Eva Fahidi

Internationales Auschwitz Komitee Eva Fahidi-Pusztai mit 97 Jahren gestorben

Stand: 11.09.2023 17:14 Uhr

Die ungarische Auschwitz-Überlebende Fahidi-Pusztai ist tot. Sie engagierte sich bis ins hohe Alter gegen das Vergessen des Holocaust. Als erzählende Zeitzeugin warnte sie auch in Deutschland vor rechtspopulistischen Gefahren.

Die ungarische Holocaust-Überlebende Eva Fahidi-Pusztai ist im Alter von 97 Jahren in Budapest gestorben. Dies teilte das Internationale Auschwitz Komitee (IAK) in Berlin mit.

Die 1925 im ostungarischen Debrecen geborene Eva Fahidi überlebte als 18-Jährige die Deportation nach Auschwitz sowie Lagerhaft und Zwangsarbeit in Allendorf, einem Nebenlager des Konzentrationslagers Buchenwalds. Erst viele Jahre nach der Befreiung bemühte sie sich unermüdlich, ihre Erinnerungen an die Nachgeborenen weiterzugeben.

Erzählende Zeitzeugin

"Die Überlebenden von Auschwitz danken mit Bewunderung und Zuneigung einer großen Frau, die dem Tod von Auschwitz ihr ganzes Leben hindurch ihre Erinnerungen, ihre Kreativität und ihre Freude am Leben entgegengestellt hat", schrieb Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des IAK. Trotz des Verlusts ihrer Eltern und Schwester, die im Konzentrationslager Auschwitz ermordet wurden, habe sie auf ihrer Lebensfreude beharrt und der Macht der Erinnerung vertraut.

Fahidi-Pusztai schrieb Bücher und trat in der Öffentlichkeit als erzählende Zeitzeugin auf. Immer wieder kam sie auch nach Deutschland, um das Gespräch nicht nur mit jungen Menschen zu suchen. Sie warnte beständig vor den Gefahren rechtspopulistischer Mobilisierungen und rechtsextremer Gewalt.

"Ein starkes Herz hat aufgehört zu schlagen. Ich bin unendlich traurig", schrieb Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow im Kurznachrichtendienst X (früher Twitter). "Eva Fahidi-Pusztai hat den Opfern des Nationalsozialismus eine Stimme gegeben", schrieb dort Thüringens Landtagspräsidentin Birgit Pommer.

Ehrenbürgerin der Stadt Weimar

Noch im Alter von 90 Jahren trat Fahidi-Pusztai als Tänzerin in einer Produktion des Budapester Vig-Theaters auf, die ihr Leben thematisierte. Sie gehörte dem Beirat der Gedenkstätte Buchenwald an. 2012 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. 2020 ernannte sie die Stadt Weimar zur Ehrenbürgerin.

Als Holocaust bezeichnet man im deutschen Sprachgebrauch vor allem die systematische Ermordung von etwa sechs Millionen Juden während der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland. Ungarn war im Zweiten Weltkrieg mit dem Deutschen Reich zunächst verbündet, später wurde das Land von deutschen Truppen besetzt. Im Frühjahr 1944 wurden eine halbe Million ungarische Juden nach Auschwitz deportiert. Die meisten von ihnen sind dort in den Gaskammern ermordet worden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 30. August 2023 um 17:47 Uhr.