"End of Fish Day" Fischreserven in Nord- und Ostsee aufgebraucht
Ohne Importe wären die Fisch-Kühltheken in deutschen Supermärkten ab heute leer. Denn rechnerisch wurden die Fischreserven des laufenden Jahres nach Angaben von Umweltschützern in Nord- und Ostsee aufgebraucht - früher als angenommen.
Deutschland hat nach Angaben von Umwelt- und Meeresschützern rein rechnerisch die eigenen Fischreserven des laufenden Jahres in Nord- und Ostsee aufgebraucht. Ab heute wird der Fischkonsum durch Importe gedeckt. Der "End of Fish Day" ist dieses Jahr so früh wie nie zuvor. 2020 lag er noch am 4. April, heißt es dazu in einer gemeinsamen Erklärung von "Brot für die Welt", Fair Oceans und Slow Food Deutschland. Die drei Organisationen machen seit 2019 auf Grundlage von Daten des Bundesinstituts für Landwirtschaft und Ernährung auf den Tag aufmerksam.
"2024 liegt in Deutschland der Selbstversorgungsgrad mit Fisch und Fischerzeugnissen bei nur noch 16 Prozent", mahnen die Initiatoren des "End of Fish Day". Da der Fischkonsum nicht abnehme, wachse die Importabhängigkeit Deutschlands und damit die Verantwortung für den weltweiten Zustand der Meere und die globale Ernährungssicherheit. "Den Fisch, den wir nicht in Nord- und Ostsee fangen, holen wir uns aus anderen Meeresregionen und tragen damit dort Verantwortung für die Konsequenzen", sagte Kai Kaschinski, Vorstand von Fair Oceans.
BUND spricht sich gegen Einsatz von Grundschleppnetzen aus
In Deutschland werde wieder mehr Fisch gegegesen, erklärte der BUND. "Gleichzeitig geht es vielen Populationen in Nord- und Ostsee weiter schlecht", sagte Valeska Diemel, Fischerei-Expertin der Organisation. "Das liege nicht nur am hohen Konsum. Auch die Zerstörung der Lebensräume, die Verschmutzung der Meere und die Auswirkungen der Klimakrise setzen den Fischen zu.
"Damit sich die Fischpopulationen erholen können, brauchen sie Rückzugs- und Ruheräume", betonte Diemel. "Diese werden zurzeit aber noch nicht mal in den Meeresschutzgebieten eingehalten." Als Beispiel nennt sie das Schutzgebiet Doggerbank, die größte Sandbank der Nordsee. Dort sei der Einsatz von Grundschleppnetzen weiter uneingeschränkt möglich.
Fischerei-Aktionsplan der EU-Kommission
Die EU-Kommission hatte im Februar 2023 einen Fischerei-Aktionsplan vorgelegt. Der fordert von den Mitgliedstaaten konkrete Maßnahmen zur Reduzierung des Beifangs von sensiblen Arten, sowie zum Schutz von Lebensräumen am Meeresboden, Laichgebieten und Kinderstuben von Fischen. Unter anderem sieht der Plan ein Verbot der Fischerei mit Grundschleppnetzen in Meeresschutzgebieten bis 2030 vor.
"Deutschland hat noch bis Ende März Zeit, den Fischerei-Aktionsplan in konkrete Maßnahmen für Nord- und Ostsee zu übersetzen", so die Fischerei-Expertin vom BUND. "Wir erwarten konkrete und effektive Vorschläge. Das Verbot der Fischerei mit Grundschleppnetzen in den Schutzgebieten ist überfällig."