Boris Rhein (li.) und Markus Söder halten bei der Besichtigung der Brauerei Glaabsbräu in Seligenstadt Bierkrüge in den Händen.
analyse

Markus Söder und Boris Rhein Zwei ungleiche Sieger

Stand: 08.10.2023 22:04 Uhr

Verluste in Bayern, Zugewinne in Hessen: Die Ergebnisse der Wahlsieger Söder und Rhein könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch die Union sieht sich insgesamt gestärkt. CDU-Chef Merz kann trotzdem nur bedingt zufrieden sein.

Eine Analyse von Oliver Sallet, ARD Berlin

Im Konrad-Adenauer-Haus herrscht am Abend Feierlaune. CDU-Generalsekretär Linnemann spricht von einem "sensationellen Ergebnis" und sieht es auch als Bestätigung der Oppositionspolitik seiner Union. Die Migrationsfrage sei allumfassend und die Ampel liefere nicht, so der Tenor.

Mehrmals teilt er auch gegen Innenministerin Nancy Faeser (SPD) aus. Sie habe Wahlkampf gemacht statt sich um das Thema zu kümmern. Natürlich habe vor allem Boris Rhein in Hessen auf die richtigen Themen gesetzt. Der Wahlkampf dort sei ein Vorbild für den Bundestagswahlkampf.

Sieg der Union oder Niederlage der Ampel?

Die stärkste Kraft in zwei Bundesländern, in Hessen mit starkem Zuwachs, in Bayern mit leichten Verlusten, und dennoch bleibt die Frage, inwieweit die Ergebnisse als Sieg der Union zu deuten sind oder als Niederlage der Ampel. Klar ist: Die Themen Migration, Wirtschaft sowie Energie waren den Wählern wichtig - alles Themen, mit denen die Ampelparteien in der Kritik stehen und nicht punkten können.

Für Söders CSU sieht es nach einem Weitermachen aus mit den Freien Wählern, mit denen er möglichst bald Gespräche über eine Fortsetzung der Zweier-Koalition beginnen möchte. Andere Konstellationen erscheinen in Bayern unwahrscheinlich, die Grünen hatte er etwa schon mehrfach als politischen Gegner stilisiert.

Ganz anders ist die Situation in Hessen, wo Rhein nun sowohl SPD und FDP als auch dem bisherigen Koalitionspartner, den Grünen, Koalitionsgespräche angeboten hat. Schwarz-Grün hätten Hochrechnungen zufolge auch weiterhin genug Stimmen für eine regierungsfähige Mehrheit.

Kein Erfolg für Merz

Markus Söders potenzielle Ambitionen für eine Kanzlerkandidatur dürften mit diesem Ergebnis zumindest keinen Aufwind erfahren. Den Verlusten der CSU ist auch der Erfolg der AfD zu verdanken: In Bayern wanderten 100.000 Wähler von den Christsozialen nach rechtsaußen. Die AfD konnte den größten Zugewinn aller Parteien in Bayern erzielen und für den CSU-Parteichef und Spitzenkandidat Markus Söder sind diese Zahlen kein Ruhmesblatt. 

Auch CDU-Parteichef Friedrich Merz, der sich mächtig ins Zeug gelegt hat für beide Ministerpräsidenten und die Wahl auch zur Abstimmung über die Ampel machen wollte, kann sich nicht über das gute Abschneiden der AfD hinwegtrösten, vor allem in Hessen. Mit Blick auf die Kanzlerfrage kann er sich sicher sein, dass der Erfolg seines Parteifreundes Rhein zumindest nichts mit ihm zu tun hat. In einer Umfrage von Infratest dimap sagten nur 32 Prozent der Wähler: "Friedrich Merz wäre ein guter Bundeskanzler."

Rückenwind für die Bundespolitik?

Es ist vor allem das schlechte Abschneiden der Ampelparteien, das die Union gestärkt aus beiden Landtagswahlen hervorgehen lässt. Generalsekretär Linnemann ist sich sicher, dass man Protestwähler zurückholen könne, wenn man "illegale Migration" eindämme. Damit will die Partei jetzt auch den sogenannten "Deutschlandpakt" zwischen Bund, Ländern und der Opposition anschieben.

Es sei "höchste Zeit, dass Gespräche aufgenommen werden", sagt die stellvertretende Parteichefin Karin Prien am Abend in der Parteizentrale. Eine Ampelregierung von Gnaden der Union. Wenn es nach der CDU geht, können die Landtagswahlen der Anfang sein von der Rückkehr ins Kanzleramt, auch wenn die beiden Parteichefs nicht den größten Anteil am Erfolg haben.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 08. Oktober 2023 um 23:23 Uhr.