Thailändische Jungs in der Höhle

Thailand Tham-Luang-Rettung jährt sich zum fünften Mal

Stand: 09.07.2023 10:31 Uhr

Vor fünf Jahren glückte die spektakuläre Rettung einer Jugend-Fußballmannschaft aus der Tham-Luang-Höhle in Thailand. 17 Tage waren zwölf Jungen und ihr Trainer eingeschlossen. Was ist aus den Geretteten seit damals geworden?

Von Anna-Lou Beckmann, ARD-Studio Singapur

Direkt nach der Rettung ging es für die zwölf Jungen und ihren Trainer für zahlreiche Untersuchungen und eine Woche Quarantäne ins Krankenhaus. Direkt nach ihrer Entlassung folgen unzählige Interviews und Reisen in die ganze Welt - wie etwa zum Fußballclub Manchester United.

Drei der Spieler, sowie ihr Trainer Ekkapol Chantanong, waren zum Zeitpunkt des Höhlenunglücks noch staatenlos. Sie alle erhielten noch 2018, wenige Monate nach der Rettung, die volle thailändische Staatsbürgerschaft.

"Mister E.", wie die Jungen ihren Trainer damals nannten, gründete seine eigene Fußballakademie in Thailand. Dort will er vor allem das Potential von Kindern aus ärmeren Verhältnissen fördern.

Noch heute verfolgt er, was seine damaligen Spieler mittlerweile machen, wie er einem britischen Kamerateam erzählt: "Ich bin sehr stolz, weil einige der Kinder ihre Ziele erreicht haben." Einige wollen Profifußballer werden, andere studieren und ihre Ausbildung erfolgreich abschließen, sagt Chantanong.

Das Interesse der Öffentlichkeit reißt nicht ab

Titan, der damals mit elf Jahren der jüngste Spieler war, trainiert noch immer bei "Mister E." - jetzt in der neuen Akademie. Im Interview mit der BBC berichtet er, wie er die Zeit nach der Rettung erlebt hat. Zuerst sei es schwierig gewesen. Er habe sich daran gewöhnen müssen, dass so viele Leute ihn erkannten. "Ich habe nicht gewusst, wie ich mich verhalten soll", sagt Titan. Bei Interviews vor Kameras sei er angespannt gewesen, doch mittlerweile wisse er mit der Situation umzugehen.

Auch viele der anderen Jungen spielen immer noch Fußball. Sie laden davon Videos in sozialen Netzwerken hoch, haben teilweise 100.000 Follower auf Instagram. Das Interesse an ihnen reißt nicht ab.

Filme, ein Buch, eine Miniserie

Und ihre Geschichte wird aufwendig vermarktet. Es wurde ein Dokumentarfilm für den Streamingdienst Disney Plus gedreht, es folgte eine Amazon-Prime-Produktion, ein Buch und im vergangenen Jahr erschien eine sechsteilige Mini-Serie auf Netflix.

Die Rechte an dem Erlebten hält eine regierungsnahe Marketingfirma in Bangkok. Sie verlangt Medienberichten zufolge umgerechnet mehrere Tausend Euro für Interviews mit den Jungs - Geld, das die Familien dankend annehmen.

 

Sprungbrett ins Ausland

Der Kapitän des damaligen Teams, Dom, schaffte sogar das, wovon die meisten träumen: Eine britische Fußballakademie nahm ihn auf. Eine Karriere als Profifußballer rückte in greifbare Nähe. Doch Anfang des Jahres kam die traurige Nachricht: Der mittlerweile 18-Jährige starb an den Folgen eines Sturzes. 

Dom war nicht der Einzige, der Thailand verließ. Adul, der die britischen Rettungstaucher bei ihrer Ankunft in der Höhle damals auf Englisch begrüßt hatte, studierte mit einem Stipendium in Amerika. Seinen Master hat er im Juni absolviert. Stolz postete er einen Ausschnitt seiner Abschlussrede, die er stellvertretend für seinen Jahrgang halten durfte.

Adul spricht fünf Sprachen. Der "New York Times" sagte er in einem Interview, sein großes Ziel sei es, eines Tages für die Vereinten Nationen zu arbeiten.

Vom Unglücksort zur Touristenattraktion

Und während die Jungen weltweite Berühmtheit erlangten, ist die Tham-Luang-Höhle zu einer beliebten Touristenattraktion geworden. Links und rechts der Hauptstraße des Ortes gibt es mittlerweile viele Restaurants und Souvenirshops. Außerdem wurde ein Museum gebaut, das die Geschichte der Rettungsaktion erzählt. Davor stehen riesige Statuen der zwölf Jungen, des Trainers und des Tauchers, der bei der Rettung verstorben ist.

Anlässlich des fünften Jahrestages soll an der Höhle eine buddhistische Gedenkfeier stattfinden. Außerdem werden neue Führungen durch die Höhle angeboten.  

Anna-Lou Beckmann, NDR, zzt. Singapur, tagesschau, 10.07.2023 06:55 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten am 10. Juli 2018 die tagesschau um 14:00 Uhr