Prozess gegen Lina E. Proteste und Ausschreitungen nach Urteil
Nach dem Dresdner Urteil gegen Lina E. ist es in mehreren Städten zu Protesten und teilweise auch Ausschreitungen gekommen. In Bremen und Leipzig wurden Beamte laut Polizeiangaben etwa mit Pyrotechnik beworfen.
Nach dem Dresdner Gerichtsurteil gegen Lina E. und drei Mitangeklagte gab es am Abend Proteste in mehreren Städten. Aus Bremen und Leipzig meldete die Polizei Ausschreitungen.
In Leipzig riefen Demonstrantinnen und Demonstranten polizeifeindliche Sprüche, es wurde Pyrotechnik gezündet, Polizisten wurden mit Böllern beworfen. Ein Polizeisprecher sagte, es habe aus mehreren Gruppen heraus Straftaten gegeben. Demonstranten hätten zum Beispiel Barrikaden errichtet und Beamte mit Steinen, Flaschen und Pyrotechnik beworfen. Vier Einsatzkräfte seien leicht verletzt worden, teilte die Polizei in der Nacht mit. Festnahmen habe es nicht gegeben.
Am Abend räumte die Polizei in Leipzig eine Barrikade, die Demonstranten auf einer Kreuzung mit Bauabsperrungen und dem Inhalt von Glascontainern errichtet hatten. Dabei kam ein Räumpanzer zum Einsatz. Auch ein Wasserwerfer stand bereit. Die Polizei bezifferte die Zahl der Protestteilnehmer auf rund 800. Im Park, wo die Versammlung stattfand, hatte sich die Situation dagegen am späten Abend etwas beruhigt. Einsatzkräfte waren in der Nacht noch im Stadtgebiet unterwegs.
2000 Menschen in Hamburg auf der Straße
In Bremen hatten sich Polizeiangaben zufolge rund 300 meist vermummte Personen am Steintor nahe der Innenstadt versammelt. Sie seien "relativ schnell und unvermittelt" auf Einsatzkräfte losgegangen, sagte eine Sprecherin der Polizei. Es seien Glasflaschen und Steine auf Polizisten geworfen und Pyrotechnik gezündet worden.
Außerdem wurde ein Polizeiauto beschädigt. Verletzt worden sei laut der Polizeisprecherin niemand. Rund 70 Verdächtige wurden demnach vorläufig festgenommen. Die Lage habe sich am späten Abend beruhigt. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit zahlreichen Kräften im Einsatz. Auch ein Wasserwerfer und ein gepanzertes Fahrzeug standen bereit.
Parallel zur Urteilsverkündung zogen am Abend einige Hundert Demonstranten auch durch Dresden, zudem gab es in Berlin und Hamburg Solidaritätsdemos. Ein Einsatzleiter der Hamburger Polizei sprach in einer ersten Schätzung von etwa 2000 Teilnehmern. Die Anhänger der linken Szene zogen von der Roten Flora aus durch das Schanzenviertel. Auf Transparenten forderten sie unter anderem "Kampf ihrer Klassenjustiz - Getroffen hat es einzelne, gemeint sind wir alle". Bei ihrem Marsch wurden die Demonstranten von der Polizei begleitet. Wasserwerfer standen bereit.
Polizisten seien unter anderem mit Flaschen und Pyrotechnik beworfen worden. Laut einem Sprecher wurden drei Beamte leicht verletzt. Zudem gab es fünf Festnahmen. Trotz allem sei die Demonstration "überwiegend friedlich" verlaufen, sagte ein Polizeisprecher.
Verlauf in Berlin "weitgehend friedlich"
In Berlin gingen mehrere Hundert Sympathisanten auf die Straße. Sie zogen vom Landeskriminalamt im Stadtteil Tempelhof Richtung Kreuzberg. Die Polizei bezifferte die Teilnehmerzahl auf rund 500. Die Demonstration sei weitgehend friedlich verlaufen. Es habe einige Rangeleien gegeben, hieß es.
Für Samstag ruft die linksradikale Szene überregional zur Teilnahme an einem großen "Tag X" in Leipzig auf. Die Polizei befürchtet Ausschreitungen und bereitet einen Großeinsatz vor.
Das Oberlandesgericht Dresden hatte die Studentin Lina E. am Mittwochvormittag wegen der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung zu fünf Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Für ihre drei Mitangeklagten verhängte die Staatsschutzkammer Freiheitsstrafen zwischen zwei Jahren und fünf Monaten und drei Jahren und drei Monaten.