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marktbericht

Euphorie an den US-Börsen Rekord-Rally an der Wall Street

Stand: 19.01.2024 22:22 Uhr

An der Wall Street sorgten die Investoren zum Wochenschluss für Rekorde: Nicht nur der Technologieindex Nasdaq 100, auch Dow Jones und S&P 500 erreichten Höchststände. Der DAX fiel weiter zurück.

An der Wall Street war die Stimmung am Freitag deutlich besser als an der Frankfurter Börse. Der Dow Jones stieg auf einen historischen Höchststand bei 37.934 Punkten und ging mit einem Aufschlag von 1,1 Prozent auf 37.863,80 Punkten aus dem Handel. Der marktbreite S&P 500 stieg ebenfalls auf ein Rekordhoch und schloss 1,2 Prozent höher bei 4.839,81 Punkten..

Vor allem aber waren Technologiewerte gefragt. Auch der Nasdaq 100 erreichte einen Höchststand und stieg erstmals in seiner Geschichte über die Marke von 17.000 Punkten. Er schloss 2 Prozent höher auf 17.314 Punkten. Sein Wochenplus betrug 2,8 Prozent.

Die Papiere der Chipkonzerne AMD, Nvidia und Marvell bauten ihre Gewinne vom Vortag aus, auch Texas Instruments legte deutlich zu. "Es sieht so aus, als würden die Leute Halbleiter als den eigentlichen Motor sehen, der die KI-Revolution vorantreiben wird", sagte Chris Zaccarelli, Chefanleger bei Independent Advisor Alliance. "Auch KI selbst wird als der nächste mögliche Wachstumsmotor betrachtet, und zwar nicht nur in Bezug auf ihre Verarbeitungskapazität, sondern auch ihr Potenzial, Unternehmen zu revolutionieren."

Zuvor hatte der DAX nach einem freundlichen Handelsauftakt mit einem Abschlag von 0,1 Prozent auf 16.555 Punkten geschlossen. Auf Wochensicht ist die Bilanz des DAX mit einem Minus von knapp einem Prozent ebenfalls negativ. Der Index-Rekord vom Dezember bei gut 17.000 Zählern ist mittlerweile rund 450 Punkte entfernt. "Wichtig ist, dass in der kommenden Woche das Tief bei rund 16.330 Punkten verteidigt werden kann, um ein weiteres Abrutschen des Index zu verhindern", sagt Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets.

Wie seit vielen Wochen bereits dominierte auch heute die Ungewissheit über künftige Zinssenkungen das Geschehen am deutschen Aktienmarkt. Die Spekulationen darauf waren der wesentliche Treiber für die Kursgewinne Ende des vergangenen Jahres.

"Es steckt noch recht viel Zinseuphorie in den Kapitalmärkten, auch wenn sie in der abgelaufenen Handelswoche einen Dämpfer erfahren hat", sagt Claudia Windt, Ökonomin bei der Helaba. Während die US-Wirtschaft für die am Markt eingepreisten baldigen und kräftigen Senkungen einfach zu stark sei, sei in Deutschland und im Euroraum die Unsicherheit über den weiteren Inflationsverlauf noch zu hoch, lautet ihre Einschätzung.

Bei der ersten Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) im neuen Jahr am kommenden Donnerstag gehen Experten davon aus, dass Notenbank-Präsidentin Christine Lagarde versuchen wird, die an den Börsen weit vorausgeeilten Erwartungen an baldige geldpolitische Lockerungen zu dämpfen. Vertreter der Fed und der EZB signalisierten zuletzt bereits, dass es doch länger dauern könnte, bis die Notenbanken die Zinswende einleiten.

"Natürlich dürfte die EZB besorgt über die konjunkturelle Entwicklung und die Risiken sein. Auf der anderen Seite sieht sie aber auch noch Aufwärtsrisiken für die Inflation, weshalb sie ein vorschnelles Handeln vermeiden will", fasst Commerzbank-Analystin You-Na Park-Heger zusammen. "Für die anstehende Zinsentscheidung gehen wir davon aus, dass der EZB-Rat die Gipfelpause verlängern wird", schreiben die NordLB-Analysten Frederik Kunze und Norman Rudschuck in ihrem Ausblick.

Sven Streibel, Analyst bei der DZ Bank, ist aber optimistisch: "Sicherlich dürften Marktenttäuschungen bei den Zinsentscheidungen zu temporären Volatilitätsspitzen führen. Dennoch bleibt der Trend bezüglich nachlassendem Inflationsdruck und daher weiter sinkenden Zinsen bestehen. Aus strategischer Sicht unterstützt dies die Aktienmärkte."

Update Wirtschaft vom 19.01.2024

Stefan Wolff, HR, tagesschau24, 19.01.2024 09:00 Uhr

Dabei deuten frische Konjunkturdaten auf eine weiter sinkende Inflation hin: In Deutschland sind die Preise auf Herstellerebene am Ende des vergangenen Jahres wieder stärker gefallen. Im Dezember sanken die Produzentenpreise im Jahresvergleich um 8,6 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im Gesamtjahr 2023 sind die Erzeugerpreise so stark gefallen wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Die Produzenten gewerblicher Produkte - von Benzin bis Zucker - verlangten den Angaben zufolge durchschnittlich 2,4 Prozent weniger als 2022.

Mercedes-Benz prüft den Verkauf seiner Niederlassungen in Deutschland. Es gehe um alle Autohäuser und Werkstätten im Eigenbesitz, teilte das Unternehmen mit. Die Prüfung erfolge ergebnisoffen und schrittweise. "Dabei ist Mercedes-Benz offen für Gespräche mit möglichen Erwerbern der konzerneigenenen Niederlassungen." Als Käufer kämen nur erfahrene Unternehmen in Frage. "Wir planen nicht, an reine Finanzinvestoren zu verkaufen und eine Schließung von Standorten ist nicht Gegenstand der Überprüfung." Zudem sei nicht geplant, alle Niederlassungen als Paket abzugeben. Insgesamt handelt es sich um 80 Betriebe mit zusammen 8000 Mitarbeitern.

Nach der Euphorie scheint sich auf dem Kryptomarkt Ernüchterung breitzumachen. Hatte der Bitcoin vor gut einer Woche nach der erstmaligen Zulassung spezieller Börsenfonds auf rund 49.000 Dollar zugelegt, notiert er im Moment deutlich niedriger. "Nach der erstmaligen Zulassung eines Bitcoin-Spot-ETFs in den USA herrscht am Markt Katerstimmung", kommentierte Kryptoexperte Timo Emden. Die jüngste Kursentwicklung zeige, dass die ETF-Zulassung nicht als 'Freifahrtschein' für weiter steigende Kurse verstanden werden darf".

Der Chemiekonzern BASF hat wegen der schwachen Nachfrage weltweit seine eigenen Ziele verfehlt und auch die Analystenerwartungen nicht erfüllen können. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sowie Sondereinflüssen liegt 2023 mit voraussichtlich 3,8 Milliarden Euro unter der prognostizierten Bandbreite von 4,0 bis 4,4 Milliarden Euro, wie der Konzern mitteilte.

Nach einem Vierteljahrhundert verabschiedet sich die Software AG wieder von der Börse. Der Vorstand habe von seinem Mehrheitsaktionär Mosel Bidco formell den Auftrag erhalten, den Ankauf der restlichen Anteile offiziell anzustoßen (Squeeze-Out), teilte das Darmstädter Softwarehaus mit. Die vom Finanzinvestor Silver Lake kontrollierte Holding Mosel Bidco hält den Angaben zufolge gut 93 Prozent an Software AG. Im Dezember hatte Silver Lake den Minderheitsaktionären 32 Euro je Anteilsschein geboten, um die Firma komplett zu schlucken und von der Börse zu nehmen.

Der Energiekonzern RWE will sein Offshore-Windgeschäft in Japan nach einem ersten Zuschlag weiter ausbauen. Der Versorger werde sich an weiteren Ausschreibungen in Japan beteiligen, sagte der Chef von RWE Offshore Wind, Sven Utermöhlen, der Nachrichtenagentur Reuters. Das gelte auch für Südkorea, aber nicht für Indien und Taiwan. Japan sei für das Unternehmen ein Kernmarkt in Asien. RWE wolle dort auch schwimmende Offshore-Windanlagen einsetzen. Der Konzern hatte hierzu die Arbeiten an einer Machbarkeitsstudie mit Kansai Electric Power vereinbart.

Der Lastwagenhersteller Daimler Truck und seine Partner wollen ihr Werk zur Produktion von Batteriezellen im US-Bundesstaat Mississippi bauen. Dort sollen einmal 2.000 Arbeitsplätze entstehen, wie das Unternehmen mitteilte. Im Falle steigender Nachfrage bestünden Erweiterungsmöglichkeiten. 2027 soll die Fabrik mit der Fertigung starten. Daimler Truck geht dafür mit Accelera - einer Sparte des US-Motorenherstellers Cummins - und dem US-Lastwagenhersteller Paccar eine Partnerschaft ein.

Der zum Volkswagen-Konzern gehörende britische Luxusautohersteller Bentley hat für das Jahr 2023 einen Rückgang seiner Fahrzeugverkäufe um elf Prozent gemeldet. "Der Luxusmarkt war nicht immun gegen die schwierigen Marktbedingungen, die in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 weltweit zu beobachten waren", erklärte Bentley-Chef Adrian Hallmark. Trotzdem bleibe man "vorsichtig optimistisch" für das neue Jahr, da die globale Nachfrage weiterhin robust sei.

Die Wettbewerbshüter der Europäischen Union (EU) wollen offenbar die 1,4 Milliarden Dollar schwere Übernahme des Staubsaugerroboter-Herstellers iRobot durch Amazon blockieren. Wie das "Wall Street Journal" berichtet, ist der Konzern von der Europäischen Kommission darüber informiert worden, dass das Geschäft wahrscheinlich abgelehnt werden wird. Der US-Technologieriese hatte bis zum 10. Januar die Bedenken der EU-Kartellwächter, dass das Geschäft den Wettbewerb auf dem Markt für Staubsaugerroboter einschränken könnte, nicht ausgeräumt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 19. Januar 2024 um 09:00 Uhr.