Anhörung vor dem EU-Parlament Eine Verliererin als künftige Klimaschutzkommissarin?
Die dänische Umweltministerin Hedegaard ist vor allem dadurch bekannt geworden, dass sie das Scheitern des UN-Klimagipfels in Kopenhagen mitzuverantworten hat. Nun soll sie EU-Umweltkommissarin werden. Als Verliererin präsentierte sie sich den EU-Abgeordneten nicht.
Von Andreas Reuter, HR-Hörfunkstudio Brüssel
Wie eine traurige Verliererin trat Connie Hedegaard nicht auf: Die 49-Jährige gab sich temperamentvoll, fachkundig, vielsprachig und präsentierte sich als überzeugte Europäerin: "Meine erste bewusste politische Aktion war 1972. Da habe ich in meinem Klassenzimmer ein Plakat aufgehängt: Stimmt mit Ja für die Europäische Gemeinschaft."
Schön und gut, doch nach dem gescheiterten Klima-Gipfel von Kopenhagen haftet der dänischen Umweltministerin das Image einer Verliererin an. Der britische Abgeordnete Chris Davis formulierte die Bedenken gleich zu Beginn: "Gemessen an den Standards, die die EU sich gesetzt hatte, war Kopenhagen ein Fehlschlag. Jetzt hört man auf den Fluren Brüssels, warum wollen wir eine Klimaschutz-Kommissarin, die für diesen Fehlschlag steht?, so Chris Davis. Ja, auch sie sei enttäuscht, etwa, dass keine verbindlichen Ziele für den CO2-Ausstoss festgelegt wurden, sagte Hedegaard. Aber in Kopenhagen sei doch Einiges erreicht worden: die Festlegung auf das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen zum Beispiel.
Fehleranalyse vor den Abgeordneten
"Wer hätte sich denn schon vor ein paar Jahren vorstellen können, dass alle Schwellenländer sagen: Ja, auch wir haben eine Mitverantwortung für den Klimaschutz?", fragte Hedegaard. Ein Fehler der EU sei vielleicht gewesen, zu häufig nicht mit einer Stimme gesprochen zu haben und die finanzielle Unterstützung der Entwicklungsländer beim Klimaschutz zu spät zugesagt zu haben. Nun müsse die EU ihre eigenen Ziele für eine Verminderung des Treibhausgas-Ausstosses möglichst schnell von den bereits beschlossenen 20 Prozent auf 30 Prozent erhöhen und dabei andere Länder dazu bewegen mitzuziehen.
Ein Fehler der EU bei der Klimakonferenz sei gewesen, dass sie nicht immer mit einer Stimme gesprochen habe, meinte Hedegaard.
Kann Klimaschutz Spaß machen?
Innerhalb der EU müsse der Klimaschutz in alle wichtigen Politik-Bereiche einbezogen werden: "Wenn wir zum Beispiel die Landwirtschaft reformieren, müssen wir bei unseren Prioritäten systematisch die Klima-Perspektive mit einbauen. Wir brauchen eine Klima-Prüfung bei allen neuen Infrastruktur-Projekten, die von der EU finanziert werden" , betonte die Anwärterin auf den Klimaschutzposten der Kommission.
Klimaschutz müsse auch Spaß machen, forderte die vermutlich künftige Kommissarin am Ende noch. Sie erklärte auf Nachfrage, für ihren ganz privaten Klimaschutz habe sie ihren Lebenswandel gar nicht so sehr umgestellt. Natürlich fliege sie als Politikerin zu viel, aber sie kaufe bewusst ein und fahre viel Fahrrad. Ausgerechnet während des Klimagipfels von Kopenhagen habe sie die Handwerker im Haus gehabt, um die Fenster besser zu isolieren.