Der republikanische Senator Ron Johnson
Liveblog

US-Zwischenwahlen ++ Republikaner gewinnen in Wisconsin ++

Stand: 10.11.2022 01:37 Uhr

Bei den Senatswahlen im Bundesstaat Wisconsin haben die Republikaner Prognosen zufolge ihren Sitz verteidigt - damit hat die Partei nun 49 der 100 Sitze in der Kongresskammer. In Georgia soll es eine Stichwahl geben. Alle Entwicklungen im Liveblog.

Nach den Kongress-Zwischenwahlen in den USA haben sich Wahlbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) besorgt über "weit verbreitete Desinformationen" gezeigt. Die Beobachter sprachen von "Drohungen gegen Wahlhelfer" und Aktionen, die darauf abzielten, "das Vertrauen der Wähler in den Wahlprozess zu untergraben, indem sie dessen Integrität unbegründet infrage stellen".

Die Weigerung einiger Menschen, die Legitimität der Ergebnisse der Präsidentschaftswahl 2020 zu akzeptieren, habe sich negativ auf die öffentliche Debatte ausgewirkt und das Vertrauen in das System verringert, sagte Margareta Cederfelt von der OSZE-Wahlbeobachtungsmission bei einer Pressekonferenz. Diese "unbegründeten Betrugsvorwürfe" hätten weiterhin "schwerwiegende Folgen, mit Schikanen und Drohungen gegen die Wahlhelfer".

US-Präsident Joe Biden sieht die Zwischenwahlen in den USA als guten Tag für die Demokraten. Die Demokratie sei herausgefordert worden, aber das amerikanische Volk habe gesprochen. Es seien noch nicht alle Ergebnisse bekannt, sagt Biden in einer Rede. Aber die von vielen erwartete "rote Welle", also ein Durchmarsch der oppositionellen Republikanern, "das ist nicht passiert."

US-Präsident Joe Biden sieht die Zwischenwahlen in den USA als guten Tag für die Demokratie. Die Demokratie sei herausgefordert worden, aber das amerikanische Volk habe gesprochen. Es seien noch nicht alle Ergebnisse bekannt, sagt Biden in einer Rede. Aber die von vielen erwartete "rote Welle", also ein Durchmarsch der oppositionellen Republikanern, "das ist nicht passiert."

Wahlforscher von Edison Research gehen davon aus, dass die Republikaner unterm Strich zehn Sitze im US-Repräsentantenhaus hinzugewonnen haben, die zuvor die Demokraten innehatten. Das wären fünf mehr als nötig, um die Kontrolle über das Abgeordnetenhaus zu bekommen. Allerdings seien 42 von 435 Rennen noch nicht entschieden.

In Pennsylvania ist ein unlängst verstorbener Abgeordneter des örtlichen Parlaments wiedergewählt worden. Darüber informierten die Demokraten im Repräsentantenhaus von Pennsylvania über Twitter. "Wir sind unendlich traurig über den Verlust des Abgeordneten Tony DeLuca, aber wir sind stolz darauf, dass die Wähler ihm und seinem Engagement für die Werte der Demokraten weiterhin ihr Vertrauen schenken, indem sie ihn posthum wiederwählten", hieß es. Eine Neuwahl für DeLucas Posten werde bald folgen.

Wie die Lokalzeitung "Post-Gazette" aus Pittsburgh berichtete, starb DeLuca im letzten Monat im Alter von 85 Jahren. Es sei bereits zu spät gewesen, um die Wahlzettel oder die Kandidaten für den 32. Bezirk noch zu ändern. Neben den viel beachteten landesweiten Wahlen zur neuen Zusammensetzung des US-Kongresses in Washington fanden am Dienstag gleichzeitig auch vielerorts örtliche Abstimmungen statt.

Nach technischen Pannen an Wahlmaschinen in einem Bezirk im US-Bundesstaat Arizona haben die Behörden Vorwürfe der Wahlfälschung zurückgewiesen. Online verbreitete "Kommentare wie 'kriminell' oder 'manipuliert' entbehren jeglicher Grundlage", sagte der Vorsitzende der Wahlaufsichtsbehörde des Landkreises Maricopa, Bill Gates. In rund 60 der 223 Wahllokale in dem Landkreis war es zu Problemen gekommen, da die Maschinen in einigen Fällen die Stimmzettel nicht lesen oder drucken konnten. Der Behörde zufolge waren etwa 17.000 Stimmzettel betroffen. 

Der Behörden-Chef entschuldigte sich für die Vorfälle, die in einigen Wahllokalen zu langen Schlangen geführt hätten. Es sei jedoch niemand an der Stimmabgabe gehindert worden. Die betroffenen Wähler konnten demnach ihre Stimmzettel in sicheren Boxen deponieren oder in ein anderes Wahllokal gehen, in dem die Maschinen funktionierten.

Ex-Präsident Donald Trump hat die Ergebnisse der Zwischenwahlen als in "gewisser Weise etwas enttäuschend" bezeichnet - sieht sie aber als einen persönlichen Erfolg. Die Mehrheit der Kandidatinnen und Kandidaten, die er unterstützt habe, hätten gesiegt, schrieb er auf der von ihm mitgegründeten Plattform Truth Social. "Wer hat jemals besser abgeschnitten?", fragte er.

Tatsächlich haben in knappen Rennen prominente Schützlinge von Trump verloren oder lagen hinten. Erfolgreich waren von ihm unterstützte Kandidaten vor allem dort, wo die Zustimmung für die Republikaner ohnehin hoch ist. Eine besonders schwere Niederlage für Trump war das Rennen im umkämpften US-Bundesstaat Pennsylvania. Dort verlor der von ihm unterstützte Kandidat Mehmet Oz bei der Abstimmung für den Senatssitz.

In vielen US-Medien ist man sich inzwischen sicher: Es war eine eher gute Wahlnacht für die Demokraten und eine eher schlechte für die Republikaner - vor allem für Ex-Präsident Trump. Zwar sieht vieles danach aus, als könnten die Republikaner eine knappe Mehrheit im Repräsentantenhaus erobern, und auch im Senat ist noch alles offen. Doch die Partei bleibt hinter den hohen Erwartungen zurück.

"Die Republikaner haben sehr schlecht abgeschnitten, und es sollten Köpfe rollen", schrieb der konservative Kommentator Ben Shapiro bei Twitter. Eine Analyse der Zeitung "The Washington Post" wollte herausfinden, "warum die Wahl 2022 so ein Desaster für Trump" gewesen sei. Die Website des konservativen Senders Fox News sparte in ihren Schlagzeilen nicht mit Seitenhieben auf den Ex-Präsidenten wie "Von Trump unterstützter Vance erwähnt früheren Präsidenten nicht in Siegesrede" und "Republikaner Brad Raffensperger, von Trump verhasst, gewinnt wieder in Georgia". Der Kommentator Donny Deutsch vom Sender MSNBC urteilte, die Wahlen seien "ein Referendum über Verrücktheit" gewesen.

Gudrun Engel, ARD Washington, zum Stand der Auszählungen

tagesschau, tagesschau, 09.11.2022 20:00 Uhr
09.11.2022 • 19:34 Uhr

Experten warnen vor Fake News

Experten zufolge verbreiten sich auf sozialen Medienplattformen wie Twitter und Facebook Fehlinformationen über die US-Wahl. Fachleute, die sich mit Fake News beschäftigen, hatten schon vor der Wahl versucht, gegen irreführende Darstellungen vorzugehen. Dazu gehört etwa die Behauptung, dass nur die am Dienstagabend - also am Wahlabend - verkündeten Ergebnisse legitim seien. "Wir haben gesehen und werden auch weiterhin sehen, wie böse Akteure die Behauptung verbreiten, dass nur die Resultate der Wahlnacht gültig sind", sagte Emma Steiner, Expertin bei der gemeinnützigen Gruppe Common Cause, bei einer Pressekonferenz.

Im Rennen um das Gouverneursamt im umkämpften US-Bundesstaat Arizona deutet sich eine längere Hängepartie an. Nach Problemen mit Wahlmaschinen in dem bevölkerungsreichen Wahlbezirk Maricopa County könnte ein Ergebnis noch Tage auf sich warten lassen. Nachdem etwa zwei Drittel aller Stimmen ausgezählt wurden, liegen die Demokratin Katie Hobbs und die Republikanerin Kari Lake nur etwa 12.000 Stimmen oder 0,6 Prozentpunkte auseinander. Die Behörden hatten laut US-Medienberichten aus Arizona angekündigt, dass bis Freitag 90 bis 95 Prozent der Stimmen ausgezählt sein sollen.

Lake führte in der Corona-Krise Proteste gegen Vorgaben zum Tragen von Masken an und zählt zu jenen, die Trumps unbegründete Behauptungen stützen, Joe Biden habe die Präsidentenwahl 2020 "gestohlen". Hobbs unterdessen war in der Regierung des Bundesstaates für die vom ehemaligen Präsidenten Donald Trump und seinen Anhängern angefochtene Auszählung der Stimmen bei der Präsidentenwahl 2020 zuständig. Der bisherige republikanische Gouverneur Doug Ducey konnte wegen einer Amtszeit-Begrenzung nicht mehr antreten. Arizona gilt in den USA als umkämpfter Staat, der sich von einer einst republikanischen Hochburg mehr und mehr zugunsten der Demokraten entwickelt hat.

Bei den Senatswahlen im umkämpften Bundesstaat Wisconsin haben die Republikaner Prognosen zufolge ihren Sitz verteidigt. Ihr Kandidat Ron Johnson entschied die Wahl für sich, wie die Nachrichtenagentur AP auf Grundlage von Wählerbefragungen und ersten Stimmauszählungen meldeten.

Die Demokraten hatten sich Chancen ausgerechnet, den Republikanern mit ihrem Kandidaten Mandela Barnes in dem nördlichen Bundesstaat einen Sitz abzuknöpfen. In Umfragen lagen Johnson und Barnes zuvor recht eng beieinander. Im Senat ist das Rennen um die Mehrheit besonders eng.

Mit dem Sieg der Republikaner in Wisconsin hat die Partei nun 49 der 100 Sitze in der oberen Kongresskammer gewonnen, die Demokraten haben sich 48 Sitze gesichert. Alle Blicke richten sich nun auf die noch offenen Bundesstaaten Nevada, Arizona und Georgia. Dort ist noch unklar, welche Partei die dortigen Senatssitze gewinnen wird. In Georgia ist es so eng, dass es zu einer Stichwahl kommen soll. Das heißt, das erst im Dezember final über den Sitz im Senat abgestimmt wird.

Nach den Zwischenwahlen in den USA will US-Präsident Joe Biden bald eine öffentliche Erklärung abgeben. Das Weiße Haus kündigte an, dass Biden um 16.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MEZ) im Weißen Haus eine Rede halten und Fragen beantworten werde. Es ist der erste öffentliche Auftritt nach den "Midterms", deren Ausgang noch offen ist. Die Auszählungen deuteten darauf hin, dass sich Biden und seine Demokraten deutlich besser schlugen als erwartet. Ein klarer Sieg der Republikaner, wie in Umfragen vorausgesagt, blieb aus.

Die Republikaner haben offenbar ein umkämpftes Mandat für das US-Repräsentantenhaus gewonnen. Der demokratische Abgeordnete Sean Patrick Maloney räumt seine Niederlage gegen den republikanischen Herausforderer Michael Lawler bei der Wahl im 17. Bezirk von New York ein. Maloney, Vorsitzender des Wahlkampfausschusses der Demokratischen Partei, sagt aber, es sei noch zu früh, um das Ergebnis einer Reihe anderer Rennen vorherzusagen oder gar die Frage zu beantworten, welche Partei das US-Repräsentantenhaus kontrollieren werde.

Parallel zu den Zwischenwahlen haben die Wähler in mehreren US-Staaten auch über die Freigabe von Marihuana für den privaten Konsum abgestimmt. In Maryland und Missouri gab es am Dienstag jeweils eine Mehrheit dafür, in Arkansas sowie in North und South Dakota votierten die Wählerinnen und Wähler dagegen.

Ein Durchmarsch der Republikaner ist ausgeblieben, Ex-Präsident Trump ist angeschlagen - Beobachtungen zur Wahlnacht von Katrin Brand.

Was könnten die Ergebnisse für Republikaner und Demokraten bedeuten? Eine Einordnung von ARD-Korrespondentin Kerstin Klein.

Kerstin Klein, ARD Washington, zum Stand bei den US-Zwischenwahlen

tagesschau 16:00 Uhr
09.11.2022 • 15:46 Uhr

Stichwahl in Georgia erwartet

Die Kontrolle über den US-Senat könnte sich möglicherweise erst am 6. Dezember entscheiden. In Georgia scheint nach Auszählung von 99 Prozent der Stimmen weder der demokratische Amtsinhaber Raphael Warnock noch sein republikanischer Herausforderer Herschel Walker ein Ergebnis von mehr als 50 Prozent erreicht zu haben. Deshalb könnte eine Stichwahl am 6. Dezember nötig sein. Warnock, Pastor aus Atlanta, hatte seinen Sitz im Jahr 2021 ebenfalls in einer Stichwahl gewonnen.

Nicht nur der Erfolg des parteiinternen Rivalen Ron DeSantis in Florida könnte für Ex-Präsident Trump zum Problem werden. Die Wahlnacht hat auch gezeigt, dass Trumps Einfluss als Königsmacher seine Grenzen hat: Einige besonders schillernde und teils radikale Kandidaten, die er unterstützte, haben verloren - etwa der umstrittene TV-Arzt Mehmet Oz, der sich in einem aufsehenerregenden Rennen gegen den Demokraten John Fetterman um einen Senatssitz in Pennsylvania beworben hatte, oder der Gouverneurskandidat in Pennsylvania, Doug Mastriano - ein glühender Trump-Anhänger, der dessen Wahlbetrugserzählung verbreitete.

Hingegen gewinnen einige Gegner Trumps aus der eigenen Partei gegen Kandidaten der Demokraten. So setzen sich in Georgia der Gouverneur Brian Kemp und der oberste Wahlaufseher des Staates, Brad Raffensperger, durch. Letzterer erlangte nationale Bekanntheit, als Trump ihn nach der Präsidentschaftswahl 2020 in einem Telefonat bedrängte, ein paar Tausend Stimmen aufzutreiben, um das Ergebnis in dem Bundesstaat zu kippen ("Ich möchte einfach 11.780 Stimmen finden"). Raffensperger beugte sich dem Druck damals nicht.

Das Trump-Lager gehe wohl nicht so gestärkt aus den Zwischenwahlen hervor, wie es sich erhofft habe, sagt auch ARD-Korrespondent Jan Koch. "Das kann natürlich auch sein, dass Trump jetzt innerhalb der Partei etwas in Frage gestellt wird."

Jan Koch, ARD Washington, zu Ergebnissen der US-Zwischenwahlen

tagesschau 15:00 Uhr

In vier US-Bundesstaaten haben Wählerinnen und Wähler über die Rechtmäßigkeit von Abtreibungen abgestimmt. In den demokratisch orientierten Staaten Kalifornien an der Westküste und Vermont im Nordosten bewilligten sie laut Medienberichten mit deutlichen Mehrheiten Verfassungszusätze für das Recht auf Abtreibung. Auch Michigan stimmte für einen entsprechenden Zusatz zu seiner Verfassung.

In Kentucky ging es um die Frage, ob die Verfassung des Südstaates vorschreiben soll, dass es in dort kein Recht zur Abtreibung gibt. Nach Auszählung von 86 Prozent der Stimmen stimmten 53 Prozent der Wähler gegen die Initiative. Kommentare sprachen von einer Überraschung. Kentucky gilt als konservativer Staat. Der Republikaner Donald Trump bekam dort im Jahr 2020 bei der Präsidentschaftswahl 62 Prozent der Stimmen.

Die Abtreibungsreferenden waren eine Reaktion auf das Urteil des Obersten US-Gerichts Ende Juni, das landesweite Recht auf Schwangerschaftsabbruch zu kippen. Laut Gerichtsurteil entscheiden die 50 Bundesstaaten künftig selbst über Abtreibungsgesetze.

Donald Trump als größter Verlierer des Wahlabend? "Keine Frage", antwortet New Jerseys republikanischer Ex-Gouverneur Chris Christie. Seine Partei habe zu viele zu schwache von Trump unterstützte Kandidatinnen und Kandidaten aufgestellt.

Dazu passt auch die Kritik, die laut CNN-Moderator Jim Acosta aus dem Trump-Umfeld kommt:

09.11.2022 • 14:15 Uhr

Konservative Sicht auf DeSantis

Die konservative Boulevardzeitung "New York Post" bejubelt den DeSantis-Triumph in Florida. Ein Fingerzeig, wer seit der Wahlnacht der eigentliche Star der Republikaner ist?

09.11.2022 • 12:50 Uhr

Die aktuelle Lage im Überblick

US22 Midterms: Aktueller Stand der Auszählungen und die Reaktionen auf die Zwischenergebnisse

Philipp Jahn, ARD Washington, tagesschau 12:00 Uhr

Bei der wichtigen Senatswahl in Nevada hat der Republikaner Adam Laxalt laut Nachrichtenagentur AP die Führung bei der Auszählung übernommen. Er liegt bei 49,9 Prozent, die demokratische Amtsinhaberin Catherine Cortez Masto bei 47,2 Prozent. Aktuell sind laut AP 72 Prozent der Stimmen ausgezählt.

Allerdings rechnen Beobachter damit, dass die vielen per Briefwahl abgegebenen Stimmen überwiegend an Cortez Masto gehen.

Ein klarer Sieg der Republikaner - dieses Szenario hat sich bei den Midterms nicht erfüllt. Der US-Experte Thimm führt das auf die zunehmend gefestigten politischen Lager zurück. Im Interview erklärt er, was das für kommende Wahlen bedeutet.

Was bedeuten die Midterms für die Präsidentschaft Joe Bidens? Wie und wo könnten die Republikaner ihn konkret behindern? Diese und andere Fragen beantwortet Laura von Daniels von der Stiftung Wissenschaft und Politik bei tagesschau24.

Laura von Daniels, Stiftung Wissenschaft und Politik, zu offenem Ergebnis der US-Midterms

tagesschau24 10:00 Uhr
09.11.2022 • 09:07 Uhr

Die aktuelle Lage zusammengefasst

US22 Midterms: Endergebnis im Kongress könnte noch Tage oder sogar Wochen dauern

Philipp Jahn, ARD Washington, tagesschau 09:00 Uhr
09.11.2022 • 08:58 Uhr

Wie waren die Umfragen dieses Mal?

Bei den vergangenen US-Wahlen hatten die Umfrageinstitute zum Teil massiv danebengelegen. Dieses Mal scheint es für sie besser zu laufen, meint der prominente US-Datenjournalist Nate Silver.

Und das Bild nochmal detaillierter:

Die Republikaner sehen sich trotz des Ausbleibens einer großen Erfolgswelle auf Kurs, die Mehrheit im US-Abgeordnetenhaus zu übernehmen. Obwohl noch viele Rennen offen sind, erklärte der bisherige republikanische Minderheitsführer Kevin McCarthy seine Partei zum Sieger. US-Fernsehsender gaben hingegen noch keine Prognose dazu ab, wer die Mehrheit im Repräsentantenhaus gewinnen wird. "Es ist klar, dass wir uns das Abgeordnetenhaus zurückholen werden", sagte McCarthy bei einem kurzen Auftritt in Washington. Er zeigte sich überzeugt, dass die Auszählung über Nacht Klarheit bringen werde. "Wenn Sie morgen aufwachen, werden wir in der Mehrheit sein", versicherte McCarthy den Anhängern der Partei.

Vor dem großen Wahltag am Dienstag war auf Grundlage vieler Umfragen eine deutliche Niederlage für die Demokraten von US-Präsident Joe Biden erwartet worden. Beobachter verwiesen darauf, dass die Amerikaner unter der Inflation leiden und Biden niedrige Beliebtheitswerte bescheinigt werden. Die Demokraten haben aktuell eine schmale Mehrheit im Abgeordnetenhaus. Nach den bisherigen Ergebnissen können die Republikaner statt der von ihnen erwarteten Erfolgswelle bestenfalls nur auf eine relativ knappe Mehrheit hoffen.

"Die Wahlbeteiligung scheint relativ hoch zu sein", Kerstin Klein, ARD Washington, zu den US-Kongresswahlen

nachtmagazin 23:50 Uhr
09.11.2022 • 08:03 Uhr

Fetterman siegt in Pennsylvania

Die Demokraten haben eines der wichtigsten Senatsrennen für sich entschieden: John Fetterman setzte sich nach Berechnungen der Nachrichtenagentur AP gegen den von Ex-Präsident Donald Trump unterstützten Mehmet Oz durch. Der Senatssitz war bislang von der Republikanern gehalten worden.

Er empfinde große Demut, sagte Fetterman vor Anhängern: "In diesem Wahlkampf ging es immer darum, für jeden zu kämpfen, der jemals niedergeschlagen wurde und wieder aufgestanden ist."

Laut Einschätzung der CBS-Journalistin Huey-Burns könnte der Demokrat erfolgreich gewesen sein, weil das Thema Abtreibung den Wählerinnen und Wählern in dem Bundesstaat wichtiger war als anderswo.

09.11.2022 • 08:03 Uhr

Pelosi verteidigt Mandat

Die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, hat ihr Abgeordnetenmandat verteidigt. Der Sender CNN und die Nachrichtenagentur AP erklärten die 82-jährige Demokratin in der Nacht zur Siegerin der Abstimmung in ihrem Wahlkreis in Kalifornien. Sie hatte 2018 zum vierten Mal den Vorsitz im Repräsentantenhaus übernommen. Im Parlament vertritt sie ihren Wahlkreis schon seit 1987.

Pelosi hatte vor wenigen Tagen dem Sender CNN gesagt, eine Entscheidung über ihre politische Zukunft werde auch von dem Angriff auf ihren Ehemann Paul vor gut zehn Tagen abhängen. Während Nancy Pelosi in Washington war, brach ein Mann nachts ins Haus des Paars in San Francisco ein. Als die Polizei eintraf, schlug der Mann mit einem Hammer auf ihren Ehemann ein. Paul Pelosi musste wegen eines Schädelbruchs operiert werden. Der Angreifer sagte später aus, er habe Nancy Pelosis Knie zertrümmern wollen.

Die Demokratin Gretchen Whitmer ist Prognosen zufolge erneut zur Gouverneurin des US-Bundesstaates Michigan gewählt worden. Das meldete die US-Nachrichtenagentur AP auf Basis von Stimmauszählungen und Befragungen von Wählerinnen und Wählern. Sie besiegte bei der Abstimmung die von Ex-Präsident Donald Trump unterstützte Kandidatin Tudor Dixon.

Whitmer war vor der Wahl 2020 in der engeren Auswahl Joe Bidens als Kandidatin für die Vizepräsidentschaft. Für viele Republikanerinnen und Republikaner gilt sie als Feindbild. Sie werfen ihr unter anderem vor, mit Corona-Maßnahmen der Wirtschaft geschadet zu haben. Im Jahr 2020 wurden zwei Männer festgenommen, die die Entführung Whitmers geplant hatten.

Die Demokratin Kathy Hochul ist als erste Frau im US-Staat New York in das Gouverneursamt gewählt worden. Hochul, die das Amt bereits nach dem Rücktritt von Andrew Cuomo im vergangenen Jahr übernahm, wurde bei der Wahl am Dienstag im Amt bestätigt. Sie setzte sich gegen den republikanischen Kongressabgeordneten Lee Zeldin durch, einen Verbündeten des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. Ein Sieg der Amtsinhaberin war erwartet worden. Im Staat New York sind mehr als doppelt so viele Demokraten wie Republikaner registriert. Zeldin hatte jedoch in den vergangenen Wochen in den Umfragen aufgeholt.

Peter Mücke, Peter Mücke, ARD New York, 09.11.2022 06:00 Uhr

Das Recht auf Abtreibung wird im US-Bundesstaat Michigan Hochrechnungen zufolge durch einen Zusatz in die Verfassung aufgenommen werden. Für ein entsprechendes Referendum wurde die notwendige Mehrheit erreicht, wie die TV-Sender ABC und NBC meldeten. Abtreibung bleibt in dem Bundesstaat damit legal. Der Ausgang der Entscheidung in Michigan galt als ungewiss. Ende Juni hatte das Oberste Gericht in Washington ein landesweites Recht auf Abtreibung gekippt.

09.11.2022 • 07:12 Uhr

Vance gewinnt in Ohio

Im Rennen um einen Senatssitz des US-Staats Ohio hat sich für die Republikaner Bestsellerautor JD Vance durchgesetzt. Er gewann gegen den Demokraten Tim Ryan. Bekannt wurde der Finanzmanager Vance für sein Buch "Hillbilly Elegy", in dem er die schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse seiner Herkunftsfamilie beschreibt.

Der 38-Jährige wurde von Ex-Präsident Donald Trump unterstützt. Dabei hatte Vance sich einst zum "Never-Trumper" erklärt. Nun folgt er auf den republikanischen Senator Rob Portman, der nach zwei Amtszeiten in Washington aufhören will.

JD Vance

Im Rennen um das Gouverneursamt in Georgia hat die demokratische Herausforderin Stacey Abrams ihre Niederlage gegen den republikanischen Amtsinhaber Brian Kemp eingestanden. Es handelte sich um die Neuauflage der Gouverneurswahl von 2018. Nach Angaben ihres Wahlkampfteams rief Abrams Kemp an und begab sich Minuten danach auf die Bühne, um dem Gouverneur zu gratulieren.

Kemp gelang es, sich trotz Attacken des früheren Präsidenten Donald Trump, die seine Unterstützung durch die eigene Partei bedroht hatten, eine weitere Amtszeit zu sichern.

Bei Auszählung im Südstaat Georgia liegt inzwischen wieder der demokratische Senator Warnock knapp vorn. Die "New York Times" gibt ihm aktuell eine Siegchance von 53 Prozent. Das Rennen mit seinem Herausforderer Herschel Walker gilt als eines der entscheidenden für die Kontrolle des Senats. Erreicht allerdings keiner der beiden eine absolute Mehrheit, wird es im Dezember eine Stichwahl geben.

09.11.2022 • 06:46 Uhr

Stimmung bei den Demokraten

"Politco"-Journalist Jonathan Martin hat sich bei führenden Demokraten umgehört: Sie sind offenbar optimistisch, dass die Verluste im Repräsentantenhaus geringer ausfallen als befürchtet.

Nach mehr als 230 Jahren schickt auch der letzte US-Bundesstaat eine Frau in den US-Kongress. Die Wählerinnen und Wähler in Vermont entschieden sich bei der US-Zwischenwahl nach Angaben der Nachrichtenagentur AP und mehreren TV-Sendern, die Demokratin Becca Balint ins Abgeordnetenhaus zu schicken.

Vermont im Nordosten der USA mit seinen nur rund 650.000 Einwohnern ist eigentlich als liberal bekannt, war aber demnach der letzte Bundesstaat ohne eine Frau im Repräsentantenhaus oder im Senat in Washington. Zudem ist die 54-jährige Balint die erste offen homosexuelle Abgeordnete aus ihrem Staat.

Die Serie der Siege von Amtsinhabern setzt sich bei den Wahlen zum US-Senat fort. Im Bundesstaat Washington war nach Angaben von US-Nachrichtenagenturen die demokratische Senatorin Patty Murray erfolgreich. Sie tritt damit bereits ihre sechste Amtszeit im Senat an.

US-Senatorin Patty Murray

Patty Murray wurde nach mittlerweile 30 Jahren im Senat für eine sechste Amtszeit wiedergewählt.

Auch auf Hawaii haben die Wahllokalen nun geschlossen. Laut Prognosen von US-Medien konnte dort Demokrat Brian Schatz für die Demokraten seinen Sitz im Senat verteidigen. Bei der Wahl um das Amt des Gouverneurs setzte sich demnach der Demokrat Josh Green durch.

Maggie Hassan ist als Senatorin von New Hampshire wiedergewählt worden. Die Demokratin verteidigte damit ihr 2016 erstmals gewonnenes Mandat und setze sich dabei gegen den republikanischen Herausforderer Donald Bolduc durch, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet.

Bei heftig umkämpften Rennen um Mandate im US-Repräsentantenhaus für den US-Staat Virginia haben zwei von drei Abgeordneten der Demokraten ihre Sitze verteidigt. Abigail Spanberger gelang die Wiederwahl im Wahlkreis in Virginia Beach, den die Republikaner um ihre Herausforderin Yesli Vega zur Priorität in ihren Bemühungen um eine Rückeroberung der Mehrheit in der Parlamentskammer erklärt hatten. Im Wahlkampf setzte Spanberger vor allem auf das Thema Abtreibungsrechte und ließ unter anderem Kampagnenspots mit Äußerungen Vegas schalten, in denen sie bezweifelte, ob Frauen durch Vergewaltigung schwanger werden können. Im 10. Wahldistrikt von Virginia, der sich in den äußeren Vororten von Washington D.C. befindet, räumte die Republikanerin Hung Cao ihre Niederlage gegen die demokratische Amtsinhaberin Jennifer Wexton ein. In dem hart umkämpften zweiten Wahldistrikt von Virginia verlor die demokratische Kongressabgeordnete Elaina Luria hingegen gegen die Republikanerin Jen Kiggans. Spanberger, Wexton und Luria waren 2018 in den Kongress gewählt worden.

Gut die Hälfte der Mandate im künftigen Repräsentantenhaus ist auf Basis der bisherigen Auszählungen bereits vergeben. Die Republikaner liegen bisher in Führung. Aussagekräftiger ist aber der Vergleich mit den Wahlergebnissen 2020 bei den bislang feststehenden Sitzen. Demnach konnten die Republikaner bislang vier bis fünf Sitze von den Demokraten dazu gewinnen. Ein genauer Vergleich wird allerdings dadurch erschwert, dass diesmal erstmal nach zehn Jahren die Zahl der Abgeordneten, die ein Bundesstaat ins Repräsentantenhaus entsenden darf, auf Basis der aktuellen Bevölkerungsentwicklung angepasst wurde. Dadurch kam es auch zu Neuzuschnitten von Wahlbezirken und Verschiebungen zwischen den Bundesstaaten. Klar ist aber, dass schon fünf bis sechs zusätzliche Sitze den Republikanern reichen würden, um im Repräsentantenhaus die Mehrheit zu gewinnen.

Abgeordnete bewegen sich im Plenarsaal des US-Repräsentantenhauses

Im Repräsentantenhaus würden den Republikanern der Zugewinn weniger Sitze genügen, um künftig die Mehrheit zu haben.

Auch im Rennen um den Senatssitz von Idaho hat sich der Amtsinhaber durchgesetzt. Nach Zahlen der Nachrichtenagentur AP wurde der Republikaner Mike Crapo wiedergewählt. Er setzte sich demnach gegen den Demokraten David Roth. Das Kopf-an-Kopf-Rennen um die künftige Mehrheit im Senat geht damit weiter.

Bei Gouverneurswahlen in den USA sind weitere Entscheidungen gefallen. Auf Rhode Island wurde der Demokrat Daniel McKee für seine erste volle Amtszeit wiedergewählt, wie aus der Zählung der Nachrichtenagentur AP hervorging. In South Carolina wurde der Republikaner Henry McMaster im Amt bestätigt, in Wyoming sein Parteikollege Mark Gordon und in Iowa die republikanische Amtsinhaberin Kim Reynolds. Ebenfalls wiedergewählt wurde der Republikaner Mike DeWine in Ohio. In South Dakota wurde die Republikanerin Kristi Noem im Amt bestätigt, in Texas der republikanische Gouverneur Greg Abbott und in Idaho deren Parteikollege Brad Little.

Um 5 Uhr deutscher Zeit wurden auch in Kalifornien und drei weiteren Bundesstaaten die Wahllokale geschlossen. Der Westküstenstaat Kalifornien stellt 52 Abgeordnete des Repräsentatentenhauses und damit die meisten aller Bundesstaaten. Unmittelbar nach Schließung der Wahllokale sagten US-Medien übereinstimmend einen klaren Erfolg des demokratischen Gouverneurs von Kalifornien, Gavin Newsom, voraus. Der 55-Jährige besiegte demnach den Republikaner Brian Dahle.

Julia Kastein, Julia Kastein, ARD Washington, 09.11.2022 05:13 Uhr

Bei mehr als der Hälfte der diesmal zur Wahl stehenden Sitze im Senat steht der oder die Siegerin inzwischen fest. Noch hat es dabei keine Verschiebungen zwischen den großen Parteien gegeben. Im aktuellen Senat haben die Demokraten - einschließlich zweier unabhängiger Senatoren, die in der Regel mit ihnen stimmen - ebenso 50 Stimmen wie die Republikaner. In solchen Patt-Situationen im Senat entscheidet die Stimme des Vizepräsidenten - derzeit also die Stimme von Kamala Harris. Um die Mehrheit im Senat zu übernehmen, müssten die Republikaner somit den Demokraten zumindest einen der von ihnen bislang gehaltenen Sitze abnehmen. Ob ihnen das gelingt, ist zum jetzigen Zeitpunkt der Auszählung weiter offen.

Im zuletzt regelmäßig hart umkämpften Bundesstaat Pennsylvania hat sich bei der Wahl des neuen Gouverneurs nach übereinstimmenden Prognosen verschiedener US-Medien der Demokrat Josh Shapiro durchgesetzt. Der bisherige Generalstaatsanwalt gewann gegen den Republikaner und glühenden Trump-Anhänger Doug Mastriano. Shapiro konzentrierte sich in seiner Kampagne unter anderem auf den Schutz der Demokratie. Mastriano verbreitete dagegen Trumps unbelegte Behauptung von der gestohlenen Wahl 2020. In der Vergangenheit sprach er sich gegen Corona-Maßnahmen aus und ist strikter Abtreibungsgegner. Pennsylvania gilt als ein sogenannter "Swing State", in dem die Wähler mal die Republikaner und mal die Demokraten bevorzugen.

Schon nach den ersten Stunden der Auszählung bei den US-Zwischenwahlen haben sich Dutzende Kandidaten der Republikaner durchgesetzt, die das Ergebnis der Präsidentenwahl 2020 offen angezweifelt hatten. Nach einer Aufstellung der "Washington Post" gewannen in den ersten gut vier Stunden nach Schließung der ersten Wahllokale bereits 79 Kandidaten - darunter viele Kongressabgeordnete -, die die Behauptung von Ex-Präsident Trump öffentlich stützen, dass er 2020 durch Wahlbetrug um den Sieg gebracht worden sei. Trump hatte die Präsidentschaftswahl 2020 gegen den Demokraten Joe Biden verloren. Er weigert sich aber bis heute, seine Niederlage einzugestehen, und verbreitet weiterhin unbelegte Behauptungen, er sei damals durch massiven Wahlbetrug um einen Sieg gebracht worden.

Der demokratische Senator Michael Bennet ist im Bundesstaat Colorado wiedergewählt worden. Das berichten übereinstimmenden US-Nachrichtenagenturen. Er setzte sich demnach deutlich gegen den Republikaner Joe O'Dea durch. Bennet hatte unter anderem durch seine klare Position in Fragen der Abtreibung bei Wählern in Colorado gepunktet.

Colorados Senator Michael Bennet

Michael Bennet gewann bereits zum dritten Mal eine Wahl um den Senatssitz von Colorado.

In Arizona hat ein Richter den Antrag der Republikaner abgelehnt, die Wahllokale in Maricopa County länger geöffnet zu lassen. Die Republikaner hatten ihren Antrag mit den Problemen an den dortigen Wahlmaschinen begründet. Den lokalen Behörden zufolge gab es bei etwa einem Fünftel der Maschinen Probleme. Der Richter begründete seine Entscheidung gegen eine längere Öffnung der Wahllokale aber damit, dass es keine Belege dafür gebe, dass Wähler deswegen nicht ihre Stimme ordnungsgemäß hätten abgeben können.

Nach den bisher gefallenen Entscheidungen im Sitze in Senat und Repräsentantenhaus ist weiter offen, welche der beiden großen Parteien künftig die Mehrheit in den beiden Kongresskammern stellen wird. In den eher liberalen US-Bundesstaaten setzten sich erwartungsgemäß Kandidaten der Demokraten von Präsident Joe Biden durch, im Süden und Mittleren Westen der USA gewannen vielfach die Republikaner. Die Frage der künftigen Mehrheiten dürfte sich damit letztlich in einigen wenigen Bundesstaaten entscheiden, in denen knappe Wahlausgänge erwartet werden. Beim Senat lag das Augenmerk unter anderem auf Georgia, Arizona und Pennsylvania. Aus Virginia könnte es erste Signale geben, ob die Demokraten ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus verlieren - nämlich wenn ihre Kandidatinnen Abigail Spanberger und Elaine Luria dort scheitern. In Florida, das einst einer der besonders umkämpften US-Staaten war, setzten sich die Republikaner klar durch.

US22 Midterms: Erste Ergebnisse zu gewählten Senatoren gibt es schon

Philipp Jahn, ARD Washington, Morgenmagazin

Im Rennen um die Mehrheit liegen mittlerweile die Republikaner knapp vorn - einschließlich der unveränderten Senatssitze, die diesmal nicht zur Wahl standen. Wie die Nachrichtenagentur AP meldet, wurden die Republikaner John Thune in South Dakota, John Hoeven in North Dakota und Jerry Moran in Kansas in den Senat gewählt. Für die Demokraten holte erwartungsgemäß Charles Schumer erneut den Senatorenposten im Bundesstaat New York. Die Republikaner führen damit im Rennen um die Senatsmehrheit derzeit mit 40:39 - hinzu kommen aber noch zwei unabhängige Senatoren, die bisher in der Regel mit den Demokraten stimmten und diesmal nicht zur Wahl standen. Noch offen sind derzeit 19 Entscheidungen im Senat.

Sarah Huckabee Sanders wird die neue Gouverneurin des südlichen US-Bundesstaates Arkansas. Die Republikanerin arbeitete unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump von 2017 bis 2019 als Sprecherin des Weißen Hauses. Die 40-Jährige setzte sich auf Basis der bisherigen Auszählung gegen ihren demokratischen Kontrahenten Chris Jones durch. Im konservativ geprägten Arkansas galt der Sieg der von Trump unterstützten Huckabee Sanders als sicher.

Huckabee Sanders

Huckabee Sanders' Kandidatur für das Gouverneursamt in Arkansas wurde von Ex-Präsident Trump unterstützt.

An der Ostküste haben die Demokraten bei den Zwischenwahlen die Gouverneursposten in zwei Bundesstaaten von den Republikanern zurückerobert. In Massachusetts setzte sich Generalstaatsanwältin Maura Healey gegen den Republikaner Geoff Diehl durch, der den Rückhalt von Ex-Präsident Donald Trump hatte. Mit ihrem Sieg schrieb Healey gleich zweifach Geschichte: Sie ist die erste Frau und die erste offen homosexuell lebende Person, die das höchste Amt in Massachusetts bekleiden wird. Acht Jahre wurde der Neuenglandstaat von dem populären Republikaner Charlie Baker regiert, der sich jedoch gegen eine erneute Kandidatur entschieden hatte. In Maryland gewann der Bestsellerautor und Demokrat Wes Moore gegen den Republikaner Dan Cox. Moore wird der erste schwarze Gouverneur des Staats an der US-Ostküste, der bisherige republikanische Amtsinhaber Larry Hogan durfte wegen der Amtszeitbegrenzung nicht wieder antreten.

Die Republikaner holen nach Prognosen auf Basis der ersten Zählungen zwei weitere Sitze im Senat, wie die Nachrichtenagentur AP meldet. Demnach setzte sich Amtsinhaber John Boozman in Arkansas klar durch. In Indiana liegt der Republikaner Todd Young den Angaben zufolge uneinholbar vor dem Demokraten Thomas McDermott.

Bei den bislang feststehenden Mandatsgewinnen im Repräsentantenhaus haben die Republikaner den Demokraten im Vergleich zu den Kongresswahlen 2020 insgesamt drei Sitze abgenommen.

In Florida hat sich Amtsinhaber Marco Rubio die Wiederwahl in den Senat gesichert. Er siegte mit klarem Vorsprung gegen Val Demmings von den Demokraten. Ein weiteres Wahlergebnis in Florida wurde mit großer Aufmerksamkeit verfolgt: Der republikanische Gouverneur Ron DeSantis verteidigte dort sein Amt gegen den demokratischen Herausforderer Charlie Crist, wie Nachrichtenagenturen melden. DeSantis wird als möglicher Präsidentschaftskandidat für die Wahl 2024 gehandelt und war vor diesem Hintergrund wenige Stunden zuvor auch von Ex-Präsident Donald Trump verbal angegangen worden. Es gilt als wahrscheinlich, dass Trump in den nächsten Tagen seine Präsidentschaftskandidatur für 2024 ankündigen wird.

Im Rennen um die Mehrheit im Senat haben Demokraten und Republikaner weitere Erfolge eingefahren. Kurz nach Schließung der Wahllokale in weiteren Staaten meldete die Nachrichtenagentur AP auf Basis ihrer Berechnung, dass sich die die Demokraten Tammy Duckworth in Illinois, Chris Van Hollen in Maryland und Richard Blumenthal in Connecticut durchgesetzt hätten. Für die Republikaner holten demnach Markwayne Mullin und James Lankford die beiden ausnahmsweise gleichzeitig zur Wahl stehenden Senatssitze in Oklahoma. Die Republikanerin Katie Britt entschied den Angaben zufolge das Rennen um den Senatssitz in Alabama für sich.

Um 2 Uhr deutscher Zeit haben die Wahllokale in mehr als 20 weiteren US-Bundesstaaten geschlossen. Damit sind die Midterms bereits in mehr als der Hälfte der Bundesstaaten abgeschlossen und die Auszählungen laufen.

09.11.2022 • 01:58 Uhr

Pelosi zeigt sich optimistisch

Die demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, gab sich zuversichtlich, was den Ausgang der Zwischenwahlen anbelangt. "Wir beabsichtigen zu gewinnen", sagte sie dem Senders PBS. Die Demokraten hätten "weit überlegenere" Kandidaten, und die Wähler würden sie letztlich unterstützen. "Also denke ich, dass Sie heute Abend überrascht sein werden", ergänzte sie. Den Demokraten droht der Verlust ihrer knappen Mehrheiten im Senat und Repräsentantenhaus. Dort könnte die derzeitige republikanische Minderheitsführer Kevin McCarthy im kommenden Jahr Pelosi abslösen, falls die Demokraten dort ihre Dominanz einbüßen sollten.

Rand Paul hat sich die Wiederwahl um den Senatssitz in Kentucky gesichert. Der Republikaner setzte sich laut der Zählung der Nachrichtenagentur AP gegen den Herausforderer Charles Booker von den Demokraten durch.

Rand Paul, Senator von Kentucky

Der Republikaner Rand Paul schaffte in Kentucky die Wiederwahl in den Senat.

Bei der Kongresswahl in den USA sind die ersten Entscheidungen gefallen. In Vermont gewann der Demokrat Peter Welch im Rennen um einen der Sitze im Senat gegen den Republikaner Gerald Malloy, wie aus Zählungen der Nachrichtenagentur AP nach Schließung der Wahllokale hervorging. In South Carolina sicherte sich der Republikaner Tim Scott die Wiederwahl gegen seine Herausforderin Krystle Matthews.

Bei den Zwischenwahlen in den USA sind vereinzelt kleinere Probleme gemeldet worden. Besondere Aufmerksamkeit erhielten diese im Staat Arizona, im Bezirk Maricopa County. Dort meldeten Wahlhelfer Pannen bei Wahlautomaten in rund 20 Prozent der Wahllokale. Wahlbeauftragte versicherten, dass jede Stimme gezählt werde. Eine Sprecherin der staatlichen Wahlbehörde in Arizona verwies auf alternative Möglichkeiten der Stimmabgabe. Auch in einem Bezirk von New Jersey wurden Probleme mit den Wahlautomaten gemeldet. In Philadelphia beschwerten sich einige Briefwähler, dass sie abgewiesen worden seien, als sie persönlich an den Wahllokalen erschienen, nachdem es mit den Briefwahlstimmen offenbar ein Problem gegeben hatte. Die Behörden dort teilten mit, es sei ausreichend Zeit, die Gültigkeit der Briefwahlstimmen sicherzustellen. In North Carolina öffneten einige Wahllokale mit Verzögerung, weil Mitarbeiter verspätet eintrafen. Sie blieben deshalb länger geöffnet. In einem Bezirk in Pennsylvania bemühten sich Wahlhelfer darum, geringe Vorräte an Stimmzetteln wieder aufzufüllen. Wahlexperten sagten, die Art und Zahl der von Wählern verzeichneten Probleme sei nicht ungewöhnlich.

Am Tag der US-Zwischenwahlen hat Präsident Joe Biden erneut vor Verfechtern der Politik seines Vorgängers Donald Trump gewarnt. Im Falle einer Niederlage seiner Demokraten würden die "Maga"-Republikaner an Boden gewinnen, antwortete Biden in einem Radiointerview auf die Frage, wieso Zuhörer sich bei Regen für eine Stimmabgabe in lange Schlange einreihen sollten. Damit meinte der Präsident Anhänger der von Trump geprägten Parole "Make America Great Again" ("Macht Amerika wieder großartig").

US-Präsident Joe Biden spricht bei einer Wahlkampfrede

Bereits im Wahlkampf hatte Präsident Biden unterstrichen, wie sehr sich die heutige republikanische Partei von jener unterscheide, mit der er im Laufe seiner Politkarriere zu tun gehabt habe.

Der frühere US-Präsident Donald Trump hat den republikanischen Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, mit unangenehmen Enthüllungen gedroht, wenn dieser sich 2024 um das Amt des US-Präsidenten bewerben sollte. Er könne über DeSantis "Dinge erzählen, die nicht besonders schmeichelhaft sind", sagte Trump Fox News Digital. "Ich weiß mehr über ihn als jeder andere - mit Ausnahme vielleicht seiner Frau." Trump hatte für den 15. November eine "sehr große Mitteilung" angekündigt. Beobachter halten es für wahrscheinlich, dass er dann seine schon seit langem angedeutete Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl 2024 ankündigen will. Der 76-Jährige ist nach wie vor populär unter Wählern der Republikaner. Doch in der US-Bevölkerung insgesamt ist Trump so umstritten, dass mehrere Republikaner wie DeSantis oder Trumps Ex-Vizepräsidenten Mike Pence zugetraut wird, ihn mit einer eigenen Kandidatur herauszufordern. DeSantis gilt dabei als besonders starker Rivale.

Floridas Gouverneur Ron DeSantis

Floridas Gouverneur Ron DeSantis gilt als möglicher parteiinterner Gegner für Ex-Präsident Trump im möglichen Rennen um die Präsidentschaftskandidatur 2024.

Welche Themen waren für die Wahlentscheidung bei den Midterms die wichtigsten? Das Meinungsforschungsinstitut Edison Research teilte auf Basis seiner Nachwahlbefragungen mit, dass für etwa 30 Prozent der Wähler die Inflation der wichtigste Faktor bei ihrer Wahlentscheidung gewesen sei. Aber auch etwa drei von zehn Wählern gaben an, dass für sie die Abtreibungsdebatte die vorrangige Frage gewesen sei. Dabei gab es aber deutliche Unterschiede zwischen den Anhängern der großen Parteien. Fast jeder zweite Wähler der Republikaner nannte die hohe Inflation als wichtigstes Thema. Dagegen sagten 44 Prozent der Wähler der Demokraten, dass das Thema Abtreibung für sie an erster Stelle gestanden habe.

In großen Teilen der Bundesstaaten Indiana und Kentucky haben die Wahllokale seit Mitternacht deutscher Zeit geschlossen. Die restlichen Wahlbezirke der beiden Bundesstaaten beenden den Urnengang eine Stunde später. In den verschiedenen Teilen der Vereinigten Staaten gelten - auch wegen der verschiedenen Zeitzonen - ganz unterschiedliche Abstimmungszeiten bei den Zwischenwahlen. Als letzte werden die Wahllokale in Alaska schließen - um 7 Uhr morgens deutscher Zeit.

Die US-Aktienmärkte haben am Tag der Zwischenwahlen den höchsten Stand seit zweieinhalb Monaten erreicht. Der Leitindex Dow Jones ging mit einem Plus von 1,02 Prozent bei 33.160,83 Punkten aus dem Handel. Vor allem im späten Geschäft zogen die Kurse nochmals kräftig an. Der marktbreite S&P 500 gewann 0,56 Prozent auf 3828,11 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 legte um 0,75 Prozent auf 11 059,50 Punkte zu.

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat am Tag der Zwischenwahlen in den Vereinigten Staaten über angebliche Unregelmäßigkeiten bei der Stimmabgabe geschimpft. In Detroit sei Wählern im Wahllokal gesagt worden, sie hätten schon abgestimmt: "Dies geschieht in großer Zahl, auch andernorts. Protestieren, protestieren, protestieren!", schrieb Trump auf der von ihm mitgegründeten Social-Media-Plattform "Truth Social". Belege für seine Behauptungen legte er nicht vor. Auch würden elektronische Wahlgeräte in konservativen Bezirken des umkämpften Bundesstaates Arizona angeblich nicht funktionieren. In einer stetigen Serie von Posts verbreitete Trump ohne Belege weitere Anschuldigungen über angeblichen Betrug bei den Zwischenwahlen und schrieb unter anderem: "Geschieht das Gleiche mit dem Wahlbetrug wie 2020???"

Eine Reihe von Bundesstaaten und Wahlbezirken hat teilweise seit langem stabile Mehrheiten für die eine oder die andere der großen US-Parteien. Doch die Wahlen einiger Sitze im Senat und im Repräsentantenhaus dürften sehr knapp ausgehen und am Ende über die Mehrheiten im Kongress entscheiden. Ein Überblick der knappen Rennen.

08.11.2022 • 23:15 Uhr

Darum geht es bei den Midterms 2022

In der Mitte der Amtszeit von US-Präsident Joe Biden wird der Kongress neu gewählt. Die Wähler entscheiden über alle 435 Mandate im Repräsentantenhaus und über 35 Sitze im Senat. Die Schlüsselfrage für die zweite Hälfte von Bidens Amtszeit wird sein, ob seine Demokratische Partei die Mehrheit in beiden oder in einer der beiden Kongresskammern verteidigen kann oder ob die Republikaner die Mehrheit erobern. Ein Überblick, worum es bei den Midterms geht.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 09. November 2022 um 09:00 Uhr.