Polizisten stehen nach Schüssen mit zwei Toten in Brüssel

Höchste Terrorwarnstufe ausgerufen Zwei Tote nach Schüssen in Brüssel

Stand: 17.10.2023 01:01 Uhr

In Brüssel hat ein Mann im Stadtzentrum zwei Menschen erschossen. Der Täter ist noch auf der Flucht. In der Hauptstadt wurde die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Das EM-Qualifikationsspiel Schweden gegen Belgien wurde abgebrochen.

In der belgischen Hauptstadt Brüssel sind am Montagabend zwei Menschen erschossen worden. Eine weitere Person sei verletzt worden, teilte die zuständige Staatsanwaltschaft mit. Die Gegend im Stadtzentrum ist abgeriegelt, wie eine Sprecherin der Polizei sagte. Belgien setzte die Terrorwarnstufe in Brüssel auf das höchste Level, im Rest des Landes wurde sie auf die zweithöchste Stufe gesetzt.

Die Ermittlungen wurden laut der Staatsanwaltschaft an die für Terrorismus zuständige Bundesstaatsanwaltschaft übergeben. Eric Van Duyse, Sprecher der Bundesanwaltschaft, sagte gegenüber Reportern, die Ermittlungen konzentrierten sich auf "ein mögliches terroristisches Motiv".

Die belgische Innenministerin Annelies Verlinden schrieb auf X (ehemals Twitter), dass der Täter noch gesucht werde. Premierminister Alexander De Croo rief die Einwohner Brüssels zur Wachsamkeit auf.

Mutmaßlicher Tatverdächtige ist identifiziert

Die Tat ereignete sich um kurz nach 19 Uhr in der Nähe des Place Sainctelette im Norden der belgischen Haupstadt. Laut der Nachrichtenagentur Belga war ein bewaffneter Mann von einem Roller abgestiegen und hatte auf der Straße Schüsse abgegeben. Als mehrere Menschen in einen Hauseingang flohen, soll er sie verfolgt und auf sie geschossen haben. Die Polizei bestätigte diese Angaben bislang nicht.

In der Nacht hieß es, Ermittler hätten einen mutmaßlichen Tatverdächtigen identifiziert. Das berichtete die belgische Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf die Bundesstaatsanwaltschaft. Weitere Angaben zum mutmaßlichen Täter wurden nicht genannt.

ARD-Korrespondent Markus Preiß berichtete, es gebe ein Video, das offenbar vom Täter gefilmt wurde. Darin sagt er, dass er ein Kämpfer des "Islamischen Staats" sei und spricht in dem Video von "drei Schweden", die er getötet habe. Laut offiziellen Angaben wurden jedoch zwei Menschen getötet.

"Es gibt offenbar ein Video der Tat"

tagesthemen, 16.10.2023 22:15 Uhr

Tote sind Schweden

Bei den beiden Toten soll es sich laut Premierminister De Croo um zwei Schweden handeln. Das bestätigte auch ein Polizeibeamter. De Croo sagte, er habe dem schwedischen Premier sein aufrichtiges Beileid ausgedrückt: "Als enge Partner ist der Kampf gegen den Terrorismus ein gemeinsamer Kampf."

De Croo rief eine Dringlichkeitssitzung wichtiger Kabinettsmitglieder ein. Verlinden, De Croo und der Justizminister Vincent Van Quickenborne begaben sich noch am Abend in das Nationale Krisenzentrum.

EM-Qualifikationsspiel abgebrochen

Die schwedische Fußballnationalmannschaft spielte im EM-Qualifikationsspiel fünf Kilometer vom Tatort entfernten Heysel-Stadion gegen Belgien. Das Spiel wurde nach der Halbzeit abgebrochen. 35.000 Zuschauer wurden aufgefordert, das Stadion nicht zu verlassen.

Laura Demullier von der Koordinierungsstelle für für Bedrohungslagen, Ocad, sagte in einem Interview, für die Behörden sei es jetzt das Wichtigste, Tausende Fußballfans sicher aus dem Stadion zu bringen. Die Fans blieben zunächst im Stadion und riefen: "Alle gemeinam, alle gemeinsam!"

Kurz vor Mitternacht gab das Krisenzentrum bekannt, dass die Gäste-Fans das Stadion verlassen dürfen. "Das Fußball-Stadion wird evakuiert. Bitte befolgen Sie die Anweisungen des Rettungsdienstes. Kehren Sie sofort nach Hause zurück", hieß es auf X.

Frankreich verschärft Grenzkontrollen

Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin kündigte an, die Grenzkontrollen zum Nachbarland Belgien verschärfen zu wollen. Am Freitag war an einer Schule in Nordfrankreich ein Französischlehrer von einem radikalisierten ehemaligen Schüler getötet worden.

Brüssel sei erneut von einem "islamistischen Terroranschlag" heimgesucht worden, sagte der französische Präsident Emmanuel Macron. Europa sei erschüttert, sagte Macron.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach von einem "feigen Anschlag" und drückte den Menschen in Schweden gegenüber ihr Beileid aus. Der belgische EU-Ratspräsident Charles Michel schrieb auf X: "Das Herz Europas wird von Gewalt getroffen. Mein Mitgefühl gilt den Familien der Opfer des tödlichen Anschlags im Zentrum von Brüssel."

Mit Informationen von Markus Preiß, ARD-Studio Brüssel.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 16. Oktober 2023 um 22:15 Uhr.