Tagesmittel der Temperatur für Deutschland seit dem 1. November

Wetterthema Es ist kalt

Stand: 09.01.2024 12:22 Uhr

Ganz schön eisig ist es also geworden. Am heutigen Dienstag, den 9. Januar, lagen die Tiefstwerte zwischen -5 und -15 Grad. Doch wie ist die Kälte einzustufen?

Von Ingo Bertram, ARD-Wetterkompetenzzentrum

Unsere Abbildung zeigt Tagesmittelwerte der Temperatur. Es handelt sich um Mittelwerte über die Fläche von ganz Deutschland. Die graue, gezackte Kurve stellt die aktuellen Werte für den Zeitraum vom 1. November 2023 bis zum 14. Januar 2024 dar. Die Werte ab dem heutigen 9. Januar sind eine Prognose. Diese Temperaturkurve kann nun mit dem langjährigen Mittel verglichen werden, welches durch die grüne Kurve gezeigt wird. Als Referenzzeitraum für das langjährige Mittel wurde absichtlich ein sehr langer Zeitraum von 100 Jahren verwendet und nicht ein Mittel über die vergangenen 30 Jahre, denn dadurch würde der Klimawandel herausgerechnet werden. In den vergangenen 30 Jahren war es in Deutschland um etwas mehr als 1 Grad wärmer als im Mittel über das gesamte 20. Jahrhundert.

Der Mensch hat kaum eine Chance, Klimaänderungen bewusst zu erleben. Hierfür ist das Erinnerungsvermögen an das Klima länger zurückliegender Jahrzehnte zu gering. Viele Menschen haben einfach nicht die Chance wahrzunehmen, dass es tatsächlich wärmer geworden ist. Man gewöhnt sich schnell an ein verändertes Klima. Und deshalb erscheint der aktuelle Witterungsabschnitt sehr kalt, obwohl er gar nicht so extrem ist. Die kalten Phasen jetzt und Anfang Dezember konnten den Wärmeüberschuss des übrigen Zeitraums seit dem 1. November bei weitem nicht ausgleichen. In der Abbildung überwiegen die roten Flächen deutlich. Selbst bei Verwendung eines neuen langjährigen Mittels über den Zeitraum 1991 bis 2020 würden die roten Flächen noch überwiegen.

Irgendwann wird es sicher noch einmal einen richtig strengen Winter geben, doch dieser Winter ist das bis jetzt nicht. Wir haben einfach vergessen, was in Deutschland mal möglich war. In diesem Winter hat es am Rhein zwischen Mannheim und Baden-Baden noch kein Eistag, also eine Höchsttemperatur von unter 0 Grad, gegeben. Früher waren dort etwa 16 Eistage pro Winter normal. Der Januar 1940 brachte es im sonst so milden Mannheim auf 30 Eistage, die Temperatur kam den ganzen Monat nicht über 0,0 Grad hinaus. Und die Nacht des 19. Januar 1940 war in Mannheim mit -28 Grad wirklich bitterkalt. In der Nacht zum heutigen 9. Januar 2024 sank das Quecksilber in Mannheim auf vergleichsweise bescheidene -7 Grad. Es ließen sich viele weitere Beispiele aus anderen Wintern und anderen Regionen Deutschlands auflisten, die zeigen, was es alles einmal gab. Doch an dieser Stelle soll sich auf das Fazit beschränkt werden: Wenn es uns jetzt im Winter kalt vorkommt, liegen wir dennoch meistens weit von den Extremen der Vergangenheit weg. Wirklich extreme winterliche Wetterereignisse sind selten geworden, aber nicht unmöglich. Im Hinblick auf den Energieverbrauch ist es gut, wenn es jetzt nicht mehr so kalt wird wie früher. Die zu beobachtenden Veränderungen geben einen als Meteorologen jedoch zu denken.