Gitanas Nauseda (links) begrüßt Wolodymyr Selenskyj.

Besuch im Baltikum Selenskyj wirbt um mehr Hilfe für Flugabwehr

Stand: 10.01.2024 17:37 Uhr

Zum Jahreswechsel hat Russland die Ukraine massiv angegriffen. Gerade Flugabwehrsysteme fehlten, sagte der ukrainische Präsident Selenskyj bei einem Besuch in Litauen. Die Regierung in Vilnius plant eine millionenschwere Militärhilfe für Kiew.

Wegen der andauernden schweren russischen Luftangriffe hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei seinem ersten Auslandsbesuch in diesem Jahr mehr Waffenhilfe zur Abwehr gefordert. "Flugabwehrsysteme stehen an erster Stelle unter den Dingen, die uns fehlen", sagte er in Litauen nach einem Treffen mit seinem Amtskollegen Gitanas Nauseda in Vilnius.

Nach Angaben Selenskyjs feuerte Russland über den Jahreswechsel mindestens 500 Raketen, Marschflugkörper und Drohnen auf die Ukraine ab. 70 Prozent davon seien abgefangen worden, sagte er. Trotzdem gab es nach ukrainischen Angaben Dutzende Tote und Verletzte sowie große Schäden im Land.

Selenskyj: "Putin wird nicht aufhören"

In vielen Ländern gibt es derzeit Diskussionen über Ausmaß und Ziel der Ukraine-Hilfen. In den USA, dem wichtigsten Unterstützer, stecken neue Hilfen derzeit im Kongress im politischen Streit fest. Selenskyj sagte dazu in Vilnius, dass er keinen Druck der Verbündeten spüre, den Krieg an der jetzt bestehenden Front einzufrieren.

Man müsse die Rhetorik des russischen Präsidenten Wladimir Putin ernst nehmen; dieser wolle die Ukraine ganz besetzen. Und wenn sein Land nicht standhalte, seien als nächstes Litauen, Lettland, Estland oder Moldau gefährdet. Selenskyj rief zu gemeinsamer Gegenwehr gegen Putin auf: "Er wird nicht aufhören, solange wir ihn nicht erledigen."

Litauen kündigt 200 Millionen Euro für Militärhilfe an

Nauseda sagte zu Journalisten: "Wir wissen, wie ermüdend dieser lang anhaltende Krieg ist, und wir sind an einem vollständigen Sieg der Ukraine so bald wie möglich interessiert." Nach Angaben des litauischen Präsidenten genehmigte das Land einen langfristigen Plan für Militärhilfe im Wert von rund 200 Millionen Euro. In seinem und Selenskyjs Beisein wurden dazu mehrere Abkommen von Vertretern der Rüstungsindustrie beider Länder geschlossen.

Nach dem unangekündigten Besuch in Litauen will Selenskyj in den kommenden Tagen auch in die baltischen Nachbarländer Lettland und Estland reisen. Damit will er den drei EU- und NATO-Staaten nach eigenen Angaben für ihre "kompromisslose Unterstützung der Ukraine" danken.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11. Januar 2024 um 06:43 Uhr.