Silhouette von Ölpumpen auf einem Ölfeld in Texas, USA.
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Förderpolitik der OPEC+ Wie hoch steigt der Ölpreis noch?

Stand: 18.09.2023 11:25 Uhr

Rohöl hat sich in den vergangenen Monaten deutlich verteuert - die Preise liegen auf einem Zehnmonatshoch. Das zeigt sich an der Tankstelle und beim Heizöl. Was sagen Experten zur weiteren Entwicklung?

Von Detlev Landmesser, ARD-Finanzredaktion

Schon seit dem Frühsommer steigen die Ölpreise nahezu stetig - und die Tendenz setzt sich fort. Rohöl der Sorte Brent verteuerte sich heute morgen um 0,5 Prozent auf 94,44 Dollar pro Barrel (159 Liter). Die US-Sorte WTI zog um 0,7 Prozent auf 91,41 Dollar pro Barrel an. Das waren neue zehnmonatige Höchststände. Europäisches Öl ist damit mehr als 25 Prozent teurer als noch Ende Juni.

Im Frühjahr hatten die Notierungen noch deutlich unter den Rekordständen des Vorjahres gelegen - bei zeitweise unter 75 Dollar pro Barrel beim Nordseeöl Brent. Angesichts der russischen Invasion in die Ukraine waren zuvor zeitweise mehr als 120 Dollar pro Barrel fällig gewesen.

Warum steigen die Ölpreise jetzt?

Als wesentlichster Preistreiber gelten aktuell die Bemühungen der Produzenten Saudi-Arabien und Russland, ihr Angebot zu verknappen. Angesichts der jüngst bis Jahresende verlängerten Förderkürzungen der beiden wichtigen Produzenten hatte zuletzt auch die Internationale Energieagentur (IEA) vor einem zu geringen Ölangebot im Jahresverlauf und anhaltend hohen Preisen gewarnt. Ein Abrücken des ungleichen Kartells OPEC+ von seiner Förderpolitik ist derzeit nicht absehbar.

Dazu kommen die zuletzt robusten Wirtschaftsdaten aus den USA und die jüngsten Bemühungen Chinas zur Stimulierung der Konjunktur. Experten rechnen daher mit einer anhaltend hohen Ölnachfrage aus der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft.

Steigen auch die Spritpreise weiter?

Damit ist zu rechnen. Mit Blick auf die unsichere globale Versorgung ist die Mineralölwirtschaft derzeit offensichtlich besonders geneigt, ihre Kosten überproportional an die Verbraucher weiterzugeben. Aus Sicht des ADAC sind die Preise an den Zapfsäulen seit Monaten überhöht.

Verbraucherinnen und Verbrauchern rät der ADAC neben einer spritsparenden Fahrweise mit niedriger Drehzahl, auf die Preisunterschiede im Tagesverlauf zu achten. Am günstigsten sei Kraftstoff in der Regel zwischen 18 und 19 Uhr sowie zwischen 21 und 22 Uhr.

Wie sieht es bei den Heizölpreisen aus?

Auch die Heizölpreise stehen in enger Verbindung mit den Rohölnotierungen, wobei regionale Preisunterschiede hier besonders hoch ausfallen. Im Bundesdurchschnitt müssen derzeit 118 Euro pro 100 Liter bezahlt werden. Ab Anfang Oktober gehen die Angebotspreise in der Regel deutlich zurück.

Wie sehen Experten die weitere Entwicklung?

Während die Prognosen der IEA als Interessenverband führender Industriestaaten möglicherweise zu pessimistisch sind, haben auch andere führende Ölmarktexperten ihre Preisprognosen zuletzt angehoben. "Die psychologisch wichtige Marke von 100 Dollar ist für einige bereits in Reichweite", so die Analysten der Commerzbank.

Jedoch nicht alle Experten erwarten, dass der Höhenflug noch lange anhält. "Wir bleiben skeptisch, weil die Konjunktur- beziehungsweise die Nachfragesorgen die Preise in Schach halten dürften", schreiben die Commerzbank-Experten. Sie verweisen auch auf die in der vergangenen Woche deutlich gestiegenen Rohöllagerbestände in den USA.

Tatsächlich ist eine weitere Erholung der Weltkonjunktur angesichts der erreichten Zinsniveaus keineswegs ausgemacht. Schwache Wirtschaftsdaten könnten die Ölpreis-Rally deutlich ausbremsen. Auch die Statistik deutet darauf hin, dass Verbraucher zumindest hoffen können. Saisonaltypisch erreichen die Ölpreise meist in der ersten Oktoberhälfte ihren Jahreshöhepunkt, bevor sie bis Anfang Dezember tendenziell zurückgehen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 05. Juni 2023 um 13:44 Uhr.