Junge Maronenröhrlinge im Wald auf Moos

36 Jahre nach Tschernobyl Wildpilze noch mit Cäsium belastet

Stand: 22.08.2022 12:16 Uhr

Wer Pilze für den eigenen Verzehr sammelt, sollte auch 36 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl auf die Belastung mit radioaktivem Cäsium-137 achten. Das Bundesamt für Strahlenschutz hat dazu einen Bericht veröffentlicht.

In Süddeutschland können Wildpilze auch 36 Jahre nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl noch mit mehr radioaktivem Cäsium belastet sein, als der Grenzwert festlegt. Das erklärte das Bundesamt für Strahlenschutz in Salzgitter.

Neben der Atomkatastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 sei ein geringer Teil des Cäsiums auch auf Atomwaffentests in den 1950er und 1960er Jahren zurückzuführen, so das Bundesamt.

Regionen im Süden besonders betroffen

Pro Kilogramm Frischmasse gilt bei Pilzen im Handel ein Grenzwert von 600 Becquerel Cäsium-137. Wer Pilze für den eigenen Verzehr sammele, könne den Pilzbericht des Bundesamts für Strahlenschutz zur Orientierung nutzen, sagte Präsidentin Inge Paulini.

In dem Bericht ist nachzulesen, welche Speisepilzarten und welche Regionen in Deutschland besonders betroffen sind. "In diesen Gebieten - etwa dem Bayerischen Wald, dem Alpenrand und dem Donaumoos südwestlich von Ingolstadt - sollte man selbst gesammelte Pilze nur in Maßen verzehren, um eine unnötige Strahlenbelastung zu vermeiden", so Paulini.

Messwerte über 4.000 Becquerel

Im Pilzbericht sind Untersuchungsergebnisse aus den Jahren von 2019 bis 2021 zusammengefasst. Semmelstoppelpilze und rotbraune Semmelstoppelpilze wiesen in diesem Zeitraum besonders hohe Werte auf - zum Teil über 4.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse.

Verschiedene Schnecklingsarten, gelbstielige Trompetenpfifferlinge, gemeine Rotfußröhrlinge, Maronenröhrlinge, Mohrenkopfmilchlinge, Ockertäublinge, rotbraune Scheidenstreiflinge, seidige Ritterlinge, violette Lacktrichterlinge und Ziegenlippen hatten Messwerte oberhalb von 1.000 Becquerel pro Kilogramm.

Zuchtpilze nicht betroffen

Champignons, Austernseitlinge und andere Zuchtpilze hat das Bundesamt für Strahlenschutz nicht untersucht. Der Gehalt von Cäsium-137 sei bei diesen Pilzen äußerst gering und vergleichbar mit anderen landwirtschaftlichen Produkten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 22. August 2022 um 13:00 Uhr.