UN-Konferenz "Wasser ist ein Menschenrecht"
Weltweit haben noch immer mehr als zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die deutsche NGO "Viva con Agua" macht dieser Tage beim UN-Wassergipfel auf das Thema aufmerksam.
"Wasser ist ein Menschenrecht" - zum Höhepunkt ihrer jahrelangen Kampagne leuchtet die deutsche NGO "Viva con Agua" frisch am Times Square. Zehn Minuten lang machen die Aktivisten aus Hamburg und der ganzen Welt mit ihren Billboards auf das Recht auf sauberes Wasser aufmerksam. Promis blicken mit diesem Motto von tollen schwarz-weiß-Fotos von der Reklamesäule, an der Silvester der berühmte Ball in die Tiefe fällt.
Mitgründer Micha Fritz ist stolz: "Wir werden zum ersten Mal jetzt Greta Thunberg releasen, Zoe Wees ist dabei, Milky Chance, Jackson Irvine vom FC St. Pauli, denn da kommen wir her. Da ist 'Viva con Agua' entstanden."
Zwei Milliarden Menschen ohne sauberes Trinkwasser
Die besonders unter jungen Leuten erfolgreiche Non-Profit-Organisation setzt sich für einen sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung ein.
Immer noch haben zwei Milliarden Menschen auf der Welt keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, 3,6 Milliarden Menschen keinen Zugang zu einer Sanitärversorgung. Deshalb seien Konferenzen wie diese in New York so wichtig - gerade, um sich weltweit zu vernetzen, sagt Fritz.
Wir kommunizieren sehr selten die destruktiven alten Narrative des afrikanischen und asiatischen Kontinents, und auch immer die Schwächen. Sondern wir kommunizieren immer mit Freude, mit Kunst, mit Musik, mit Kultur - aus den Ländern und eben die Protagonisten selber.
Zwei Tage lang tun das die ganze Stadt New York und die Vereinten Nationen. Zum ersten Mal seit fast 50 Jahren geht es in einer UN-Konferenz wieder ausschließlich ums Wasser - seine Bedeutung für Mensch, Umwelt und nachhaltige Entwicklung.
Es werden über 6500 Teilnehmer erwartet, darunter Ministerinnen, Wissenschaftler, Klimaaktivisten und private Unternehmen. Sie thematisieren den Zugang zu sauberem Wasser, Sanitärversorgung und das Recht auf eine saubere Umwelt.
Die Lage sei überall alarmierend - auch in Europa, sagt die deutsche UN-Botschafterin Antje Leendertse: "Entweder, es ist zu viel Wasser da, dann wird das Trinkwasser und die Trinkwasserversorgung natürlich auch durch Flutkatastrophen wie an der Ahr 2021 beeinträchtigt. Oder es ist zu wenig Wasser da - für die Landwirtschaft, für die Begrünung zur Verhinderung von Klimawandelschäden."
Geschäft mit abgefülltem Trinkwasser untergräbt Nachhaltigkeitsziele
Auf der Konferenz soll die Situation von Millionen bedrohten Kindern durch mangelndes Trinkwasser in Afrika ebenso thematisiert werden wie das wachsende Geschäft mit abgefülltem Trinkwasser, das nach einem neuen Bericht die UN-Nachhaltigkeitsziele untergräbt.
Die deutsche Delegation, angeführt von Umweltministerin Steffi Lemke, will dabei helfen, die globale Trendwende einzuläuten, die auch Experte Henk Ovink anstoßen will. "Die Konferenz will sicherstellen, dass die Welt aufwacht", sagt der Sonderbeauftragte der Regierung der Niederlande, die gemeinsam mit Tadschikistan Gastgeber des UN-Wassergipfels sind.
Wir nehmen Wasser für garantiert. Und dabei überanspruchen wir diese vitale Ressource - als Individuen, als Firmen, als Investoren, als Regierungen.
Aktionsplan statt bindendem Vertrag
Deshalb soll am Ende der Woche ein Aktionsplan für alle herauskommen. Das wird allerdings nur eine Sammlung freiwilliger Verpflichtungen sein. Kein Vertrag. Warum, das liege auf der Hand, erklärt die deutsche Botschafterin Leendertse.
Wasser spiele in allen Lebensbereichen eine derart zentrale Rolle, dass so etwas in einem umfassenden Vertrag nicht festgelegt werden könne. Stattdessen müsse eine Aktionsagenda beschlossen werden, "die in allen Verträgen, die es gibt, eine Rolle spielt."
In den nächsten zwei Tagen sollen Regierungen, öffentliche Verwaltungen und der Privatsektor dazu Lösungsvorschläge vorlegen.