Interview

Interview "Wir sind so ähnlich wie Linux"

Stand: 26.08.2007 11:07 Uhr

Wie kann eine "Bande von Spinnern" ein derartig erfolgreiches und umfangreiches Projekt wie Wikipedia erfolgreich aufrechterhalten und weiterentwickeln? tagesschau.de sprach mit Brion Vibber, einem der Wikipedia-Entwickler.

tagesschau.de: Bei Wikipedia verdoppeln sich die Zugriffe und Artikel etwa alle drei Monate. Wird dass Projekt nicht irgendwann das Opfer seines eigenen Erfolgs?

Brion Vibber: Ich denke nicht. Und selbst wenn wir es nicht schaffen würden - unsere Inhalte sind frei, ein Copyright gibt es nicht. Falls wir uns auflösen, würden andere nachfolgen und die Beiträge weiterverwenden.

tagesschau.de: Kann man ein solches System mit einer gemeinnützigen Organisation ohne einen einzigen bezahlten Angestellten dauerhaft managen?

Brion Vibber: Es ist erstaunlich, was man mit Freiwilligen machen kann. Kosten entstehen bei Wikipedia nur auf Seiten der Technik - und daran arbeiten wir: Die Wikimedia-Stiftung sammelt Geld von Spendern und Organisationen, außerdem wollen wir durch Lizensierung von Produkten Einnahmen erzielen.

tagesschau.de: Begibt sich Wikipedia dadurch nicht in direkte Konkurrenz zu kommerziellen Enzyklopädien?

Brion Vibber: Ich sehe die Entwicklung ähnlich wie beim Betriebssystem Linux: Zunächst war es ein reines Freizeitprodukt. Inzwischen leben immer mehr Menschen davon. Auch wenn es einen kommerziellen Zweig geben sollte, wird die ehrenamtliche Seite immer weiter gehen.

tagesschau.de: Erzeugen kontroverse, oft geänderte Themen viel Aufwand bei Pflege?

Brion Vibber: Es ist ein Problem, aber ein kleineres, als die meisten Leute denken. Wir haben Mechanismen gefunden, die den Arbeits- und Speicheraufwand reduzieren. Auch Vandalismus oder Attacken kommen bei uns auch nicht öfter vor als anderswo im Netz.

Das Gespräch führte Wulf Rohwedder.