Teurer als die Konkurrenz Was die neue Daten-Brille von Apple kann
Apple hat seine erste Daten-Brille vorgestellt. Konzernchef Tim Cook spricht von einem "revolutionären Produkt". Doch nicht alle sind von den geschäftlichen Aussichten der Vision Pro überzeugt.
Es ist die erste neue Produktkategorie aus dem Hause Apple seit der Vorstellung der Apple Watch 2014: Auf der Apple-Entwicklermesse WWDC hat Konzernchef Tim Cook gestern Abend der Öffentlichkeit seine erste Daten-Brille mit dem Namen Vision Pro präsentiert, mit der Apple nicht weniger als eine neue Computer-Plattform etablieren will.
Apple-Brille soll 3500 Dollar kosten
Äußerlich erinnert die Vision Pro vor an eine futuristische Skibrille, Apple selbst spricht nüchtern von einem "tragbaren Umgebungs-Computer". Das Headset kann auf seinen Displays digitale Objekte in die reale Umgebung einblenden. Dabei wird die Umgebung von Kameras auf dem Gehäuse eingefangen und auf Displays vor den Augen wiedergegeben - ein Prinzip, nach dem auch die Konkurrenz vorgeht. Auf beide Bildschirme verteilt hat die Brille 23 Millionen Pixel - mehr als die 4K-Auflösung eines Fernsehers für jedes Auge.
Mit einem Preis von 3500 Dollar ist die Apple-Brille deutlich teurer als Geräte der Konkurrenz. Analysten hatten dem Bank-of-America-Experten Wamsi Mohan zufolge im Schnitt mit einem niedrigeren Preis von 3000 Dollar gerechnet. Zum Vergleich: Der Facebook-Konzern Meta, bislang Marktführer bei VR-Headsets, hatte vergangene Woche sein neues Modell Meta Quest 3 vorgestellt - zum Preis von 570 Euro.
Apple-Brille auf Kabel angewiesen
Gesteuert wird die Apple-Brille mit Handgesten, Stimme und Augenbewegungen. Für die Nutzung braucht man allerdings ein Kabel, hat Apple doch die Batterie ausgelagert, um die Brille leichter zu machen. Entsperrt wird die Vision Pro per Augenerkennung, so können Nutzer auch gespeicherte Passwörter bei Online-Diensten freigeben.
Ein ungewöhnliches Merkmal des Geräts ist ein Display auf der Frontseite, welches die Augen der Nutzerin oder des Nutzers anzeigt, wenn andere Menschen in der Nähe sind. Die Vision Pro wirkt dann durchsichtig.
Tim Cook: Vision Pro ist ein "revolutionäres Produkt"
"Wir glauben, dass die Apple Vision Pro ein revolutionäres Produkt ist", sagte Konzernchef Tim Cook. Das Gerät werde verändern, wie Menschen kommunizieren und zusammenarbeiten, zeigte er sich überzeugt. In den USA soll das Gerät Anfang kommenden Jahres auf den Markt kommen.
Apple sieht eine Einsatzmöglichkeit für die Vision Pro im Beruf, schließlich kann man sich mit ihrer Hilfe viele große virtuelle Displays ins Blickfeld einblenden. Eine andere Anwendung soll die Unterhaltung mit Videos im großen Format auch unterwegs sein. So wird der Streamingdienst Disney+ von Beginn an auf der Vision Pro verfügbar sein.
Zweifel an geschäftlichen Perspektiven
Kritiker verweisen allerdings auf ein womöglich schlechtes Timing des Apfel-Konzerns. Schließlich steigt Apple ausgerechnet in einem Moment in den Markt ein, in dem ein kurzlebiger Hype rund um das Geschäft mit virtuellen Welten und Objekten merklich abgeflaut ist und sich alles scheinbar nur noch um künstliche Intelligenz dreht.
Laut US-Medienberichten waren auch bei Apple selbst einige Top-Manager nicht überzeugt von den geschäftlichen Aussichten der Computer-Brille. Fakt ist: Das Geschäft mit VR-Brillen ist bislang unvergleichlich kleiner als der Smartphone-Markt. Die Marktforscher von IDC gehen davon aus, dass 2023 lediglich zehn Millionen VR- und AR-Headsets abgesetzt werden. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr wurden weltweit über 1,2 Milliarden Smartphones verkauft.
Apple-Aktie markiert Rekordhoch
Trotz der unklaren geschäftlichen Perspektiven der Daten-Brille ist die Apple-Aktie zum Auftakt der Entwicklerkonferenz WWDC auf ein Rekordhoch von 184,95 Dollar gestiegen, fiel jedoch im Handelsverlauf wegen Gewinnmitnahmen wieder etwas zurück.
Damit nähert sich der Börsenwert des Technologiegiganten der Marke von drei Billionen Dollar. Kein Unternehmen weltweit ist wertvoller. Mit der Markierung eines neuen Allzeithochs sendet die Apple-Aktie zudem eines der besten Kaufsignale, welche die Technische Analyse zu bieten hat.