Wahlplakat von Erdogan in der Türkei

Vor Präsidentschaftswahl in der Türkei Mehr als hundert Festnahmen bei Razzien

Stand: 25.04.2023 19:05 Uhr

Im Mai will der türkische Präsident Erdogan erneut gewählt werden. Umfragen sehen ein knappes Rennen. Jetzt wurden mehr als 100 Menschen festgenommen wegen angeblicher PKK-Kontakte. Dagegen regt sich in Diyarbakir Protest.

Knapp drei Wochen vor den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen hat die türkische Polizei bei Razzien mehr als hundert Personen in Gewahrsam genommen. Es habe sich um eine "Anti-Terror-Operation" gehandelt. Die Verdächtigen hätten angeblich Verbindungen zu militanten Kurden. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolou berichtete, unter den Festgenommen seien auch hochrangige Oppositionspolitiker der HDP. Ein Sprecher bestätigte die Festnahme des stellvertretenden Parteivorsitzenden. Im türkischen Parlament ist die prokurdische HDP die zweitgrößte Oppositionspartei. Sie weist Erdogans Anschuldigung zurück, ein verlängerter Arm der verbotenen PKK zu sein.

Polizeiaktionen in 21 Provinzen

Laut Anadolou gab es Razzien und Hausdurchsuchungen in 21 Provinzen. Im kurdisch geprägten Diyarbakir, im Südosten der Türkei, wirft die Staatsanwaltschaft den Verdächtigen finanzielle Unterstützung der PKK und Terrorpropaganda vor. Die örtliche Anwaltskammer bezeichnete die Razzien als "Versuch die kurdischen Wähler einzuschüchtern." Die Polizei habe zahlreiche Rechtsanwälte sowie Journalisten und Theaterschauspieler in Gewahrsam genommen.

In Diyarbakir demonstrieren Menschen gegen die Festnahmen

Protest in Diyarbakir gegen die Festnahmen

In Diyarbakir gingen daraufhin zahlreiche Menschen auf die Straße, um gegen die landesweiten Polizeiaktionen zu protestieren.

Prokurdische Wähler wichtig für Wahlausgang

Bei den Wahlen am 14. Mai wird nach jüngsten Umfragen ein knappes Ergebnis erwartet. Die HDP hatte auf eine eigene Kandidatur verzichtet. Den Befragungen zufolge hat der gemeinsame Kandidat des Oppositionsbündnisses, Kilicdaroglu, gute Chancen, Präsident Erdogan nach zwei Jahrzehnten an der Macht abzulösen. Dabei könnten die Stimmen der prokurdischen Wahlberechtigten eine entscheidende Rolle spielen.

Feliz Kükrekol, ARD Istanbul, tagesschau, 25.04.2023 21:20 Uhr