Verschiedene Medikamente sind bei einem Pharmagroßhändler in einem Lager zu sehen.

Apothekerverband Nordrhein Medikamentenmangel trifft täglich Tausende

Stand: 14.09.2023 10:36 Uhr

Im Winter 2022 war der Mangel extrem - Husten- und Fiebermedikamente vor allem für Kinder waren knapp. Derzeit sind schätzungsweise täglich rund 1,5 Millionen Menschen von Arznei-Lieferengpässen betroffen. Minister Lauterbach will nun Vorkehrungen treffen.

Angesichts der Engpässe bei Kinderarzneien hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach heute zu einem Spitzengespräch ins Gesundheitsministerium eingeladen. Bei dem Treffen beraten heute Vertreterinnen und Vertreter der Ärzte- und Apothekerschaft sowie von Pharmaunternehmen darüber, wie sich die Versorgungslage bei Kinderarzneimitteln verbessern lässt. Die Ergebnisse will Lauterbach im Anschluss auf einer Pressekonferenz vorstellen.

Gesundheitsminister Lauterbach berät über Maßnahmen gegen erneute Lieferengpässe von Kinderarzneimitteln

Iris Sayram, ARD Berlin, tagesschau, 14.09.2023 12:00 Uhr

Verband: Lieferengpässe für Medikamente betreffen Millionen

Von Lieferengpässen für bestimmte Medikamente sind nach Einschätzung des Apothekerverbands Nordrhein derzeit täglich rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland betroffen. Das sagte der Verbandsvorsitzende Thomas Preis im ARD-Morgenmagazin. "Manchmal steht die Versorgung wirklich auf der Kippe", betonte er mit Blick etwa auf Antibiotika, die aktuell wieder sehr knapp seien und schnell an die Patienten kommen müssten.

In Deutschland handele es sich bei den verschriebenen Arzneimitteln zu 80 Prozent um die vergleichsweise günstigen sogenannten Generika, also Medikamente, für die die Patente abgelaufen seien. "Die werden immer knapper."

Thomas Preis, Apothekenverband Nordrhein, zu den Gründen der erneuten Knappheit von Kindermedikamenten

Morgenmagazin

Preis forderte, die Versorgung müsse im Vordergrund stehen, der Staat trage dafür die Verantwortung: "Die Wirtschaftlichkeit muss jetzt ein Stück zurückstehen." Schon im vergangenen Jahr hatte es für einige Medikamente - vor allem Antibiotika und einige Arzneimittel für Kinder - Engpässe gegeben.

Lauterbach: "Werden deutlich besser dastehen"

Lauterbach hingegen zeigte sich im Kampf gegen Lieferengpässe bei bestimmten Medikamenten in diesem Winter zuversichtlich. "Wir werden deutlich besser dastehen", versicherte der SPD-Politiker im ARD-Morgenmagazin mit Blick auf den vergangenen Winter. "Die Hersteller arbeiten 24/7, die Produktion wird deutlich größer sein." Man sei seit Monaten mit den Produzenten in Kontakt.

Im vergangenen Winter waren nach einer Infektionswelle Probleme bei Lieferungen von Kindermedikamenten wie unter anderem Fieber- und Hustensäften eskaliert. Um Medikamente besonders für Kinder generell besser abzusichern, war Ende Juli ein Anti-Engpass-Gesetz in Kraft getreten. Lauterbach warb um Geduld. Es brauche ein bisschen Zeit, bis solch ein Gesetz greife. "Der Hauptmechanismus ist ja, die Produktion zurück nach Deutschland zu bringen." Der Bau eines neuen Werkes dauere allerdings ein wenig.

Karl Lauterbach, SPD, Gesundheitsminister, zu den Maßnahmen gegen Medikamentenmangel

Morgenmagazin

Der Gesundheitsminister warnte weiter davor, Panik zu schüren. Er rief vor dem Treffen zu konstruktiver Zusammenarbeit auf. Der Minister warnte davor, Honorarkämpfe von Seiten der Apotheker mit der Verbesserung der Versorgung zu vermischen.

Bereits zuvor hatte der Kinderärzteverband vor einer verschärften Arzneimittelknappheit im Herbst und Winter gewarnt. Der Verband rechnet nicht damit, dass ein im Juni beschlossenes Gesetz des Bundestages gegen Lieferengpässe bei Medikamenten bereits in diesem Jahr seine Wirkung zeigt.

Lothar Lenz, ARD Berlin, tagesschau, 14.09.2023 10:53 Uhr