
Bahn legt Ergebnis vor Mehr Reisende, mehr Gewinn - und mehr Schulden
Stand: 22.03.2018 13:53 Uhr
Immer mehr Fahrgäste nutzen die Züge der Bahn, und auch die Logistik-Sparte läuft gut: Die Deutsche Bahn konnte somit 2017 ein sattes Plus beim Betriebsgewinn erwirtschaften. Doch das Ergebnis hat einen Makel.
Noch nie haben so viele Fernreisende die Angebote der Deutschen Bahn genutzt. Nicht zuletzt dank dieses Rekordes konnte die Deutsche Bahn 2017 ihren Betriebsgewinn um rund sieben Prozent steigern. Vor Zahlung von Steuern und Zinsen erwirtschaftete der Staatskonzern 2,15 Milliarden Euro. "2017 war wirtschaftlich ein gutes Jahr für die Bahn", sagte Vorstandschef Richard Lutz bei der Vorstellung der Jahresbilanz.
Insgesamt reisten 2017 mehr als 142 Millionen Fahrgästen mit ICE und IC - ein Plus von 2,3 Prozent. Nach Einschätzung des Unternehmens trugen zahlreiche Sonderangebote der Bahn und gestiegene Spritpreise zu dem Ergebnis bei. Ein weiterer Faktor sei die Konsolidierung bei der Fernbus-Konkurrenz gewesen, wo die Preise ebenfalls anzogen - Bahnfahren wurde so attraktiver. Die Sparte konnte ihren Gewinn mit über 381 Millionen Euro verdoppeln.
Ein weiterer Faktor für das Plus waren die Logistiksparte DB Schenker und die Auslandssparte DB Arriva. Beide machen mittlerweile fast die Hälfte des Umsatzes.
Deutsche Bahn zieht Bilanz 2017
tagesschau 17:00 Uhr, 22.03.2018, André Kartschall, RBB
Ziel dennoch nicht erreicht
Allerdings: Das Ziel von mindestens 2,2 Milliarden Euro verpasste die Bahn knapp. Unterm Strich und nach Abführung einer Dividende an den Bund bleiben der Bahn zudem nur noch etwas über 300 Millionen Euro.
Das ist zuwenig, um Investitionen zu finanzieren, so dass die Verschuldung der Bahn weiter stieg. Ende 2017 lag sie bei 18,6 Milliarden Euro und damit eine Milliarde Euro höher als im Vorjahr.
In diesem Jahr soll der Gewinn mindestens 2,2 Milliarden Euro betragen. Der Umsatz soll auf 44 Milliarden Euro von 42,7 Milliarden im Jahr 2017 steigen.
Unpünktlicher als im Vorjahr
"Die erfreulichen Zahlen können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir bei Qualität und Pünktlichkeit nachlegen müssen", erklärte der Bahn-Vorstandsvorsitzende Lutz. Denn im Fernverkehr erreichte die Bahn eine Pünktlichkeit von 78,5 Prozent im Schnitt - angepeilt waren aber 82 Prozent. "Das ärgert uns", räumte Lutz ein. Den Regionalverkehr hinzugenommen kamen nach Definition der Bahn im vergangenen Jahr 93,9 Prozent der Züge pünktlich. Das sind 0,4 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Als pünktlich gilt ein Zug, der weniger als sechs Minuten Verspätung am Zielbahnhof hat.
Für Kritiker ist die Bahn für den Anstieg bei den Verspätungen selbst verantwortlich. "Knausern beim Grünschnitt führt zu Totalausfall bei Sturm", kritisierte Bernhard Knierim, Sprecher des Bündnisses "Bahn für Alle". Er warf dem Staatskonzern schwere Mängel im Kerngeschäft auf der Schiene und Verantwortungslosigkeit an der Spitze vor. So kritisierte er, dass die politischen Vertreter im Aufsichtsrat Anfang 2017 der Vertragsauflösung des Ex-Bahnchefs Rüdiger Grube zustimmten. Er hatte dafür 2,3 Millionen Euro Abfindung bekommen.
Deutsche Bahn zieht Bilanz
Dieter Nürnberger, DLF
22.03.2018 17:33 Uhr
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