Demonstranten halten ein Bild der gestorbenen Kurdin Amini in die Höhe.

Proteste nach dem Tod von Amini Weiterer Demonstrant im Iran hingerichtet

Stand: 23.01.2024 15:13 Uhr

Bei den landesweiten Protesten nach dem Tod von Mahsa Amini 2022 im Iran ließ das Regime viele Menschen inhaftieren, einige wurden zum Tode verurteilt. Nun wurde erneut ein Demonstrant hingerichtet. Er soll einen Polizisten überfahren haben.

Der Iran hat ein weiteres Todesurteil im Zusammenhang mit den Protesten nach dem Tod von Mahsa Jina Amini im Herbst 2022 vollstreckt. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) berichtete, dass der 24-jährige Mohammad Ghobadlou hingerichtet wurde.

Ghobadlou sei psychisch krank gewesen und in der Haft gefoltert worden, so sein Anwalt. Er war wegen "Korruption auf Erden" und wegen des Vorwurfs der Tötung eines Polizisten verurteilt worden. Er war einer der ersten Iraner, die bei den landesweiten Protesten nach dem Tod Aminis verhaftet wurden.

Hinrichtung war zunächst ausgesetzt

Der Oberste Gerichtshof Irans hatte im Februar 2023 eine Aussetzung der Hinrichtung Ghobadlus gewährt und den Fall an ein anderes Gericht verwiesen. Am Dienstag billigte das Gericht schließlich die Verhängung der Todesstrafe. Das Todesurteil gegen Ghobadlou sei "heute Morgen nach einem 487 Tage dauernden Rechtsverfahren vollstreckt" worden, erklärte die iranische Justizbehörde anschließend auf ihrer Webseite Misan Online. 

Der Tod von Mahsa Jina Amini sorgte international für Proteste. Die junge Frau starb im September 2022 in Polizeigewahrsam, sie soll gegen die Kopftuchpflicht verstoßen haben. Laut Menschenrechtlern kamen bei der Niederschlagung der Proteste gegen Aminis Tod etwa 500 Menschen ums Leben. Die Hinrichtung Ghobadlous war bereits die achte seit Jahresbeginn im Zusammenhang mit den Protesten. 

Undurchsichtige Verfahren und Folter

Laut Behörden wurde am Dienstag auch der Kurde Farhad Salimi hingerichtet. Er war nach Angaben der IGFM zuvor 14 Jahre lang inhaftiert gewesen. Salimi habe vor der Vollstreckung der Todesstrafe nicht mehr seine Familie sehen dürfen. Laut der IGFM droht mehreren weiteren kurdischen Gefangenen die Hinrichtung.

Nach China ist der Iran das Land mit den weltweit meisten Hinrichtungen pro Jahr. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International kritisieren unter anderem undurchsichtige Verfahren und häufig durch Folter erzwungene Geständnisse, die zu den Todesstrafen führen.

Uwe Lueb, ARD Istanbul, tagesschau, 23.01.2024 15:41 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk in den Nachrichten am 23. Januar 2024 um 09:00 Uhr.