Beamte der Spezialeinheiten der Polizei stehen neben einem brennenden Auto in der Stadt Zvecan, Kosovo.

Nach Zusammenstößen im Kosovo Serbien versetzt Armee in Bereitschaft

Stand: 27.05.2023 11:51 Uhr

Im Nordkosovo haben serbische Demonstranten versucht, den Amtsantritt neu gewählter Bürgermeister zu verhindern. Nach Zusammenstößen mit der Polizei versetzte Serbiens Präsident das Militär in Alarmbereitschaft. Am Morgen beruhigte sich die Lage wieder.

Nach der Vereidigung neu gewählter Bürgermeister im serbisch bevölkerten Norden des Kosovo ist es zu Unruhen gekommen. Die albanische Webseite indexonline.net berichtete, Bürgermeister der Gemeinden Zvecan, Leposavic und Zubin Potok seien daran gehindert worden, in die Gebäude der Stadtverwaltungen zu gelangen.

Beim Gemeindeamt im Dorf Zvecan trieb die kosovarische Polizei serbische Demonstranten auseinander. Dabei setzten die Beamten Tränengas und Blendgranaten ein, wie örtliche Medien berichteten. Gewalttätige Protestteilnehmer sollen mehrere Autos in Brand gesteckt haben, darunter war auch ein Polizeiauto.

Militär in erhöhte Alarmbereitschaft

Die Serben hatten die Bürgermeisterwahlen im April boykottiert. Die Wahlbeteiligung lag deshalb nur bei 3,5 Prozent. Die Wahlen fanden in Gemeinden im Norden des Kosovos statt, in denen größtenteils ethnische Serben leben. Sie fordern Autonomie und weigern sich, mit den neuen, vier albanischen Bürgermeistern zusammenzuarbeiten.  

Der serbische Präsident Aleksandar Vucic teilte dem staatlichen Sender RTS zufolge mit, er habe wegen der Zusammenstöße das serbische Militär in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Zudem lasse er Soldaten an die Grenze zum Kosovo verlegen.

Kritik aus den USA

US-Außenminister Antony Blinken verurteilte den Versuch der Behörden im Kosovo, gewaltsam einen Zugang zu den Amtsgebäuden zu schaffen. Dieses Vorgehen sei gegen die Ratschläge der USA und Europas erfolgt, habe die Spannungen "drastisch und unnötig" verschärft und werde "Auswirkungen auf unsere bilateralen Beziehungen zum Kosovo haben".

Immer wieder gibt es Spannungen mit der serbischen Minderheit im Norden Kosovos. Der Kosovo erklärte sich 2008 für unabhängig von Serbien. Allerdings erkannte die Regierung in Belgrad die Unabhängigkeit nicht an. Auch die im Kosovo lebenden Serben sehen sich als Teil des Nachbarlandes.

Zurückhaltung aller Parteien gefordert

Der anhaltende Streit zwischen der früheren jugoslawischen Teilrepublik Serbien und dessen ehemaliger Provinz Kosovo ist ein Hindernis auf dem Weg beider Staaten in die Europäische Union. In einer gemeinsamen Stellungnahme forderten Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien und die USA eine Zurückhaltung von allen Parteien und eine Deeskalation der Lage, wie das Auswärtige Amt mitteilte.

Am Morgen beruhigte sich die Lage wieder, wie kosovarische und serbische Medien berichteten.

Oliver Soos, ARD Wien, tagesschau, 26.05.2023 18:41 Uhr