Angriffe im Roten Meer Was die Huthi wollen
Seit einigen Wochen greift die Huthi-Miliz verstärkt Schiffe im Roten Meer an. Die Miliz aus dem Jemen hat den Krieg in Nahost und die Unterstützung der Palästinenser zu ihrem Thema erklärt. Doch es steckt mehr dahinter.
Die Huthi aus dem Jemen haben sich mit ihren Angriffen im Roten Meer weltweit in die Schlagzeilen gebracht - und sie machen weiter: "Unsere Operation wird ausgeweitet und eskaliert, wenn der Angriff auf Gaza nicht beendet wird", sagte ein Mitglied des Huthi-Politbüros im arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira.
Seit einigen Wochen macht die Miliz im Jemen den Krieg Israels gegen die Hamas-Terroristen zu ihrem Thema. In erklärter Solidarität mit den Palästinensern wurden mehrfach Schiffe im Roten Meer attackiert, eines sogar entführt. Die Huthi fordern Nahrungsmittel-Lieferungen und medizinische Hilfsgüter für den Gazastreifen und haben angekündigt, ihre Angriffe fortzusetzen, bis Israel die Offensive dort beendet.
"Die Huthi versuchen, ihr Profil zu schärfen"
Doch dahinter steckten noch ganz andere Interessen, sagt Gerald Feierstein, Ex-US-Diplomat und heute tätig am Middle East Institute in Washington, D.C: Die Huthi versuchten, "ihr Profil zu schärfen" als wichtiger Teil der iranischen Achse des Widerstands gegen Israel. Zudem sei es im Jemen populär, die Palästinenser zu unterstützen. "Das heißt, mit diesen Angriffen steigern die Huthi einerseits ihre Popularität im Jemen und andererseits zeigen sie die Unterstützung iranischer Interessen in einer Linie mit Hamas und Hisbollah", sagt Feierstein.
Hamas, Hisbollah, Huthi - die Huthi-Miliz im Jemen will international wahrgenommen werden und wichtig sein. Hinter der Offensive steckt die Nähe zum Iran. Teheran hat die Miliz im Jemen Berichten zufolge militärisch massiv aufgerüstet. Die Huthi sind Teil der sogenannten Achse des Widerstands gegen Israel, die vom Iran ausgerufen wurde.
Saudi-Arabien und der Iran mischen mit
Weitet sich der Nahost-Konflikt aus? Im Libanon beschießt die Hisbollah Ziele in Nord-Israel, im Irak greifen schiitische Milizen US-Stellungen an und im Jemen feuern die Huthi Raketen und Drohnen ab.
Dort herrscht seit Jahren ein Stellvertreterkrieg zwischen den Regionalmächten Saudi-Arabien und Iran. Riad führt eine Militärkoalition im Kampf gegen die Huthi an, die wiederum aus Teheran unterstützt werden. Auch wenn es in diesem Jahr eine Annäherung zwischen den beiden Mächten gab und daher im Jemen eine brüchige Waffenruhe herrscht: Der Iran hat nach wie vor seine Finger im Spiel und räumt selbst ein, die Huthi mit Drohnen beliefert zu haben.
"Die unbemannten Flugzeuge: Ja, der Iran hat seine Freunde im Jemen mit dieser Technologie versorgt", sagt der iranische Politikwissenschaftler Mosadak Bour auf Sky News. "Das Gleiche tun die USA und die westlichen Staaten ja auch, wenn sie Israel mit Waffen versorgen."
"Eine Warnung an die USA"
Ein iranischer Forscher formuliert deutliche Warnungen mit Blick auf eine Militärkoalition zum Schutz der Schiffe im Roten Meer: "Der iranische Außenminister hat gesagt: 'Wenn einer unserer Freunde in den Krieg gegen Israel einsteigt, dann wird der Iran nicht zuschauen, sondern er wird Partei ergreifen'", erklärt Mohammed Salah Sedekiyan. "Und der Verteidigungsminister hat gesagt, dass das Rote Meer zu unserer Region gehört. Das ist eine Warnung an die USA. Der Iran ist gegen eine Militärallianz im Roten Meer."
Doch genau diese Militärallianz scheint immer nötiger zu werden angesichts der Muskelspiele am Golf. Offenbar sind längst nicht mehr nur Schiffe betroffen, die Waren nach Israel liefern wollen, sondern alle Schiffe, die in der Meerenge unterwegs sind. Dementsprechend besorgt reagierten weltweit die Reedereien. Mehrere erklärten, das Rote Meer - sprich die Route über den Suezkanal - meiden zu wollen. Das hätte unmittelbare Auswirkungen auf die Ägypter, die den Suezkanal betreiben.
"Ägypten hat keine Probleme mit den Huthi"
In Kairo bemüht man sich, keine schlechten Nachrichten nach außen dringen zu lassen. Im ägyptischen Staatsfernsehen laufen lange Erklärungen, warum Ägypten sich keine Sorgen zu machen brauche. Offenbar fürchtet die Regierung eine Beunruhigung in der Bevölkerung in dem wirtschaftlich sowieso schon stark angeschlagenen Land. Am Wochenende schoss die ägyptische Luftabwehr zudem Berichten zufolge ein unbekanntes Flugobjekt nahe des Urlaubsorts Dahab ab. Kam auch das von den Huthi?
"Wir hegen keine Feindseligkeiten gegen die Huthi", betont der ägyptische Militärbeobachter Lamis el Hadidi. "Im Gegenteil, sie wissen, dass Ägypten ein aufrichtiger Vermittler ist, der Einfluss auf alle Parteien hat. Also, Ägypten hat keine Probleme mit den Huthi."
Sollten die Huthi durch ihre Angriffe die Schifffahrt im Roten Meer zum Erliegen bringen, hätte das weitreichende Auswirkungen auf den gesamten Welthandel. Bislang fährt etwa jedes zehnte internationale Handelsschiff durch den Suezkanal. Allein in diesem Jahr waren das ägyptischen Behörden zufolge mehr als 26.000 Schiffe.