Ausstellung über "Entartete Kunst" im Saarlandmuseum

Saarland Ausstellung im Saarlandmuseum befasst sich mit "Entarteter Kunst" und NS-Raubkunst

Stand: 17.04.2024 06:42 Uhr

Weiß man bei einem Kunstwerk lückenlos, wann es wem gehört hat? Die Abteilung "Herkunftsforschung" im Saarlandmuseum widmet sich genau dieser Frage. Eine Arbeit, die teilweise Jahrzehnte in Anspruch nimmt. Denn bei einem Großteil der Sammlung ist die Herkunft nicht eindeutig – mit Blick auf die deutsche Geschichte ist das oft problematisch.

Johann Kunz

"Entartete Kunst" – diesen Begriff haben die Nazis geprägt. Er steht sinnbildlich für eine folgenschwere Kulturpolitik im Dritten Reich, die freie Kunst an den Pranger stellte und besonders jüdische Künstlerinnen und Künstler systematisch verfolgte. Werke dieser Künstler wurden beschlagnahmt oder zerstört.

Hier setzt die Provenienzforschung in der Kunst an. Sie soll klären, woher die Kulturgüter kommen und welche unrechtmäßig in eine Sammlung gelangt sind. Auch das Saarlandmuseum geht dieser Frage nach und hat vergangene Woche eine Ausstellung eröffnet, in der sie Einblicke in diese Arbeit geben möchte.

"Wir tun das mit dem Ziel auszuschließen, dass es sich bei unseren Objekten möglicherweise um NS-verfolgungsbedingte Verluste, zwangsentzogene Werke handelt, die ihren rechtmäßigen Eigentümern bzw. deren Nachfahren zurückgegeben werden müssen", sagt Katrin Elvers-Svamberk, stellvertretende Leiterin des Saarlandmuseum.

Aufwendige Suche nach den Eigentümern

Die Eigentümer müssten dabei intensiv gesucht werden. Zum Beispiel in Online-Datenbanken, in denen von Nazis beschlagnahmte Kunstgüter dokumentiert sind. Auch Archive und Einwohnerverzeichnisse von Meldeämtern müssten durchkämmt werden.

"Das ist zum Teil sehr aufwendig und sehr herausfordernd, weil die Überlebenden vielfach ins Ausland emigriert sind, zu Teilen nach Übersee gegangen sind. Und man muss gut vernetzt sein und einen langen Atem haben, um diesen Familienangehörigen heute noch auf die Spur zu kommen", erklärt Elvers-Svamberk.

Nationalsozialistische Propaganda-Ausstellung

Viele Werke von Jüdinnen und Juden wurden von den Nazis als "entartete Kunst" verleumdet. Bei einer Ausstellung 1937 in München, die genau diesen Titel trug, hat die nationalsozialistische Propaganda solche Werke an den Pranger gestellt.

"Man hat sie inszeniert, indem man großflächige, höhnische Parolen damit kombiniert hat. Man hat zum Teil in der Bildunterschrift auch den Ankaufspreis genannt mit der Absicht, den Bürgern vor Augen zu führen, so und so viel Steuergeld wurde verschwendet, um dieses Machwerk anzukaufen."

Führungen und Workshops im Saarlandmuseum

Um all diese Facetten zu zeigen, bietet das Museum Führungen und Workshops zu dem Thema an. Explizit sollen junge Leute angesprochen werden, etwa mit einem Ganztagsangebot für Schülerinnen und Schüler. "Uns war es dieses Mal sehr wichtig, dass es ein umfangreiches Angebot für Schulklassen gibt", sagt Sabrina Wilkin, die Leitung der Kunstvermittlung im Saarlandmuseum.

Interessierte können die Ausstellung "Bilder / Schicksale. Provenienzforschung und Entartete Kunst" noch bis Ende des Jahres besuchen. Führungen sind telefonisch oder per E-Mail buchbar.

Über dieses Thema hat auch der "aktuelle bericht" im SR Fernsehen am 16.04.2024 berichtet.

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