Ein BMW-Arbeiter montiert in einem Werk im US-Bundesstaat South Carolina einen Kühlergrill.
Kommentar

Strafzölle der USA Trump hat nicht völlig Unrecht

Stand: 11.03.2018 19:29 Uhr

Das Bild von den bösen USA und der guten EU ist falsch, meint Pascal Lechler. Denn auch die Europäische Union schütze sich mit einer Reihe von Zöllen - zum Beispiel auf Autoimporte aus den USA.

Ein Kommentar von Pascal Lechler, SWR

Gelassen bleiben, das ist das Gebot der Stunde. Es reicht schon, dass Donald Trump impulsiv und unberechenbar ist. Deshalb ist es gut, dass EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström bewusst nicht von "Handelskrieg" und "Vergeltung" spricht und damit Trump nicht weiter provoziert.

Die kommenden zwei Wochen bis Inkrafttreten der US-Strafzölle sollten genutzt werden, um alle diplomatischen Kanäle zu aktivieren. Es ist gut, dass sich Malmström bereits mit dem US-Handelsbeauftragten in Brüssel getroffen hat. Denn ganz so unbelehrbar und dickköpfig scheint Trump dann doch nicht zu sein. Er kündigte bereits an, einige Länder von den Strafzöllen ausnehmen zu wollen.

Falsches Gut-Böse-Schema

Auch wenn die Aussichten für die EU gut sind, vor der WTO gegen die USA zu gewinnen - Malmström dämmert offenbar, dass das Gut-Böse-Schema auf Dauer nicht funktioniert. Hier die gemeinen USA, dort die liebe, freihandelsorientierte EU. Auch die EU wehrt sich nämlich mit Schutzzöllen - sie hat allein mehr als 50 gegen China verhängt.

Wenn Malmström sagt, bei den Autozöllen gebe es einen leichten Unterschied zwischen den USA und der EU, dann stimmt das einfach nicht. Die EU erhebt vier Mal so hohe Zölle auf Autoimporte aus den USA, wie die Vereinigten Staaten umgekehrt auf EU-Importe.

Gut, die USA langen dann bei Pick-up-Trucks kräftig zu und bei Textilien. Aber über alle Zölle hinweg gesehen, bleibt ein Ungleichgewicht, erhebt die EU im Schnitt höhere Zölle als die USA. Der US-Präsident hat also nicht völlig Unrecht, wenn er von einem unfairen Verhalten spricht.

Zölle auf BMW Made in USA

Deshalb sollte der Vorschlag des Chefvolkswirts der Commerzbank, die EU-Autozölle zu senken, ernsthaft in Betracht gezogen werden. Damit könnte man Trump besänftigen und zugleich den deutschen Herstellern helfen. Denn die meisten Autoexporte aus den USA - insbesondere nach Deutschland - sind BMW-Fahrzeuge, die dort gebaut wurden. Diese verteuert die EU aktuell mit Zöllen von 10 Prozent.

Und noch eines wird nicht richtig, nur weil man es immer wieder wiederholt: Unser Handelsüberschuss sei eben so groß, weil alle Welt unsere guten Maschinen haben wolle. Der Handelsüberschuss wird durch die lockere EZB-Geldpolitik befeuert. Hätten wir noch die starke DM wäre der Handelsüberschuss deutlich geringer.

Natürlich könnte Deutschland auch mehr konsumieren und damit seinen Handelsüberschuss senken. Straßen, Bahninfrastruktur, Wohnungsbau, Schulen - überall könnte man viel Geld investieren. Wie wäre es mit IPads für alle Schulen - damit wäre nicht nur den deutschen Schülern geholfen, sondern auch Trump.

Pascal Lechler, Pascal Lechler, SWR, 11.03.2018 18:00 Uhr
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Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 11. März 2018 um 08:05 Uhr.