ein iPhone 14 in einem Apple store.

Nach Unruhen bei Foxconn Apple findet neuen iPhone-Hersteller in China

Stand: 05.01.2023 10:44 Uhr

Apple hat einem Medienbericht zufolge den chinesischen Hersteller Luxshare mit der Produktion von Premium-iPhones beauftragt. Unruhen beim Partner Foxconn hatten zu Produktionsunterbrechungen geführt.

Der US-Konzern Apple will einem Zeitungsbericht zufolge dem chinesischen Auftragshersteller Luxshare Precision einen Großauftrag für die Produktion der Premium-iPhone-Modelle erteilen. Das berichtete die Zeitung "Financial Times" gestern unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Luxshare produzierte bereits kleinere Stückzahlen des iPhone 14 Pro Max in seinem Werk in Kunshan, um die Produktionsausfälle im Foxconn-Werk in Zhengzhou im vergangenen Jahr auszugleichen, hieß es weiter. Apple und Luxshare reagierten nicht sofort auf Anfragen der Nachrichtenagentur Reuters zur Stellungnahme.

Produktionsausfälle verhageln Bilanz

Das größte iPhone-Werk der Welt wird von Foxconn betrieben, dem derzeit noch wichtigsten Auftragsfertiger von Apple. Die Entscheidung des kalifornischen Konzerns ist auch eine Reaktion auf die Unruhen beim Hersteller aus Taiwan. Das Werk in der zentralchinesischen Industriemetropole Zhengzhou war Ende vergangenen Jahres wegen steigender Corona-Infektionszahlen von der Außenwelt abgeriegelt worden. Daraufhin kam es zu Unruhen und Protesten von Arbeitern, die Produktion lief nur eingeschränkt.

Am Standort Zhengzhou sind rund 200.000 Arbeiter beschäftigt. Analysten hatten erwartet, dass Apple seine Produktion angesichts der Ausfälle in China aufgrund von Mitarbeiterunruhen und coronabedingten Lockdowns diversifizieren würde. Am Markt wird wegen der Produktionsunterbrechungen mit Quartalseinbußen bei Apple gerechnet.

Schlechte Foxconn-Bilanz im Dezember

Auch bei Foxconn haben die Produktionsausfälle die Bilanz für den Dezember verhagelt. Der Umsatz sei in diesem Monat um 12,3 Prozent auf umgerechnet 19,3 Milliarden Euro gefallen, teilte der weltgrößte Elektronik-Auftragsfertiger mit. Im vierten Quartal seien die Erlöse allerdings um 3,5 Prozent gestiegen. Für das Gesamtjahr stehe ein Plus von 10,5 Prozent zu Buche. In dieser Woche teilte Foxconn zudem mit, dass die Produktion im Zhengzhou-Werk wieder auf 90 Prozent angelaufen sei. Da die Regierung in Peking inzwischen von ihrer "Null-Covid-Politik" abgerückt ist, sei die Lage in Zhengzhou wieder "weitgehend normal".

Börse reagiert positiv

Für Luxshare könnte sich der Einstieg in die iPhone-Produktion als Goldgrube erweisen. Bisher dominierte Foxconn die Produktion in der Lieferkette Apples. Der Apple-Zulieferer produziert knapp 70 Prozent aller iPhones weltweit. Ein Teil dieses Kuchens könnte nun an Luxshare gehen. Die Luxshare-Precision-Chefin Wang Laichun arbeitete selbst zehn Jahre für Foxconn, bevor sie 1999 das Unternehmen verließ und mit ihrem Bruder 2004 Luxshare übernahm. Die Luxshare-Titel stiegen an der chinesischen Börse heute um 3,6 Prozent.

Trotz des neuen möglichen Partners versucht Apple seit einiger Zeit auch unabhängiger vom Produktionsstandort China zu werden. Im vergangenen September kündigte der Tech-Konzern etwa an, das iPhone 14 in Indien herstellen zu lassen. Analysten bei JP Morgan gehen davon aus, dass Indien bis 2025 eines von vier iPhones herstellen könnte. Die Logistikprobleme infolge der strikten Corona-Lockdowns in China sowie das schwierige Verhältnis zwischen der Regierungen in Peking und Washington erhöhen den Druck auf den Konzern, seine eng getakteten Lieferketten anders zu organisieren.

Dell verzichtet auf chinesische Speicherchips

Auch andere US-Unternehmen versuchen indes, ihre Lieferketten zu diversifizieren. So will Dell ab 2024 keine in China hergestellten Speicherchips mehr in seinen Geräten verbauen.

Der Computerhersteller habe seine Lieferanten aufgefordert, die Menge in China hergestellter Komponenten in seinen Produkten zu reduzieren, da Bedenken hinsichtlich der Spannungen zwischen den USA und der Regierung in Peking bestehen, berichtete heute die japanische Zeitung "Nikkei" unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die USA hatten im vergangenen Jahr zum Schutz der nationalen Sicherheit ihre Maßnahmen gegen chinesische Hochtechnologiekonzerne verschärft.