Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

Leichte Kursgewinne Anleger vorsichtig vor Zinsentscheiden

Stand: 24.07.2023 22:16 Uhr

Die Börsen sind verhalten in die neue Woche gestartet. Angesichts der anstehenden geldpolitischen Entscheidungen ist das kaum verwunderlich.

Auch wenn die in dieser Woche anstehenden Zinsentscheide voraussichtlich keine großen Überraschungen bringen werden, setzt die Unsicherheit den Anlegern zu. Immerhin konnte der Dow Jones in diesem Umfeld ein leichtes Plus von 0,52 Prozent verbuchen und fuhr damit den elften Tagesgewinn in Folge ein - die längste Gewinnserie seit rund sechs Jahren.

Am Mittwoch steht die Zinsentscheidung der US-Notenbank Federal Reserve an. Am Donnerstag folgt die Europäische Zentralbank (EZB) und am Freitag die Bank of Japan. Dabei gilt es als ausgemacht, dass Fed und EZB ihre Leitzinsen um jeweils 0,25 Prozentpunkte anheben werden. Umso wichtiger für die Märkte ist die Frage, "welche Absichten die Notenbanken für September und darüber hinaus signalisieren", wie es bei der Deka heißt. Die meisten Ökonominnen und Ökonomen gehen derzeit davon aus, dass sich EZB und Fed für ihre nächsten Sitzungen alle Optionen offenlassen werden.

Das heute in Kraft getretene Rebalancing des Nasdaq 100 lastete insgesamt leicht auf dem Index. Zum Handelsschluss notierte der Technologieindex 0,14 Prozent höher. Durch eine Regelung der US-Börsenaufsicht SEC musste der Indexbetreiber das Gewicht der großen Big-Tech-Companies zu Gunsten der anderen Indexwerte reduzieren. Der Anteil der "glorreichen Sieben" - Apple, Microsoft, Nvidia, Alphabet, Amazon, Tesla und Meta - hat sich dadurch von zuletzt rund 56 Prozent auf etwa 44 Prozent verringert.

Der DAX startete mit einem kleinen Plus von 0,1 Prozent in die neue Woche. Seine frühen Verluste konnte der deutsche Leitindex im Verlauf egalisieren. Dabei lasteten nicht nur die unsicheren Zinsperspektiven auf dem Markt, sondern auch neue Warnsignale von der Konjunktur.

So sank der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor, der verlässlichste Frühindikator für den Euroraum, im Juli zum dritten Mal in Folge. "Mit einem Stand von 51,1 Punkten sendet er inzwischen ein klares Abschwungsignal", erklärte Commerzbank-Ökonom Christoph Weil.

In Deutschland rutschte der Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - sogar unter die Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Das Barometer verzeichnete mit einem Minus von 2,3 auf 48,3 Punkte nicht nur den dritten Rückgang in Folge, sondern auch den schlechtesten Wert seit acht Monaten.

Update Wirtschaft vom 24.07.2023

Stefan Wolff, HR, tagesschau24, 24.07.2023 09:00 Uhr

Angesichts der schwachen Konjunkturdaten geriet die europäische Gemeinschaftswährung im Verlauf gegenüber dem Dollar ins Hintertreffen. Für einen Euro wurden am späten Abend 1,1066 Dollar gezahlt - 0,5 Prozent weniger als am Freitag. Der Preis für die Feinunze Gold gab am Abend auf 1953 Dollar nach.

Die Ölpreise notierten zum Start in die neue Woche erneut höher. Am späten Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im September 82,70 Dollar. Das waren 2,5 Prozent mehr als am Freitag. In den vergangenen Wochen haben die Ölpreise bereits deutlich zugelegt. Hintergrund sind vor allem Angebotseinschränkungen durch große Förderländer, allen voran Saudi-Arabien und Russland.

Der Erfolg des Films "Barbie" gab der Mattel-Aktie in New York Auftrieb. Die Titel des Herstellers der Bestseller-Puppe stiegen um 1,8 Prozent. Der Film von Regisseurin Greta Gerwig spielte am ersten Wochenende in den USA 155 Millionen Dollar ein. Damit ist er bisher der erfolgreichste Kinostart des Jahres.

Der Brand eines Elektro-Lastwagens des US-Herstellers Nikola ließ die Aktie in New York einbrechen. Ein zuvor beschädigtes Fahrzeug sei am Sonntagnachmittag an Nikolas Hauptsitz in Arizona in Flammen aufgegangen, teilte das Unternehmen mit. Nikola hatte bereits im vergangenen Monat ein Feuer in der Nähe seines Hauptsitzes gemeldet. Das Unternehmen gab nicht an, ob es sich bei dem Fahrzeug, das sich am Sonntag entzündete, um einen der Lkw handelte, die bei dem Brand im Juni beschädigt worden waren.

Am Abend senkte Bayer wegen eines schwachen Agrargeschäfts seine Jahresziele. Für 2023 rechnet der DAX-Konzern nur noch mit einem währungsbereinigten Umsatz von 48,5 bis 49,5 Milliarden und einem bereinigtem operativen Ergebnis (Ebitda) von 11,3 bis 11,8 Milliarden Euro. Bislang hatte Bayer hier 51 bis 52 Milliarden beziehungsweise 12,5 bis 13 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Bayer hatte aber bereits im Mai eingeräumt, dass nur noch das untere Ende dieser Ziele erreichbar sei. Die Prognosesenkung führte Bayer vor allem auf "massiv" zurückgegangene Umsätze mit glyphosatbasierten Produkten zurück. Der Konzern muss deshalb wohl 2,5 Milliarden Euro abschreiben. Im zweiten Quartal dürfte das zu einem Konzernverlust von etwa zwei Milliarden Euro führen. 2022 hatte der Leverkusener Konzern noch von deutlich höheren Preisen im Herbizid-Geschäft profitiert, nachdem es bei der Konkurrenz zu Produktionsengpässen infolge des Hurrikans Ida kam und auch chinesische Anbieter die Lücke pandemiebedingt nicht schließen konnten. Nachdem die Wettbewerber wieder auf den Markt zurückgekehrten, sanken die Preise aber deutlich.

Adidas wird nach den ersten Verkäufen seines Bestandes an "Yeezy"-Sportschuhen optimistischer. Man gehe nun von einem negativen Betriebsergebnis von 450 Millionen Euro aus, nach zunächst geschätzten 700 Millionen Euro, teilte der DAX-Konzern am Abend mit. Die Abschreibungen auf den übrigen "Yeezy"-Bestand schätzt der Sportartikelhersteller nun auf 400 Millionen Euro, 100 Millionen Euro weniger als zuvor. Auch beim Umsatz ist Adidas etwas zuversichtlicher. So dürften die Erlöse währungsbereinigt im mittleren einstelligen Prozentbereich sinken, nach einem zunächst in Aussicht gestellten hohen einstelligen Prozentbereich. Zuvor hatte die "Financial Times" berichtet, Adidas habe unerwartet hohe Bestellungen im Wert von über 508 Millionen Euro für Yeezy-Schuhe in der ersten Verkaufsserie nach dem Ende der Partnerschaft mit dem umstrittenen Rapper Kanye West erhalten.

Der Autozulieferer Hella hat seinen Umsatz, das operative Ergebnis und auch die Profitabilität im ersten Halbjahr deutlich gesteigert. Die Jahresprognose wurde von dem mittlerweile mehrheitlich zum französischen Konzern Faurecia gehörenden Scheinwerfer-Spezialisten bestätigt.

Die Software AG, deren Aktie angesichts der Übernahme durch den Finanzinvestor Silver Lake heute zum letzten Mal im MDAX und TecDAX gehandelt wurde, profitierte im zweiten Quartal vom guten Geschäft mit Datenbank-Software. Das erklärte Zukunftsgeschäft mit Integrationssoftware wuchs weniger stark.

Für die Software AG rückt morgen Vitesco in den MDAX nach und macht im SDAX den Platz frei für die Rückkehr der BVB-Aktie.

Die schwache Nachfrage aus der Windindustrie belastet den Kohlefaserspezialisten SGL Carbon. Zum 30. Juni sei eine Wertminderung auf die Vermögenswerte des Geschäftsbereichs Carbon Fibers zwischen 40 Millionen und 50 Millionen Euro vorgenommen worden, teilte das Unternehmen am Nachmittag mit. Der Nachfrageeinbruch sei aber im operativen Geschäft ausgeglichen worden. So habe der Umsatz im ersten Halbjahr um knapp zwei Prozent auf 560,5 Millionen Euro zugelegt. Das bereinigte Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) verharrte mit 88 Millionen Euro nahezu auf dem Vorjahresniveau. Das SGL-Management bestätigte deshalb seine Jahresprognose.

Die RTL-Gruppe weitet ihre Fußball-Berichterstattung aus und hat dafür ein weiteres Rechtepaket von der Europäischen Fußball-Union UEFA erworben. Beim frei zu empfangenden Fernsehsender Nitro laufen bis zur EM in Deutschland mehrere Spitzenpartien der EM-Qualifikation. Ab September wird Nitro jeweils eine Top-Begegnung des Spieltags im Free-TV übertragen.

Nach einer Abstufung durch die HSBC stand die Aktie des Motorenbauers Deutz im SDAX unter Druck. HSBC-Analyst Dario Dickmann strich seine Kaufempfehlung aufgrund des aus seiner Sicht weniger attraktiven Chance-Risiko-Verhältnisses.

Die im SDAX notierte Basler-Aktie konnte ihren frühen Einbruch im Verlauf wieder wettmachen. Der Bildverarbeitungs-Spezialist hat nach einem Umsatzeinbruch seine kurz- und mittelfristigen Erwartungen drastisch nach unten korrigiert und rechnet 2023 mit roten Zahlen. 200 der mehr als 1000 Stellen sollen im Zuge eines Sanierungsprogramms abgebaut werden.

Der Online-Broker FlatexDegiro zeigte sich am Abend nach Vorlage von Eckdaten zuversichtlich für die zweite Jahreshälfte. Es sei eine weitere deutliche Verbesserung der Marge im zweiten Halbjahr zu erwarten, teilte das Unternehmen nachbörslich mit. Das Management bestätigte seine Jahresprognose. Laut dieser soll die bereinigte Marge für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im Gesamtjahr bei über 40 Prozent liegen. Im abgelaufenen zweiten Quartal lag sie bei 37,4 Prozent. Im zweiten Quartal profitierte der Online-Broker aus dem SDAX von den gestiegenen Zinsen. Das bereinigte Ebitda erreichte 33,9 Millionen Euro, ein Plus von über 24 Prozent.

Die Reiselust der Europäer hat dem Billigflieger Ryanair im abgelaufenen Quartal einen kräftigen Gewinnsprung beschert. Für das erste Geschäftsquartal bis Ende Juni stand unter dem Strich ein Überschuss von 663 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor - kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine - hatte die Gesellschaft nur rund 188 Millionen Euro verdient.

Twitter hat sich unter seinem Eigentümer Elon Musk vom blauen Vogel verabschiedet und als Logo ein "X" eingeführt. Erst am Sonntag hatte Musk die weltweite Änderung in einer Serie von Tweets bekannt gegeben. Schon nach seiner Übernahme des Kurznachrichtendienstes für rund 44 Milliarden Dollar im vergangenen Oktober hatte der Tech-Unternehmer verkündet, der Kauf von Twitter sei "ein Beschleuniger für die Schaffung von X, der Alles-App".

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 24. Juli 2023 um 09:05 Uhr.