50 Jahre TV-Serie "Die Waltons" "Gute Nacht, John-Boy!"
Seit 50 Jahren flimmert der Gute-Nacht-Gruß an John-Boy über die Bildschirme - und hält bis heute die Magie der heilen Welt der "Waltons" aufrecht. Ein Besuch in der Heimat der Serienfamilie.
In das schnuckelige Örtchen Schuyler verirrt sich nur, wer auch nach Schuyler will: So versteckt und entlegen liegt es in der waldigen Hügellandschaft des südlichen US-Bundesstaates Virginia. Schuyler hat 349 Einwohner. Eine davon ist Mary Clark.
Sie sei hier geboren und habe ihr gesamtes Leben hier verbracht, erzählt Mary. Als "Die Waltons" loslegten, seien alle in Schuyler aus dem Häuschen gewesen. Schließlich stammt der geistige Vater der Familiensaga, Earl Hamner junior, von hier. In der Figur des John-Boy Walton hat sich Hamner selbst porträtiert und für das fiktive "Walton's Mountain" nahm er Schuyler zum Vorbild.
Fans aus aller Welt kommen nach Schuyler
All das ist im "Walton’s Mountain Museum" zu erfahren, das Mary Clark ehrenamtlich betreibt. Aus Finnland, Island, Norwegen, Schweden, Italien, Griechenland, Deutschland und vielen Ländern mehr seien allein im vergangenen Jahr "Waltons"-Touristen nach Schuyler gekommen.
In der ehemaligen High School, die heute das Museum beherbergt, lässt sich alles rund um die Fernsehfamilie bestaunen: Das alte Röhrenradio aus dem "Waltons"-Vorspann, Nachbauten der Wohnräume im Farmhaus der "Waltons", Autogrammkarten der Darsteller.
Ein "Familienfoto" von 2004 (von links nach rechts): John Walmsley (alias Jason), Eric Scott (alias Ben), Mary Beth McDonough (alias Erin), Judy Norton (alias Mary Ellen), Michael Learned (alias Mutter Olivia Walton), Kami Cotler (alias Elizabeth) und David Harper (alias Jim Bob).
Die Magie des Miteinanders
Der Zahn der Zeit ist jedoch nicht vorbeigegangen an Schuyler, betont Mary: "Zu meiner Kinderzeit waren wir hier noch selbstversorgend. 1200 Menschen arbeiteten in der Fabrik, die es nicht mehr gibt. Wir hatten ein Kino, einen Autohändler, eine Tankstelle, Ärzte."
Heute lebt Schuyler weitgehend vom "Waltons"-Mythos. Fast alle der weißen Holzhäuser im Kolonialstil sind nach den Fernseh-Charakteren benannt.
Die Mittfünfzigerin Joe schlendert gedankenversunken durch das Örtchen, das weitgehend so ist, wie sie es sich vorgestellt hat."Es bringt Erinnerungen aus der Serie zurück, gute Gefühle", sagt sie. Und, worin besteht sie, die Magie der Waltons? Joe antwortet:
Die Familie, die Verbundenheit, wie sie gemeinsam durch dick und dünn gehen."
Ein bisschen Langsamkeit im schnellen Alltag
So oder so ähnlich antworten in Schuyler die meisten der "Waltons"-Touristen - auch Jane und Terry aus Pennsylvania. Sie wünschte, auch heute würden Familien noch so zusammenhalten, sagt Jane. Terry steht auf Grandpa Walton, den gutmütigen Familienpatriarchen. "Heute bewegt sich die Welt viel zu schnell", so Terry. Daher genieße er die verlangsamten Stunden in Schuyler.
Elizabeth Butler lebt in dem "Waltons"-Örtchen und empfindet wie Terry. Ja, der ruhige Fluss des Lebens sei eine wundervolle Sache, sagt sie. Und wer mal Großstadtluft schnuppern müsse, der habe ja heutzutage ein Auto.
Mobiler zu sein als in den 1930er- und 1940er-Jahren, in denen "Die Waltons" spielte, während der Wirtschaftskrise und des Zweiten Weltkriegs, das sei vielleicht der wesentliche Unterschied zur Fernsehwelt aus der Kultserie, sagt Elizabeth weiter. Ansonsten gehen die Menschen abends noch genauso so friedfertig und unbesorgt zu Bett, wie zum Abschluss jeder "Waltons"-Folge - mit den Worten: "Gute Nacht, John-Boy!"