Fahne der Terrormiliz Islamischer Staat

UN-Bericht Bis zu 30.000 IS-Kämpfer im Irak und in Syrien

Stand: 14.08.2018 07:18 Uhr

Der "Islamische Staat" ist im Irak und in Syrien in der Defensive - doch laut einem UN-Bericht hat die Terrormiliz dort noch immer bis zu 30.000 Kämpfer. Viele von ihnen sind aber untergetaucht.

Trotz militärischer Rückschläge hat die Terrormiliz "Islamischer Staat" im Irak und in Teilen von Syrien noch immer bis zu 30.000 Kämpfer. Das geht aus einem Bericht von Experten der Vereinten Nationen hervor, der dem Sicherheitsrat in New York übermittelt wurde. Ihre Einschätzung geht auf Angaben von Regierungen zurück, die nicht näher genannt werden.

"Geheimer Kern des IS"

Die IS-Kämpfer sind demnach gleichmäßig auf den Irak und Syrien verteilt. In dem Bericht ist die Rede von einem "verkleinerten geheimen Kern", der in beiden Ländern überdauern könnte. Viele Kämpfer, Strategen und Befehlshaber der Terrormiliz seien zwar getötet worden, andere hätten die Konfliktzonen verlassen. Einige von ihnen kämpfen nach Angaben der Experten aber im Irak und in Syrien weiter, "während sich andere in Gemeinden und urbanen Gebieten verstecken", die ihnen wohlgesonnenen seien.

Einer der Anschlagsorte in Al-Suwaida, Syrien

IS-Anhänger verüben nach wie vor Selbstmordanschläge - wie hier Ende Juli im Südwesten Syriens mit Dutzenden Toten.

Weniger Kämpfer aus dem Ausland

Zu den bis zu 30.000 Anhängern der Terrormiliz gehören laut dem UN-Bericht Tausende von aktiven ausländischen Kämpfern. "Der Andrang von Kämpfern aus dem Ausland beim IS ist allerdings zum Erliegen gekommen", teilten die Experten mit. Die "Rückreisewelle der Kämpfer", bleibe eine ernsthafte Herausforderung - auch wenn sie sich verlangsamt habe.

Der IS hatte 2014 große Teile des Irak und Syriens überrannt. Die Extremisten brachten fast ein Drittel des Irak unter ihre Kontrolle. IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi ließ kurz danach ein "Islamisches Kalifat" ausrufen und machte sich selbst zum "Kalifen". Eine von den USA angeführte Militärkoalition griff ein, im Dezember 2017 verkündete die irakische Regierung den Sieg über den IS.

Irak am stärksten betroffen

Das sogenannte Kalifat der Terrormiliz ist nach UN-Angaben zwar weitgehend zerschlagen, die Extremistengruppe wandele sich aber "von einem Proto-Staat zu einem verborgenen terroristischen Netzwerk". Dieser Prozess sei im Irak am weitesten fortgeschritten, weil der IS nach wie vor Teile Syriens kontrolliere. Auch die Disziplin der Kämpfer des IS bleibt nach Einschätzung der Experten hoch.

In Libyen halten sich demnach noch 3000 bis 4000 IS-Kämpfer auf, während wichtige IS-Mitglieder weiterhin nach Afghanistan verlegt würden. Dort zähle die Gruppe 3500 bis 4500 Kämpfer und wachse. Auch in Südostasien und Westafrika habe der IS viele Unterstützer. Im Jemen zählt der IS einige Hundert Kämpfer - dort ist die Terrorgruppe Al-Kaida mit schätzungsweise 6000 bis 7000 Kämpfern deutlich größer.

Weniger Anschläge in Europa

Mit Blick auf die Terrorgefahr in Europa sieht der UN-Bericht zwar einen Rückgang von Anschlägen. Einige Regierungen würden aber davon ausgehen, dass "die unterschwelligen Treiber von Terrorismus" allesamt vorhanden und vielleicht akuter als jemals zuvor seien. "Das lässt den Schluss zu, dass ein Rückgang von Anschlägen womöglich vorübergehend sein könnte, bis der IS sich erholt, neu formiert und auch Al-Kaida seine internationalen terroristischen Aktivitäten forciert."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 14. August 2018 um 06:00 Uhr.