Wladimir Putin auf einem öffentlichen Platz, begleitet von Sicherheitspersonal (aufgenommen am 23. Juli 2023)

Nach Ausstieg aus Abkommen Putin bietet Ersatz für Getreidelieferungen an

Stand: 24.07.2023 07:17 Uhr

Nach dem Ausstieg aus dem Getreideabkommen hat Russlands Präsident die Vereinbarung als "sinnlos" bezeichnet. Sein Land sei in der Lage, für Lieferausfälle aufzukommen - in direkter Kooperation mit afrikanischen Staaten.

Der russische Ausstieg aus dem Getreideabkommen hat international Besorgnis über die Versorgungslage insbesondere in Entwicklungsländern ausgelöst. Vor diesem Hintergrund erklärte der russische Präsident Wladimir Putin nun, dass sein Land bereit sei, ukrainische Getreidelieferungen auszugleichen. Er wolle "versichern", dass Russland in der Lage sei, "ukrainisches Getreide sowohl auf kommerzieller als auch auf unentgeltlicher Grundlage zu ersetzen - zumal wir in diesem Jahr eine weitere Rekordernte erwarten", schrieb Putin in einem auf der Kreml-Website veröffentlichten Artikel anlässlich eines bevorstehenden Russland-Afrika-Gipfels in St. Petersburg.

Russland werde weiterhin "energisch" an den Lieferungen von Getreide, Nahrung, Düngemittel und anderem an afrikanische Länder arbeiten, hieß es weiter. "Wir schätzen die gesamte Bandbreite der wirtschaftlichen Beziehungen zu Afrika sehr und werden sie dynamisch weiterentwickeln."

2022 habe Russland 11,5 Millionen Tonnen Getreide in afrikanische Staaten exportiert, in den ersten sechs Monaten dieses Jahres fast zehn Millionen Tonnen. "Und das trotz der gegen unsere Exporte eingeführten Sanktionen, die die Ausfuhr russischer Lebensmittel in die Entwicklungsländer tatsächlich bedeutend erschweren", so Putin weiter.

"Schamlose Bereicherung"

Das von Russland nicht mehr verlängerte Abkommen, das rund ein Jahr lang Ausfuhren ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer ermöglicht hatte, habe seinen "Sinn verloren", so Putin. Von den insgesamt knapp 33 Millionen Tonnen Getreide, die auf Basis des Abkommens exportiert worden seien, sei der Großteil in Länder mit hohem und oberem mittlerem Einkommensniveau gegangen, so Putin

Die Vereinbarung sei so in Wirklichkeit "schamlos ausschließlich zur Bereicherung großer amerikanischer und europäischer Unternehmen genutzt worden, die Getreide aus der Ukraine exportierten und weiterverkauften", schrieb Putin. Seit der Aufkündigung des Abkommens beschießt Russland fast täglich ukrainische Häfen.

Russland hatte das internationale Getreideabkommen vor einer Woche - trotz internationaler Appelle - auslaufen lassen. Die Vereinten Nationen setzten sich mehrfach dafür ein, das Abkommen wieder in Kraft zu setzen. Auch China rief beide Seiten zu einer raschen Wiederaufnahme der Exporte auf. Befürchtet wird, dass weltweite Hungersnöte sich ausweiten könnten.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte erklärt, die Getreideexporte notfalls auch ohne die Sicherheitsgarantien des Abkommens fortsetzen zu wollen. Gleichzeitig machte er sich bei internationalen Partnern zuletzt vehement für eine Fortsetzung des Abkommens stark. "Die Öffnung des Getreidekorridors hat absolute Priorität", hatte Selenskyj am Freitag nach einem Telefonat mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan mitgeteilt. "Zusammen müssen wir eine globale Ernährungskrise verhindern."

Nachdem Russland das Abkommen hatte auslaufen lassen, gibt es eine neue Seeblockade. Die Regierung in Moskau hat den Getreidefrachtern die Sicherheitsgarantien in dem von ihm kontrollierten Regionen des Schwarzen Meeres entzogen. "Wegen Russlands Handlungen ist die Welt erneut am Rande einer Lebensmittelkrise. Insgesamt 400 Millionen Menschen in vielen Ländern Afrikas und Asiens sind einem Hungerrisiko ausgesetzt", teilte Selenskyj am Freitag mit.

Der ukrainische Präsident hatte zudem Russland scharf kritisiert, weil es gezielt die Hafenstadt Odessa und dortige Anlagen angegriffen hatte, die für den Export von Getreide erforderlich sind. Wegen der tagelangen Angriffe auf Odessa hatte Selenskyj Vergeltung angekündigt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 24. Juli 2023 um 08:16 Uhr.