Madonna in einem Bustier des französischen Designers Jean Paul Gaultier. (Foto: 1990)

Madonna wird 65 Jahre alt Eine Ikone mit Skandalfaktor

Stand: 16.08.2023 15:21 Uhr

Sie ist einer der Weltstars der Musikbranche - und das nach wie vor, auch mit nun 65 Jahren. Ein Blick zurück auf den einzigartigen und oft heftig umstrittenen Aufstieg Madonnas zur Queen of Pop.

Am 16. August 1958 wird Madonna Louise Ciccone in Bay City in Michigan geboren. Sie wächst mit fünf Geschwistern auf. Als sie fünf ist, stirbt ihre Mutter an Brustkrebs. Die kleine Madonna geht in ihrer Heimatstadt auf eine katholische Schule. Sie ist eine sehr gute Schülerin und tanzt für ihr Leben gerne.

Aus dem kleinen Mädchen ist die Queen of Pop geworden - sie ist in einer Liga mit Michael Jackson und Prince. Heute feiert Madonna ihren 65. Geburtstag.

Nach vier Jahrzehnten in der Musikbranche habe ich Folgendes gelernt: Wenn man dich schockierend, skandalös, lästig, problematisch, provokativ oder gefährlich nennt, dann bist du auf dem richtigen Weg. Du bist definitiv an etwas dran. Das ist der Punkt, an dem du Krach machst." 

Als Madonna dies über sich selbst bei der Grammy-Verleihung im Februar 2023 sagte, hat sie längst richtig viel Krach gemacht - im doppelten Sinne. Die Amerikanerin ist die erfolgreichste Künstlerin aller Zeiten.

IQ von 140

Mit dem Song "Holiday" landete Madonna 1983 ihren ersten Hit und schaffte auch ihren internationalen Durchbruch. Was folgte, ist eine in vielerlei Hinsicht beispiellose Karriere. Mit einem IQ von 140 weiß Madonna, was sie tut. Sie weiß sich zu inszenieren, sie spielt mit der Kamera. Sie sagt, was sie denkt und macht, was sie will.

Mehrfach sorgt sie für Aufschreie: Sie zieht ihren Slip auf der Bühne aus, berührt sich selbst überall am Körper oder knutscht mit Sängerin Britney Spears 2003 bei einer Preisverleihung - vor den Kameras der Welt - mitten auf der Bühne. Madonna testet Grenzen aus, fordert Freiheiten ein und legt sich vor allem immer wieder mit der katholischen Kirche an, der sie Doppelmoral vorwirft. 

Ein Welthit und handfester Skandal

Mit ihrem Video zu "Like a Prayer" treibt sie das Ganze 1989 auf die Spitze: Sie küsst darin einen schwarzen Prediger, tanzt im Negligee vor brennenden Kreuzen. Der Vatikan tobt, Pepsi kündigt den Werbevertrag mit ihr. Das Video wird verboten. Ein handfester Skandal. Der Musiksender MTV erklärt das Video später zum bahnbrechendsten Pop-Video aller Zeiten.

Bis heute verbiegt sich Madonna nicht. Sie tut nichts, nur um anderen zu gefallen. Nicht als Künstlerin, nicht als Frau, nicht als Mensch. Ihre Fans lieben und bewundern sie genau dafür - wie einige von ihnen in New York, einer von Madonnas Wahlheimaten, der ARD bestätigen. "Ich liebe es, wie authentisch sie ist. Sie ist so eine New Yorkerin und hat sich während ihrer gesamten Karriere für progressive Anliegen eingesetzt. Ich finde, sie ist eine echte Heldin", sagt ein Mann. Eine andere Passantin beschreibt Madonna so:

Ich finde sie großartig. Sie ist eine Trendsetterin. Das Original, sehr talentiert. Eine Ikone. Sie ist einfach eine Ikone. Das ist Madonna.

Kritik, Spott und Häme

Ein Weltstar von ihrem Kaliber erntet aber auch Kritik, manchmal sogar Häme. Mal allgemein gehalten, manchmal sehr persönlich. Für ihren gesanglich missglückten Auftritt beim Eurovision Song Contest in Tel Aviv oder für ihr so plötzlich faltenfreies Gesicht bei den diesjährigen Grammies kassierte sie Schlagzeilen à la "Ein Star schafft sich ab" oder "Madonna - Zu alt für die Bühne".

Auf den Weltstar angesprochen fällt dieser New Yorkerin nur ein:  "Ich habe ihr Gesicht gesehen - sie wirkt wie Plastik."

Einer von Madonnas Songs heißt "Who's that girl". Anders gefragt: Wer ist Madonna? Bekannt ist, dass sie zwei Ehen hinter sich hat und Mutter zweier leiblicher Kinder und von vier Adoptivkindern aus Malawi ist, weswegen ihr "Kindershopping" vorgeworfen wurde.

Was solche Kritik und Häme, Erfolge und Misserfolge wirklich in ihrem Innersten mit ihr machen, lässt Madonna die Öffentlichkeit nicht wissen. Auch wenn der Megastar sich mitunter auf dem Nachrichtendienst X, ehemals Twitter, oder Instagram dagegen wehrt.  

"Keine wirkliche Sicherheit außer Selbstvertrauen"

Ende der 1970er-Jahre war Madonna nach New York gegangen. Sie liebte es zu tanzen und Musik zu machen, wollte unbedingt Künstlerin werden. Um Geld zu verdienen, kellnerte sie, trat in Clubs auf und verteilte Demo-Tapes. Was sie in dieser Zeit erlebte, erzählte sie erst Jahrzehnte später: 2016, als sie den Billboard Music Award for Woman of the Year erhielt.  

Im ersten Jahr wurde ich mit einer Waffe bedroht, auf einem Dach vergewaltigt, während sich ein Messer in meine Kehle bohrte. Und meine Wohnung wurde so oft aufgebrochen und ausgeraubt, dass ich die Tür einfach nicht mehr abschloss. In den Jahren danach verlor ich fast alle meine Freunde durch AIDS, Drogen oder Schüsse. Wie Sie sich vorstellen können, haben mir all diese unerwarteten Ereignisse nicht nur geholfen, die mutige Frau zu werden, die vor Ihnen steht, sondern sie haben mich auch daran erinnert, dass ich verletzlich bin. Und im Leben gibt es keine wirkliche Sicherheit außer Selbstvertrauen.

Vielleicht erklärt dies, mit welcher Disziplin, Ausdauer und Härte - auch gegen sich selbst - Madonna arbeitet. Sie hat 14 Studioalben aufgenommen, elf Tourneen absolviert, bei denen sie für ihre Show immer wieder stehende Ovationen bekam - und so auch zum Vorbild für jüngere Künstlerinnen wie Beyoncé wurde.

Start der "Celebration Tour" verschoben

Laut dem Musikmagazin "Rolling Stone" war Madonnas "Blond Ambition Tour" die großartigste Konzerttour der 1990er-Jahre. Ihre diesjährige Tournee hatte sie im Februar, ganz Madonna-like, in einem Video angekündigt -verpackt als Wahrheit-oder-Pflicht-Spiel mit anderen US-Stars.  

Krankheitsbedingt musste sie den Start verschieben, er ist jetzt Mitte Oktober in London geplant. Sie wäre sonst mit ihrer "Celebration Tour" derzeit in Kanada unterwegs. Nun hat Madonna heute an ihrem 65. Geburtstag frei.  

Charlotte Voß, ARD New York, tagesschau, 16.08.2023 14:29 Uhr