenen Saisonstart brachen die Aktien des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund (BVB) um sechs Prozent ein und waren größter Verlierer im SDAX. Der BVB hatte am Wochenende gegen Aufsteiger 1. FC Heidenheim einen bereits sicher geglaubten Sieg aus den Händen gegeben und war damit auf Platz neun der Tabelle der Fußball-Bundesliga abgerutscht.

Der Immobilienkonzern Vonovia muss den bekanntesten europäischen Aktienindex verlassen: Der DAX-Konzern wird im EuroStoxx 50 zum 18. September gegen den italienischen Sportwagenbauer Ferrari ausgetauscht. Zudem wird der irische Baustoffhersteller CRH durch den französischen Branchenkollegen Saint-Gobain ersetzt.

Auch im Stoxx Europe 50 kommt es zu zwei Änderungen. Hier kommt mit dem Rückversicherer Münchener Rück aber ein Titel aus Deutschland in den Index. Dafür werden die Aktien des französischen Luxusgüterunternehmens Kering herausgenommen. Außerdem ersetzen die Aktien des niederländischen Zahlungsabwicklers Adyen die der niederländischen Großbank ING.

Der Milliardär Klaus-Michael Kühne hat seinen Anteil an dem Chemikalienhändler Brenntag verdoppelt. Über seine Holding verfüge er nun über gut zehn Prozent der Stimmrechte, hieß es am Freitagabend nach Börsenschluss in einer Mitteilung des DAX-Konzerns. Zuvor hatte sein Anteil bei knapp 5,2 Prozent gelegen.

Der Meta-Konzern erwägt laut einem Medienbericht, in Europa kostenpflichtige Abo-Versionen von Facebook und Instagram ohne Werbung einzuführen. Daneben werde man die Dienste auch weiterhin gratis mit Werbeanzeigen nutzen können, schrieb die "New York Times" am Freitag unter Berufung auf informierte Personen. Meta wollte den Bericht nicht kommentieren.

Der britische Chipdesigner Arm peilt bei seinem Börsengang in den Vereinigten Staaten einem Pressebericht zufolge eine Bewertung von 50 bis 55 Milliarden Dollar an. Damit wäre die Erstemission der Tochter des zum japanischen Technologiekonzerns Softbank gehörenden Unternehmens die größte in diesem Jahr. Arm wolle sich schon am Dienstag mit Investoren treffen, berichtete das "Wall Street Journal" am Wochenende unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Der Börsengang solle in der Woche darauf stattfinden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 04. September 2023 um 09:00 Uhr.