Gewitterrisiko am Donnerstag und Freitag

Wetterthema: Wetteränderung Erneut Gewitter

Stand: 23.08.2023 11:03 Uhr

In der vergangenen Woche hat es bereits in Teilen Deutschlands Gewitter gegeben. Auch in dieser Woche wird es gebietsweise wieder krachen.

Von Ingo Bertram, ARD-Wetterkompetenzzentrum

Die feucht-heiße Luft, in der die Gewitter der vergangenen Woche entstanden sind, ist nie ganz aus Deutschland vertrieben worden. Schuld an der Wetterberuhigung war ein Hochdruckgebiet, welches seit dem vergangenen Wochenende die Entstehung von Gewittern weitgehend unterbunden hat. Inzwischen hat sich die feuchte Luft nach Baden-Württemberg und Bayern zurückgezogen.

Ab dem morgigen Donnerstag ändert sich nun die Wetterlage. Das Hoch zieht sich zurück und von Nordwesten her macht sich allmählich ein Tief über Nordwesteuropa bei uns bemerkbar. Damit nimmt die Dynamik in der Wetterküche wieder zu. Sie würde nahezu überall günstige Bedingungen zur Entwicklung heftiger Gewitter schaffen. In vielen Regionen reicht die Feuchtigkeit dazu aber am Donnerstag noch nicht aus. Im Norden und Nordosten bleibt die Luft mit großer Sicherheit zu trocken zur Entwicklung von Gewittern. Die aktuell noch im Süden Deutschlands lagernde energiebeladene Luft wird nur recht langsam wieder in Richtung Mitte transportiert. Recht unsicher ist im Augenblick noch, was in der Mitte passiert. So gibt es Vorhersagemodelle, nach denen es am Donnerstagabend von Rheinland-Pfalz bis ins Rhein-Main-Gebiet heftige Gewitter geben soll. In anderen Modellen würde die Feuchtigkeit hierfür gerade noch nicht ausreichen, dann wäre lediglich mit Schauern oder wenig spektakulären Gewittern zu rechnen. Über dem Süden stellt die Luftmasse keine Unsicherheit dar, hier ist jedoch die Dynamik am schwächsten. Die Entwicklung eines größeren Gewittersystems ist somit unwahrscheinlich. Dennoch wird es über dem Schwarzwald, der Schwäbischen Alb und in den Alpen sicher zur Auslösung des ein oder andern heftigen Gewitters ausreichen.

Am Freitag hat sich die feuchte Warmluft dann wieder über fast ganz Deutschland ausgebreitet und das Tiefdruckgebiet sorgt weiterhin für viel Dynamik. Vom Küstenumfeld mal abgesehen kann es überall heftige Gewitter geben, aber das wird es natürlich nicht. Auch am Freitag bleibt es in einigen Regionen ruhig. Prädestiniert für Gewitter sind die Gebirge. Im Bereich der Schwäbischen Alb, wie in Reutlingen, hat man bei solchen Wetterlagen fast eine Garantie, von einem Gewitter getroffen zu werden. Ähnlich sieht es von den Lechtaler Alpen bis in die Region südlich von München aus. Aber auch die Gebirge der Mitte dürften am Freitag einiges abbekommen. Gewitter bei dynamischen Lagen bleiben aber nicht auf die Bergländer beschränkt. Sie können in Form von Clustern, Gewitterlinien oder Superzelle auch weite Strecken über dem Flachland zurücklegen. Was im Einzelnen passiert, lässt sich in der Regel erst zeitnah wenige Stunden vor dem Ereignis vorhersagen. So bestimmen beispielsweise Gewitterreste aus der Nacht zu Freitag den weiteren Ablauf. Wo es am Freitagvormittag lange bewölkt bleibt, ist das Potenzial für Unwetter, die vornehmlich am Nachmittag und Abend auftreten, verringert.

Die Gewitter der kommenden Tage gehen örtlich mit Sturmböen oder schweren Sturmböen, mit größerem Hagel von mehr als 2 Zentimetern Durchmesser und starkem Regen einher. Dabei sind Regenmengen von 25 bis 40 l/m² in kurzer Zeit möglich. Es sind also Gewitter unterwegs, welche die Unwetterkriterien des Deutschen Wetterdienstes erfüllen. Dennoch wird nur eine Minderheit von uns in dieser Woche tatsächlich ein Unwetter erleben. Diese Ereignisse sind lokal begrenzt. Für viele von uns gibt es lediglich ganz normale Gewitter. Und in einigen Regionen wird man auch überhaupt nicht von einem Gewitter getroffen.