Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) empfängt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) beim Petersberger Klimadialog im Auswärtigen Amt.

Petersberger Klimadialog "Wir hatten mehr Initiative erhofft"

Stand: 19.07.2022 06:33 Uhr

Der Petersberger Klimadialog soll gemeinsame Antworten finden auf viele Krisen, die die Welt zurzeit beschäftigen. Doch vor dem letzten Tag des Treffens zeigten sich einige Nichtregierungsorganisationen bereits enttäuscht.

Minister und Regierungsvertreter aus etwa 40 Staaten setzen in Berlin Gespräche über den Kampf gegen die Klimakrise fort. Nichtregierungsorganisationen zeigten sich vor dem zweiten und letzten Tag des Petersberger Klimadialogs enttäuscht. Das Treffen soll auch die Weichen stellen für die im November geplante Weltklimakonferenz COP27 im ägyptischen Küstenort Sharm El-Sheikh.

BUND und Greenpeace reagieren ernüchtert

Bei dem Klimadialog geht es um die Reaktion auf eng verwobene Krisen: Klimaveränderungen, Probleme mit der Energieversorgung infolge des Ukraine-Kriegs und Nahrungsmangel in Teilen der Welt. "Wir hatten mehr Initiative erhofft", sagte Greenpeace-Klimaexperte Bastian Neuwirth dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Der Kampf gegen die Klimakrise dürfe nicht hinter anderen Krisen zurückfallen, warnte er.

Auch die Umweltschutzorganisation BUND hatte sich mehr von dem Treffen versprochen. "Der Petersberger Klimadialog bleibt hinter den Erwartungen zurück, jetzt schon Meilensteine für die Klimaverhandlungen im November zu setzen", sagte der Vorsitzende Olaf Bandt den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Die Regierung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hätte seiner Ansicht nach mit konkreten finanziellen Zusagen demonstrieren können, dass sie es mit dem Kampf gegen die Klimakrise ernst meine, und um der Verantwortung gegenüber den besonders betroffenen Ländern des Globalen Südens gerecht zu werden.

Petersberger Klima-Dialog: 40 Staaten beraten Kampf gegen Klimakrise

Welthungerhilfe begrüßt Konzept der Bundesregierung

Die Bundesregierung stellte ein Konzept für einen Schutzschirm gegen Risiken und Schäden in Entwicklungsländern vor. Der Vorschlag zielt auf Regelungen für Frühwarn-Systeme in besonders anfälligen Ländern, Vorsorgepläne und schnelle Finanzierungssysteme im Falle von Schadensereignissen.

Die Welthungerhilfe begrüßte das Konzept - es müsse aber den "verwundbarsten Ländern" zugute kommen, sagte Klimareferent Michael Kühn den Funke-Zeitungen. Für bereits entstandene und nicht mehr vermeidbare Schäden müsse es aber eine finanzielle Ausgleichsregelung geben, forderte Kühn.

6,6 Milliarden Euro Schaden pro Jahr

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte die Klimakrise als das mittlerweile größte Sicherheitsproblem für alle Menschen auf der Erde bezeichnet. Am zweiten Tag will sie sich mit ihrem ägyptischen Amtskollegen Samih Schukri zum Stand der Debatte äußern. Deutschland und Ägypten sind Ausrichter des Berliner Treffens.

Beim UN-Klimagipfel COP26 in Glasgow hatten sich die Staaten im vergangenen November dazu bekannt, die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen und dazu ihre nationalen Klimaziele bis spätestens zum Jahresende nachschärfen zu wollen.

Allein in Deutschland hat der vom Menschen gemachte Klimawandel seit 2000 durchschnittlich Schäden in Höhe von 6,6 Milliarden Euro pro Jahr verursacht, wie eine vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz beauftragte Studie ergab.