Flüchtlinge befinden sich an Bord der "Ocean Viking".

Seenotrettung im Mittelmeer "Ocean Viking" bringt Hunderte Menschen nach Neapel

Stand: 28.08.2023 14:01 Uhr

Bei mehreren Einsätzen hat die Crew der "Ocean Viking" Hunderte Migranten aus Seenot gerettet. In Neapel brachte sie nun die meisten davon an Land. Vor Lesbos ertranken unterdessen vier Menschen beim Untergang eines Flüchtlingsbootes.

Das Rettungsschiff "Ocean Viking" der französischen Hilfsorganisation SOS Méditerranée ist mit 254 Migranten an Bord im Hafen der süditalienischen Stadt Neapel eingelaufen. Das Schiff erreichte die Anlegestelle am Morgen - alle Menschen konnten von Bord gehen, wie ein Sprecher von SOS Méditerranée auf Anfrage bestätigte. Am Hafen wurden die Menschen von den örtlichen Behörden in Empfang genommen, um sie etwa medizinisch zu versorgen.

Ursprünglich war Genua der Zielhafen

Die Crew der Hilfsorganisation rettete zuvor in mehreren Einsätzen insgesamt 440 Migranten im zentralen Mittelmeer. Unter ihnen befanden sich den Angaben zufolge 90 unbegleitete Minderjährige, vier schwangere Frauen sowie sechs Menschen mit Behinderung. Eine erste Gruppe konnte bereits am Sonntag im kalabrischen Vibo Valentia von Bord gehen. Die "Ocean Viking" machte sich von dort auf den Weg, um die übrigen Menschen nach Neapel zu bringen.

Ursprünglich wiesen die italienischen Behörden der "Ocean Viking" den von ihrem Einsatzgebiet weit entfernten Hafen von Genua im norditalienischen Ligurien zu. Wegen des schlechten Wetters mit heftigen Regenfällen und starkem Wind im Norden Italiens, wurden der Crew die näheren Häfen in Süditalien zugewiesen. Italiens Behörden teilen zivilen Seenotrettern öfters weit entfernte Häfen zu - die Organisationen kritisieren dies scharf.

Gefährliche Fluchtrouten

Bootsmigranten wagen immer wieder von Nordafrika in Richtung Italien und von der Türkei aus in Richtung griechischer Inseln die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer, um nach Europa zu gelangen. Oftmals werden sie dabei von Schleppern in überfüllte Boote gesetzt, die oft nur bedingt seetüchtig sind. Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Seit Beginn des Jahres kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bei der Überquerung 2.272 Menschen ums Leben oder sie werden vermisst.

Wie die griechische Küstenwache heute mitteilte, sind beim Untergang eines Flüchtlingsbootes vor der griechischen Insel Lesbos vier Menschen ums Leben gekommen. 18 Migranten seien gerettet worden, teilten die griechischen Behörden mit. Ein Boot der Küstenwache habe die Menschen aufgenommen und zum Hafen von Mytilini gebracht. Die Küstenwache rettete nach eigenen Angaben über das Wochenende Dutzende Menschen von Booten in der Nähe der östlichen Ägäis-Inseln.

Seenotretter pochen auf Freigabe ihrer Schiffe

Italiens Küstenwache geht seit Monaten verstärkt gegen Rettungsorganisationen vor und setzte mehrere Schiffe fest. Betroffen sind aktuell Boote der Organisationen Sea-Watch, Open Arms und Sea-Eye. Grundlage ist ein umstrittenes, unter der rechtsgerichteten Regierung erlassenes Gesetz, das privaten Seenotrettern strikte Vorgaben macht. Mehr als 50 Organisationen kritisieren diese Maßnahmen scharf.

Alle zivilen Rettungsschiffe müssten sofort freigelassen und die damit verbundenen Geldstrafen fallen gelassen werden, heißt es in einer Erklärung, die von SOS Humanity, Pro Asyl und Sea-Eye unterzeichnet wurde. Die Organisationen riefen die Europäischen Union und die Mitgliedsstaaten auf, "dringend zu handeln und die unrechtmäßige Blockade der zivilen Rettungsschiffe in Italien zu beenden". Die Zahl der tödlichen Schiffsunglücke auf dem Mittelmeer sei zuletzt stark gestiegen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 23. August 2023 um 15:00 Uhr.